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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft
Autoren: Linda Howard
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sie wegkriechen konnte, war er schon wieder über ihr, und sie schrie laut auf, als er sich von hinten Zugang verschaffte. Sie war vollkommen hilflos, sein Gewicht drückte sie zu Boden, und weder mit den Beinen noch mit den Armen wurde sie ihn los. Er benutzte sie, tat ihr absichtlich weh. Noch vor fünf Minuten hatte sie seine rauhe Art erregt, doch nun war ihr so übel, daß sie die Zähne zusammenbeißen mußte, um sich nicht zu übergeben.
    Mit dem Gesicht in die Decke gepreßt, wünschte sie sich zu ersticken, auf alle Fälle dieser unerträglichen Situation zu entfliehen. Aber noch schlimmer als der brennende Schmerz seines Betrugs war die bittere Erkenntnis, sich das alles selber zuschreiben zu müssen. Sie hatte sich ihm eifrig genug ergeben und nicht nur zugelassen, daß er sie wie ein Stück Dreck behandelte, sondern es sogar noch genossen! Wie unglaublich dumm sie doch gewesen war, von Liebe und Heirat zu träumen, um ihren Ausflug in verbotene Gefilde zu rechtfertigen.
    Mit unbeschreiblichen Geräuschen kam er zum Ende, zog sich dann aus ihr zurück und fiel schweratmend seitlich auf die Decke. Sie blieb regungslos liegen und versuchte verzweifelt, sich zu fassen, ihre Würde zurückzugewinnen. Blind vor Wut schwor sie Rache. Mit ihren zerrissenen Sachen, den Abdrücken seiner Hand auf ihrer Wange, konnte sie ohne weiteres nach Hause eilen und Vergewaltigung schreien. Dieses Stigma würde er nie mehr los, das wußte sie; immerhin war sie eine Davenport.
    Aber so dreist wollte sie nicht lügen. Der Fehler, die Schwäche, lag bei ihr. Sie hatte ihn in ihrem Körper willkommen geheißen. Diese letzten paar Minuten Qual waren eine mehr als verdiente Strafe für ihre monumentale Blödheit. Solch eine Lektion würde sie nie vergessen; die Erniedrigung, die Erfahrung der Wertlosigkeit begleiteten sie sicherlich für den Rest ihres Lebens.
    Die Schuldgefühle erstickten sie beinahe. Sie hatte diesen Weg freiwillig eingeschlagen, doch nun reichte es ihr. Sie würde den Erben heiraten, so wie es jeder von ihr erwartete und hinfort eine pflichtbewußte Davenport sein.
    Schweigend setzte sich sich auf und begann sich anzuziehen. Seine eisblauen Augen beobachteten sie mit Geringschätzung. »Was ist denn los?« höhnte er. »Hast du etwa geglaubt, was Besonderes zu sein? Da steck ich dir mal ein Licht auf, Baby: Ein Fick ist ein Fick, und dein Name ändert daran auch nichts. Was ich von dir gekriegt habe, krieg ich mit links von jeder anderen Schlampe.«
    Sie zog ihre Schuhe an und stand auf. Seine Worte verletzten sie zutiefst, aber sie ließ sich nichts anmerken. Statt dessen sagte sie nur: »Ich werde nicht mehr wiederkommen.«
    »Sicher wirst du«, erwiderte er träge, streckte sich und kratzte sich den Bauch. »Denn das, was du von mir kriegst, kriegst du von keinem anderen.«
    Ohne einen Blick zurückzuwerfen, schritt sie zu ihrem Pferd und schwang sich schwerfällig in den Sattel. Der Gedanke, zurückzukommen, um sich weiter wie eine Hure benutzen zu lassen, ließ ihren Mageninhalt erneut scharf und bitter hochsteigen; am liebsten hätte sie ihm einen Tritt versetzt für seine bösartige, unglaubliche Arroganz. Sie würde die heiße, seelenzerstörende Leidenschaft, die sie mit ihm erlebt hatte, vergessen und sich mit dem ihr zugedachten Dasein zufriedengeben. Es gab für sie absolut nichts Schlimmeres, als zu ihm zurückzukriechen und den Triumph in seinen Augen zu lesen, wenn er sie nahm.
    Nein, dachte sie, während sie davongaloppierte, ich werde nicht mehr zurückkommen. Lieber sterbe ich, als nochmal Harper Neeleys Hure zu spielen.

Erster Teil
    Ein Ende und
    ein neuer Anfang

1
    »Was sollen wir bloß mit ihr anfangen?«
    »Also wir können sie beim besten Willen nicht nehmen.«
    Die Unterhaltung wurde leise geführt, aber Roanna verstand trotzdem jedes Wort und wußte, daß alle über sie sprachen. Sie zog ihre Knie an die Brust, rollte ihren kleinen, mageren Körper zu einer noch festeren Kugel zusammen und starrte reglos aus dem Fenster auf den gepflegten Rasen von Davenport, dem Haus ihrer Großmutter. Andere Leute hatten Vorgärten, doch ihre Großmutter besaß einen englischen Rasen. Das Gras bildete eine saftig grüne Decke, und sie liebte es, barfuß darauf herumzulaufen, wie auf einem Freilandteppich. Jetzt jedoch war ihr gar nicht danach zumute, rauszulaufen und zu spielen. Sie wollte einfach nur hier sitzen, am großen Panoramafenster des Wohnzimmers, dem Fenster, das sie insgeheim als ihr
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