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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft
Autoren: Linda Howard
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Mußt ... das Kind loswerden. Abtreibung! Sie lachte ... und ich gab ihr ... eine Ohrfeige. Da wurde sie wild ... hat mich umgestoßen ... mich getreten ... Trachtete mir nach dem Leben ... glaube ich. Hab dann den Schürhaken ... genommen ... wieder wollte sie sich ... auf mich stürzen. Da habe ich ... zugeschlagen«, sagte sie, und die Tränen rannen über ihre runzligen Wangen.
    »Ich ... habe sie geliebt«, ihre Stimme erstarb, und sie schloß die Augen. »Aber ich konnte ... nicht zulassen, daß sie dieses Kind austrug.«
    Ein leises Füßescharren war von der Glastür her zu vernehmen. Webb drehte sich um und sah einen völlig übermüdeten Booley dort stehen. Er fixierte ihn kurz und wandte sich wieder Lucinda zu.
    »Du hast recht gehabt«, murmelte er und beugte sich über sie. »Ich verstehe schon. Jetzt werd erst mal wieder gesund. Du mußt auf unserer Hochzeit dabeisein, oder ich bin schwer enttäuscht. Und das würde ich dir nie verzeihen!«
    Er schaute zu Roanna hinüber, die ebenfalls Booley anstarrte. Ihre braunen Augen blickten kühl, ein Blick, der ihn davor warnte, etwas zu tun oder zu sagen, das Lucinda aufregen könnte.
    Booley bedeutete Webb, daß er ihn draußen sprechen wollte. Webb tätschelte Lucindas Hand und legte sie vorsichtig aufs Bett zurück. Dann schloß er sich dem ehemaligen Sheriff an.
    Schweigend verließen sie die Intensivstation und gingen den langen Gang entlang am Wartezimmer vorbei, wo zahlreiche Angehörige unermüdlich ausharrten. Booley warf einen Blick auf die Versammelten und schlurfte weiter.
    »Macht jetzt wohl alles einen Sinn«, sagte er ernst.
    Webb schwieg.
    »Hat keinen Zweck, die Sache weiterzuverfolgen«, überlegte Booley. »Neeley ist tot, und es wäre sinnlos, Lucinda vor Gericht zu zerren. Gibt ohnehin keine Beweise, bloß das Geschwätz einer sterbenden Frau. Warum unnötig Staub aufwirbeln, wegen nichts ...«
    »Ich wäre Ihnen wirklich dankbar, Booley«, seufzte Webb. Der alte Mann schlug ihm auf den Rücken und maß ihn mit einem forschenden Blick. »Es ist vorbei, mein Sohn«, sagte er. »Zeit, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und weiterzugehen.« Damit drehte er sich um und schleppte sich zum Aufzug, und Webb kehrte auf die Intensivstation zurück. Er wußte, was Booley ihm damit signalisieren wollte. Beshears hatte nicht allzu viele Fragen über Neeleys Tod gestellt, ja sogar ein paar Routinepunkte gemieden.
    Carl Beshears war kein Greenhorn. Er erkannte eine Exekution, wenn er eine vor sich hatte.
    Webb trat erneut an Lucindas Bett, wo Roanna saß und ihrer Großmutter leise Trost zusprach. Diese schien eingeschlafen zu sein. Roanna blickte auf, und ihm stockte der Atem, als er sie so ansah. Am liebsten hätte er sie in seine Arme gerissen und nie mehr losgelassen; um Haaresbreite hätte er sie verloren. Als sie ihm danach von ihrem Zusammenstoß mit Neeley erzählte, weil dieser sein Pferd mißhandelte, da war Webb fast das Blut in den Adern gefroren. Denn schon kurz danach ereignete sich dieser sogenannte Einbruch, und Roanna war dem Killer buchstäblich in die Arme gelaufen. Natürlich mußte er geargwöhnt haben, daß sie ihn bestimmt wiedererkannte. Er hätte sie damals umgebracht, dessen war sich Webb sicher, wenn Roanna nicht kurz wach geworden wäre und geschrien hätte. Seine Idee, zu verbreiten, daß sie durch die Gehirnerschütterung teilweise ihres Gedächtnisses verlustig gegangen sei, hatte ihr zweifellos das Leben gerettet; denn Neeley würde sich sonst weit früher wieder an sie herangemacht haben, bevor Webb die Alarmanlage hätte installieren lassen können.
    Doch dann nahm Neeley sie tatsächlich ein zweites Mal aufs Korn, und damit hatte er sein Todesurteil unterschrieben.
    Webb ging zu ihr und strich ihr zärtlich über Haar und Wange. Sie legte den Kopf an seine Brust und rieb sich erleichten an seinem Hemd. Nichts hatte da lange erklärt werden müssen – als er sich zu ihr umdrehte, nachdem es vorbei war, hatte sie ihm unmerklich zugenickt.
    »Sie schläft«, flüsterte Roanna leise. »Aber sie wird wieder heimkommen. Ich weiß es.« Sie hielt inne. »Ich habe ihr von dem Baby erzählt.«
    Webb kniete nieder und schlang die Arme um sie, und sie neigte den Kopf auf sein Haar. Da wußte er, daß er seine ganze Welt in Armen hielt.
    Ihre Hochzeit ging in aller Stille vonstatten. Es war eine sehr kleine Feier, über einen Monat später als ursprünglich geplant.
    Sie wurde im Garten abgehalten, kurz nach Sonnenuntergang.
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