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Da Vincis Fälle Doppelband 1 und 2 (German Edition)

Da Vincis Fälle Doppelband 1 und 2 (German Edition)

Titel: Da Vincis Fälle Doppelband 1 und 2 (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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– und dann wäre Schluss gewesen mit den Ausflügen durch den Kanal. Ich hätte nichts mehr herausbekommen können.“
    Luca atmete tief durch. Dieses Argument leuchtete ihm offenbar ein. Jetzt erst erzählte Leonardo ihm und Carlo den Rest der Geschichte, einschließlich der Sache mit Bartolos Beichte.
    „Das heißt, du hast nicht übertrieben, als du gesagt hast, dass du den Fall so gut wie aufgeklärt hast!“, staunte Luca. Leonardo nickte. „Wenn der Pater aussagen würde, könnte man Bartolo verhaften. Aber der würde die Schuld nicht allein auf sich nehmen, sondern diejenigen verraten, die ihn beauftragt haben.“
    „Enrico Scirea!“, schloss Luca. „Und wenn man den hat, wird der die Schuld auch nicht alleine tragen und die preisgeben, die ihm das Geld gegeben haben, um Bartolo und seine Leute anzustellen!“
    „Aber ohne den Pater wird das alles nichts, oder?“, fragte Carlo.
    „Du hast es erfasst“, nickte Leonardo. „Aber ich werde ihn wieder besuchen…“
    „Den Pater?“, hakte Carlo nach. „Glaubst du denn, du kannst ihn doch noch überzeugen?“
    Darauf gab Leonardo keine Antwort. „Ich glaube, ich zeichne jetzt erstmal was“, meinte er. Irgendwie musste er sich ja beruhigen.
    „Wieder eine Maschine?“, fragte Luca.
    Leonardo schüttelte den Kopf. „Nein, diesmal keine Maschine.“
    „Was dann?“, wollte Luca wissen.
    „Eine Stadt. Und zwar eine Stadt, die Leitungen besitzt, durch die das Wasser zu den Häusern fließt – und Leitungen, durch die es wieder abfließen kann. Und eigentlich wäre es auch sehr praktisch, wenn das Wasser schon gleich warm aus dieser Leitung herausgeschossen käme und nicht erst über dem Herd erhitzt werden müsste…“
     
     
    10.Kapitel
    Sprechende Bilder
    In den nächsten Tagen verließ Leonardo des Öfteren das Haus der di Gioias und besuchte die Kirche von Pater Rigoberto. Der Geistliche schien sich sogar darüber zu freuen, dass Leonardo sich für seine Malerei interessierte. Der Junge schaute aufmerksam zu, während die Gesichter der Jünger und der römischen Soldaten entstanden.
    „Wenn du willst, kannst du mir gerne helfen“, sagte der Pater. Leonardo hatte nichts dagegen – schon deshalb, weil er dadurch viel lernen konnte. Der Pater zeigte ihm, wie er die Farben mischte und wie man die Pinsel reinigte.
    Dabei unterhielten sie sich. Allerdings vermied es Leonardo dabei, den Pater noch einmal darauf anzusprechen, ob er es sich mit dem Beichtgeheimnis nicht doch noch überlegen wollte. Pater Rigoberto hatte ganz klipp und klar gesagt, dass es für ihn nicht in Frage kam, der Stadtwache, einem Richter oder sonst jemandem gegenüber davon zu berichten, was Bartolo gebeichtet hatte.
    Und Leonardo hatte das Gefühl, dass der Widerstand des Paters allein gegen den Gedanken daran, nur noch stärker wurde, wenn er ihn bedrängte. Auf der anderen Seite hatte Leonardo durchaus das Gefühl, dass dem Pater nicht wohl in seiner Haut war. Eines der Gesichter, an denen Pater Rigoberto gerade arbeitete, kam Leonardo irgendwie bekannt vor. Der Geistliche verfeinerte es noch mit ein paar Pinselstrichen, sodass die Gesichtszüge noch deutlicher hervortraten.
    Leonardo glaubte, seinen Augen nicht zu trauen. Wie gebannt starrte er auf das Gesicht des römischen Hauptmanns, der die Truppe anführte, die gerade im Begriff war, Jesus zu verhaften.
    „Nun, ist es einigermaßen geworden, Leonardo?“
    „Es ist… beängstigend!“, stieß Leonardo hervor.
    „Warum ist es beängstigend? Das ist ein römischer Hauptmann und wie du weißt sind die römischen Legionäre seit langem Vergangenheit.“
    „Ich meinte das Gesicht!“
    „So?“
    „Ich bin mir sicher, dass ich diesen Mann schon einmal gesehen habe!“
    „Das ist durchaus möglich. Wie gesagt, manch reiche Bürger lassen hier für eine Spende ihr Gesicht verewigen.“
    „Michele D’Andrea!“, stieß Leonardo hervor. „Er ist es, den Ihr gemalt habt, nicht wahr? Kein Wunder, ihm gehört eine Bank und er dürfte einer der reichsten Männer von Florenz sein.“
    Pater Rigoberto lächelte verhalten. „Wenn du ihn erkennst, kann das Bild nicht allzu schlecht geraten sein.“
    „Kostet es eigentlich unterschiedlich viel, je nachdem, wem man das Gesicht auf dem Bild leihen will?“
    „Aber sicher!“, nickte der Pater.
    „Ich nehme an, am meisten kostet es, Jesus zu sein – und am preiswertesten ist der Judas!“, vermutete Leonardo. „Der hat Jesus schließlich für dreißig Silberlinge verraten
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