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CyberCrime

CyberCrime

Titel: CyberCrime
Autoren: M Glenny
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Carder-Foren wie Shadowcrew und DarkMarket und insbesondere an solchen englischsprachigen Sites mit hoher Mitgliederzahl zu beteiligen, stellte jetzt ein unannehmbar hohes Risiko dar.
    Manches deutete darauf hin, dass Mitglieder, denen es vor allem nicht um ihren Ruf, sondern um das große Geld ging, auf DarkMarket weniger präsent waren als zuvor auf Shadowcrew. Die Zahl der Postings von Personen wie Freddybb nahm beim Übergang von der einen zur anderen Site stark ab. Auf Shadowcrew hatte er 50 öffentliche und 200 private Nachrichten gepostet. Auf DarkMarket lagen die entsprechenden Zahlen bei 15 und 12. Als der US -amerikanische Secret Service für die Schließung von Shadowcrew sorgte, war eindeutig bewiesen, wie verletzlich solche Sites sind. Freddybb hatte seine Lektion gelernt: Werde weniger sichtbar.
    Aber abgesehen von der Gefahr der Enttarnung hatten die Carderforen ohnehin ihre nützliche Phase hinter sich. Über diese Websites hatten die Kriminellen in den nahezu zehn Jahren ihrer Aktivität globale Netzwerke von Personen aufgebaut, denen sie vertrauen konnten. Ob als Käufer oder Verkäufer illegal erworbener Daten und Dokumente – sie hatten ihren Markt gefunden.
    Nachdem aber enthüllt war, dass es sich bei Master Splyntr um Keith Mularski handelte und dass DarkMarket zum Teil ein Spitzelunternehmen der Behörden war, beschleunigte sich zweifellos das Verschwinden der Carder-Foren. Damit wurde auch die langfristige Strategie des FBI und seiner westeuropäischen Partnerbehörden zerstört. Man hatte geplant, Master Splyntr als ehrlichen Carder, der die Übernahmeversuche des FBI zunichtegemacht hatte, wiederauferstehen zu lassen, damit er dann in der Bruderschaft der Carder noch größeres Vertrauen verdiente.
    Stattdessen vergruben sich Hacker, Cracker und Cyberkriminelle nach der DarkMarket-Affäre noch tiefer im digitalen Untergrund. Außerdem findet in der Branche eine zunehmende Spezialisierung statt. Hacker und Schadsoftware-Programmierer entwickeln Designerprogramme, die auf ganz bestimmte Systeme zielen oder bestimmte Informationen beschaffen. Diese Programme verkaufen sie dann an eine Gruppe, die den eigentlichen Einbruch in ein Geldinstitut oder die Rechner seiner Kunden vollzieht. Haben diese dann Zugang zu dem Geld, nehmen sie Kontakt zu einem »Maultierhirten« auf, einer Person oder einer Gruppe, die »Geld-Maultiere« auf der ganzen Welt beschäftigt. Unzählige Werbeanzeigen auf Websites bieten Tätigkeiten an, die man zu Hause am Computer erledigen kann. Eine ganze Reihe davon wird von Maultierhirten geschaltet. Der Hirte bittet die potenziellen Maultiere, ihm ihre Bankkonten zur Verfügung zu stellen, und als Gegenleistung erhalten sie einen gewissen Prozentsatz der Summen, die über die Konten fließen.
    Wegen der Aufteilung der kriminellen Aktivitäten auf diese verschiedenen Gruppen können die Behörden jetzt nur noch schwer nachvollziehen, was sich tatsächlich abspielt und wer mit wem kooperiert. Auch die Verbreitung mobiler Geräte und Apps verschafft Cyberkriminellen gewaltige neue Möglichkeiten.
    Ein weiteres großes Problem ist die schnelle Zunahme der Zahl der Internetnutzer. Nach den Feststellungen westeuropäischer Polizeibehörden wächst die Gemeinschaft der kriminellen Hacker in China derzeit außerordentlich schnell. Bis vor kurzer Zeit war der 419-Scam oder Vorschussbetrug die Domäne westafrikanischer und insbesondere nigerianischer Verbrechergruppen. Die stolzen Urheber dieser bizarren E-Mails drängen den Empfänger, ihnen beim Transfer der Dollarmillionen eines verstorbenen Diktators zu helfen.
    Der 419-Betrug – die Zahl spielt auf den betreffenden Paragrafen im nigerianischen Strafgesetzbuch an – ist ein sehr alter Trick. Er bildete bereits das Kernstück der Komödie The Alchemist , die der Bühnenautor Ben Jonson in elisabethanischer Zeit schrieb. Im Kern überredet der Betrüger sein Opfer, ihm eine kleine Geldsumme zur Verfügung zu stellen, indem er verspricht, das Opfer werde daraufhin später eine viel größere Summe erhalten. Später zapft er das Opfer immer wieder um weitere Beträge an, oder er verschwindet einfach mit der ersten Rate. In elisabethanischer Zeit war so etwas zwar möglich, es war aber ein mühsames Geschäft. Äußerst lukrativ wurde es jedoch durch das Internet: Mit Spam-E-Mails erreicht der Verbrecher ein Publikum von Zigmillionen Menschen. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, einen Dummen zu finden, stark an.
    Den 419-Betrug
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