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Cupido #1

Cupido #1

Titel: Cupido #1
Autoren: Jilliane Hoffman
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Stufen hinuntergleiten. Unten landete sie auf kühlen Fliesen. Hier war es etwas heller, es gab Fenster. Draußen war Nacht. Die Straßenlaternen warfen gelbes Licht durch die geschlossenen hölzernen Fensterläden. Am Ende des blaugelben Flurs stand ein schöner alter Schreibtisch und auf ihm das Telefon – neben den Fotos von Estelle und ihrer Familie.
    Jetzt wusste sie, wo sie war, wo sie die ganze Zeit gewesen war. Und dann lag sie weinend in der Dunkelheit, auf den mexikanischen Fliesen des hübschen spanischen Hauses auf der Almeria Road, in der tröstlichen Umgebung der Praxis ihres Psychiaters, und wartete, bis die Polizei kam.

99.
     
     
    «Boss, du bist echt ein Glückspilz. In der Bude sieht es ja aus wie in einem schlechten Horrorfilm. Alles voller Blut», sagte Manny, als er in ihr Zimmer polterte. Aus seinen Klamotten war er offensichtlich seit Tagen nicht herausgekommen, und ein schwarzer Vollbart überwucherte sein Gesicht. In einer Hand trug er einen Korb mit tropischen Blumen, in der anderen ein Tablett mit Pastelitos. «Die Blumen sind von den Jungs. Sogar Bowman, der alte Geizhals, hat was dazugegeben. Und die Pastelitos sind von mir. Der Doc hat gesagt, dass du eine Weile keinen Café con leche trinken sollst, deshalb kriegst du nur die Milch.»
    «Glückspilz?» C. J. verzog das Gesicht. «Hol du mir den Lottoschein, Bär. Ich glaub, dazu bin ich noch nicht in der Lage.» Das Atmen tat weh. Sprechen war noch schlimmer. «Vielen Dank. Sie sind wunderschön.»
    «Du siehst echt schrecklich aus, aber wenigstens bist du am Leben. Was man von Dr. Seltsam nicht gerade behaupten kann. Ich komme gerade aus seiner Praxis. Hübsches Loch, das du in seiner Brust hinterlassen hast, Boss. Und erst das am Hals. Hoffentlich fällt mir das rechtzeitig ein, bevor ich das nächste Mal in deinem Büro rauchen will. Was sagt der Arzt? Bekommen wir dich zurück, oder muss ich einen neuen Staatsanwalt finden, der mich Vernehmungen übers Telefon machen lässt?»
    «Drei gebrochene Rippen. Eine durchtrennte Sehne an der rechten Hand. Gehirnerschütterung. Pneumothorax. Aber sie wird wieder», sagte Dominick, der in einem Stuhl am Krankenbett saß, wo er die ganze Nacht gewacht hatte, seit sie eingeliefert worden war.
    «Ich stell die Blumen hierhin, neben die vierzigtausend Rosen. Ich frag mich, von wem die wohl kommen?» Manny lachte und warf  Dominick einen vielsagenden Blick zu.  «Du siehst auch echt
    schlimm aus, Dommy Boy. Aber du hast keine Entschuldigung.» Dann wandte er sich wieder C.J. zu, sein Gesicht bekam einen sanften Ausdruck. Sie sah die Besorgnis, die sich hinter der sonst so rauen Schale verbarg. «Ich bin froh, dass du wieder auf die Beine kommst. Ich hätte dich vermisst, Boss. Da hast du uns allen ja einen ganz schönen Schrecken eingejagt.»
    «Was habt ihr gefunden –?» Sie schluckte, versuchte, den Satz zu beenden.
    «Nicht sprechen. Das tut ja schon beim Zuhören weh.» Sein granteliger Ton war irgendwie tröstlich. «Viel gab es ehrlich gesagt nicht zu finden. Dr. Seltsams Todeskammer war ein ausgewachsener OP, vor allem was die Instrumente und die Körperflüssigkeiten angeht. Aber das war's auch schon. Das Herz, das du gesehen haben willst, konnten wir nicht finden. Der Kristallkübel ist sauber. Keine Leiche in der Praxis oder der Wohnung, die wir gerade auseinander nehmen. Alles spiegelblank. Keine Fingerabdrücke, kein Blut, außer natürlich das des Onkel Doktors, das ist überall und auf allem. Er war total ausgelaufen, als wir ihn gefunden haben. Wenn es dort oben noch Blut von irgendjemand anders gegeben hat, dann finden wir das jetzt bestimmt nicht mehr. Die Polizei aus Fort Lauderdale ermittelt in dem Club, wo die Studentin verschwunden ist, aber zu dieser Jahreszeit sind dort vor allem Touristen, und keiner hat ihn bis jetzt wiedererkannt.»
    «Ich fürchte, wir werden nichts finden, C.J.», sagte Dominick behutsam.
    «Was? Glaubt ihr, ich habe mir das alles nur eingebildet?»
    Dominick schwieg. Jetzt ergab alles Sinn. Zu viel Sinn. Chambers hatte die Polizeiverbindung. Als polizeilicher Ratgeber hatte er Zugang zu allen Informationen gehabt. Man musste nur wissen, wo man zu suchen hatte. Auf jede Aktion gab es eine Reaktion. Und wenn man eine Theorie zu intensiv verfolgte, zu offen, dann konnte die Reaktion tödlich sein. Er wollte lieber nicht zu weit gehen. An manche Dinge rührte man besser nicht. Schließlich sagte er: «Nein. Ich glaube, er wollte, dass du glaubst,
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