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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue
Autoren: Jack Vance
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Flutic, der Wohnsitz Meister Twangos. Was ist Euer Begehr?«
    »Nichts Außergewöhnliches«, erwiderte Cugel ein wenig von oben herab. »Ich bin ein Reisender und fürchte, ich habe mich verirrt. Ich werde deshalb Meister Twangos Gastfreundschaft in Anspruch nehmen müssen, für heute nacht zumindest.«
    »Völlig unmöglich. Aus welcher Richtung kommt Ihr denn?«
    »Aus dem Osten.«
    »Dann braucht Ihr nur der Straße weiter zu folgen, durch den Wald und über den Berg nach Saskervoy. Im Gasthaus zu den Blauen Lampen findet Ihr angemessene Unterkunft.«
    »Das ist zu weit, ganz abgesehen davon haben Schurken mich meines Geldes beraubt.«
    »Ihr werdet hier kein Glück haben. Meister Twango ist sehr knausrig gegenüber Bedürftigen.« Der Alte wollte die Tür schließen, doch Cugel stellte den Fuß in den Spalt.
    »Wartet! Ich bemerkte zwei weiße Gestalten am Waldrand und wage meinen Weg in der Dunkelheit nicht weiter fortzusetzen.«
    »Oh, in dieser Beziehung kann ich Euch einen guten Rat geben. Die Kreaturen sind wahrscheinlich Schnabelschleimer oder hyperboreanische Faultiere, wenn Ihr Euch darunter mehr vorstellen könnt. Kehrt an den Strand zurück, watet zehn Fuß ins Wasser, dann werdet Ihr vor ihrer Gier sicher sein. Morgen könnt Ihr nach Saskervoy weiterwandern.«
    Die Tür schwang zu. Cugel blickte besorgt über die Schulter. Am Garteneingang, wo dichte Eiben den Weg säumten, bemerkte er zwei reglose weiße Gestalten. Erneut zog Cugel heftig am Glockenstrang.
    Langsame Schritte tappten herbei. Wieder ging die Tür auf. Der Alte spähte heraus. »Ja?«
    »Die Ghule sind jetzt im Garten! Sie versperren den Weg zum Strand!«
    Der Alte öffnete den Mund zu einer Entgegnung, dann blinzelte er, als ihm ein neuer Gedanke kam. Er legte den Kopf schräg und sagte listig: »Ihr habt keine Mittel?«
    »Nicht einen Heller!«
    »Nun denn, was haltet Ihr von einer Anstellung?«
    »Viel, wenn ich die Nacht überlebe!«
    »In diesem Fall ist Euch das Glück hold. Meister Twango hat Bedarf an einem willigen Arbeiter.« Der Alte schwang die Tür auf, und Cugel trat dankbar ein.
    Mit fast übertriebener Verbeugung schloß der Alte die Tür. »Kommt, ich führe Euch zu Meister Twango, er wird Euch Art und Einzelheiten der Arbeit erklären. Wie möchtet Ihr ihm vorgestellt werden?«
    »Ich bin Cugel.«
    »So folgt mir. Ihr könnt Euch der sich bietenden Gelegenheit freuen!«
    Trotzdem zauderte Cugel. »Erzählt mir etwas über diese Anstellung. Immerhin bin ich ein bedeutender Mann und lasse mich nicht zu jeder Arbeit herab!«
    »Keine Angst. Meister Twango wird Euch standesgemäß behandeln. Ah, Cugel, Ihr werdet Euer Glück machen. Wäre ich nur wieder jung! Hierher, bitte.«
    Cugel hatte es nicht eilig. »Das Dringlichere zuerst. Ich bin müde, denn die Reise war anstrengend. Ehe ich mich mit Meister Twango unterhalte, möchte ich mich erfrischen und, wenn möglich, einen Bissen zu mir nehmen. Ich würde sagen, wir warten bis morgen, wenn ich imstande sein werde, einen weit besseren Eindruck zu machen.«
    Darauf ließ der Alte sich nicht ein. »In Flutic geht alles. Das Züngelchen der Waage darf nicht schwanken. Wem sollte ich denn Eure Erfrischung berechnen? Gark? Gookin? Oder gar Meister Twango? Unmöglich! Unvermeidbar würde Weamish, also ich, damit belastet werden! Kommt nicht in Frage! Endlich ist mein Konto ausgeglichen, und ich habe vor, in den Ruhestand zu treten.«
    »Davon verstehe ich nichts«, brummelte Cugel.
    »Ah, das werdet Ihr noch! Kommt jetzt: zu Twango!«
    Mißmutig folgte Cugel Weamish in ein Gemach mit vielen Schränken und Regalen: offenbar ein Lagerraum für Kuriositäten.
    »Wartet einen Augenblick!« bat Weamish und hüpfte auf dürren Beinen aus dem Gemach.
    Cugel schritt dahin und dorthin, betrachtete die Kuriosa und schätzte ihren Wert. Wie erstaunlich, derartige Dinge an einem so abgelegenen Ort zu finden! Er bückte sich, um ein Paar fast menschlich wirkende Statuetten zu betrachten, die bis in die kleinste Kleinigkeit sorgfältig ausgearbeitet waren. Eine handwerklich großartige Arbeit, dachte Cugel.
    Weamish kehrte zurück. »Twango bittet Euch noch kurz um Geduld und bietet Euch zur Labung diese Schale Eisenkrauttee an, dazu zwei nahrhafte Waffeln, ohne sie Euch in Rechnung zu stellen.«
    Cugel trank den Tee und verschlang hungrig die Waffeln. »Twangos Gastlichkeit, obgleich hauptsächlich symbolisch, ehrt ihn.« Er deutete auf die Schränkchen. »Ist das alles Twangos persönliche
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