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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue
Autoren: Jack Vance
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Seine Stellung wird nunmehr frei. Ist Euch der Name ›Sadlark‹ bekannt?«
    »Ehrlich gesagt, nein.«
    »Dann werde ich wohl kurz abschweifen müssen. Während der Cutz-Kriege des achtzehnten Äons mischte der Dämon Unterherd sich in Angelegenheiten der Überwelt ein, so daß Sadlark herabsteigen mußte, um die Dinge wieder ins richtige Lot zu bringen. Aus rätselhaften Gründen – ich persönlich vermute einen Schwindelanfall, nichts weiter – stürzte Sadlark in den Morast und verursachte eine tiefe Grube, die sich in meinem Garten hinter dem Haus befindet. Bis zum heutigen Tag finden sich Sadlarks Schuppen. Sie sind die Schätze, die wir aus dem Schlamm bergen.«
    »Ihr seid wahrhaftig vom Glück gesegnet, daß die Grube so dicht bei Eurem Haus ist«, meinte Cugel. »Das erhöht die Leistungsfähigkeit.«
    Twango versuchte Cugels Überlegung zu folgen, gab es jedoch als hoffnungslos auf. »Stimmt«, murmelte er. Er deutete auf einen Tisch. »Dort steht eine stark verkleinerte Nachahmung Sadlarks!«
    Cugel trat näher, um sie zu betrachten. An ein Stützwerk aus Silberdrähten war eine große Zahl Silberschuppen befestigt. Der schlanke Rumpf ruhte auf einem Paar kurzer Beine, die in kreisrunden Flossen endeten. Einen Kopf hatte Sadlark nicht. Der Rumpf erhob sich glatt zu einem bugähnlichen Auswuchs, mit einer besonders ausgefallenen Schuppe bedeckt, aus deren Mitte sich etwas wie eine rote Knolle hob. Vier Arme hingen vom oberen Teil des Rumpfes. Weder Sinnesorgane noch ein Verdauungsapparat waren sichtbar. Aus reiner Neugier machte Cugel Twango darauf aufmerksam.
    »Ja, ja«, Twango nickte. »In der Überwelt sehen die Dinge wohl anders aus. Wie bei dem Modell war auch Sadlarks Körperbau ein schuppenbedecktes Gerüst, doch nicht aus Silberdrähten, sondern aus Kraftfäden. Als Sadlark in den Schlamm stürzte, machte die Nässe seine Kräfte zunichte, die Schuppen lösten sich von dem Stützwerk, und Sadlark wurde zerrüttet, was in der Überwelt gleichbedeutend mit sterblich ist.«
    »Wie bedauerlich.« Cugel kehrte zu seinem Stuhl zurück. »Sein Benehmen scheint mir von Anfang an etwas merkwürdig gewesen zu sein.«
    »Damit mögt Ihr recht haben.« Twango zuckte die Schulter. »Seine Beweggründe sind nicht so leicht zu verstehen. Doch jetzt zu unserer Sache: Weamish verläßt unsere kleine Gruppe, und sein Posten als Aufseher wird frei. Seid Ihr imstande, eine solche Stellung zu bekleiden?«
    »Das will ich doch meinen«, antwortete Cugel. »Ich interessierte mich schon immer für vergrabene Kleinodien!«
    »Dann dürfte die Stellung das richtige für Euch sein!«
    »Und meine Vergütung?«
    »Genau wie Weamishs, obgleich Weamish ein tüchtiger, erfahrener und langjähriger Mitarbeiter ist. Doch in solchen Fällen gibt es bei mir keine Günstlingswirtschaft.«
    »Nun, in runden Zahlen denn, wie viele Terces erhält Weamish?«
    »Ich ziehe es vor, solche Dinge vertraulich zu behandeln«, entgegnete Twango. »Doch ich glaube, Weamish hat nichts dagegen, wenn ich Euch verrate, daß er in der vergangenen Woche fast dreihundert Terces verdiente, und die Woche davor genausoviel.«
    »Wie wahr! Wie wahr!« rief Weamish.
    Cugel rieb sich das Kinn. »Eine solche Vergütung entspräche meinen Bedürfnissen.«
    »Wie gut«, meinte Twango. »Wann könnt Ihr eure Pflichten aufnehmen?«
    Cugel überlegte kurz. »Was die Berechnung der Entschädigung betrifft, sofort. Es bedarf jedoch einiger Tage, die Arbeitsweise zu studieren. Ich nehme an, Ihr werdet mir während dieser Zeit Unterkunft und Verpflegung stellen?«
    »Das könnt Ihr zu einem geringen Preis erhalten.« Twango erhob sich. »Aber ich halte Euch auf, wenn Ihr doch gewiß müde und hungrig seid. Als seine letzte Amtshandlung wird Weamish Euch zum Speiseraum führen, wo Ihr Euch nach Belieben bedienen dürft. Danach könnt Ihr Euch ausruhen, wie Ihr es für angemessen haltet. Cugel, ich heiße Euch in unserer Mitte willkommen. Morgen früh besprechen wir die Einzelheiten Eurer Vergütung.«
    »Kommt!« rief Weamish. »Zum Speiseraum!« Er rannte hinkend zur Tür, wo er stehenblieb und winkte. »Kommt schon, Cugel! In Flutic vergeudet man selten Zeit.«
    Cugel blickte Twango an. »Weshalb ist Weamish plötzlich so aufgekratzt? Und was heißt das, daß man keine Zeit vergeudet?«
    Voll belustigter Zuneigung blickte Twango auf Weamish. »Er ist unvergleichlich! Ihr braucht gar nicht zu versuchen, seine hohe Leistung zu erreichen. Es ist unmöglich, je einen
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