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Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Titel: Cry - Meine Rache Ist Dein Tod
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denken.
    »Cole hat geglaubt, du hättest eine Affäre. Wahrscheinlich mit Roy.«
    Angst schnürte Eve die Luft ab. An diesen Teil der Geschichte konnte sie sich leider tatsächlich nicht erinnern. Der Kopfschmerz hämmerte heftiger. »Zum Teufel damit.« Sie nahm ihre Handtasche wieder aus dem Wagen, kramte aus einem Seitenfach ein fast leeres Röhrchen Ibuprofen hervor und schluckte zwei Tabletten. »Ich sagte doch, ich will dieses Thema endlich ruhenlassen. Schluss mit der Diskussion.« Sie nahm Anna die Tasse aus der Hand und spülte die Tabletten mit lauwarmem Milchkaffee hinunter. »Himmel, der ist widerlich.«
    Eve spürte, wie ein Muskel unter ihrem Auge zuckte – der Vorbote einer neuerlichen Panikattacke. Ihr Herz raste, und sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.
    Nicht jetzt. Nicht hier. Eine ausgewachsene Angstattacke wäre Öl in Anna Marias Du-bist-noch-nicht-so-weit-dass-du-abreisen-kannst-Feuer. …
Eins …
Atmen! …
Zwei
… Denk an etwas Beruhigendes …
Drei …
Dein Puls beruhigt sich …
Vier …
    Als sie bis zehn gezählt hatte, atmete sie wieder normal, doch Anna musterte sie scharf. »Ich muss jetzt los.« Eve griff nach ihrer Kosmetiktasche. Nicht dass Schminke ihr jetzt etwas genutzt hätte – ihr Gesicht war immer noch ein wenig aufgedunsen, die Spuren der plastischen Chirurgie an ihrem rechten Auge waren noch nicht ganz verheilt. Sie legte die Kosmetiktasche neben den Transportkorb, drehte sich um und griff nach ihrem großen Rollkoffer.
    »Okay, also schön. Hey! Nein! Halt! Um Himmels willen, das darfst du nicht heben! Warte einen Moment, ja?« Anna stellte ihre Tasse ab und packte Eves Koffer. »Herrgott, der ist ja tonnenschwer. Was hast du eingepackt, Bleigewichte?«
    Eve lächelte matt. »Wenigstens hast du nicht gesagt ›eine Leiche‹.«
    »Nein, aber ich war kurz davor.«
    Aus dem Wageninneren ertönte gequältes Katzengeschrei. »Treibt dich das nicht in den Wahnsinn?«, fragte Anna.
    »Wahrscheinlich.« Eve öffnete den Kofferraum. »Aber ich werde es überleben.«
    »Hör mal, du bist wirklich unmöglich. Genauso stur wie deine Brüder.« Anna wehrte Eves Hilfe ab und wuchtete den Koffer allein in den Wagen. »Und erzähl mir jetzt nicht wieder, dass du nicht aus demselben Genpool stammst wie Kyle und Van. Das tut nichts zur Sache. Ihr seid alle unter demselben Dach aufgewachsen, und deswegen seid ihr alle so dickköpfig.«
    Eve hatte jeglichen Widerspruch aufgegeben. Mit Logik kam sie hier nicht weiter. Anna wusste sehr wohl, dass Eves ältere Brüder aus der ersten Ehe ihrer Mutter stammten und bereits zwölf beziehungsweise zehn Jahre alt waren, als Eve im Kleinkindalter von Melody und Terence Renner adoptiert wurde, doch in ihren Augen spielte das keine Rolle. Eve hegte den Verdacht, dass Anna Maria darauf bestanden hatte, sie nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus bei sich einzuquartieren. Sie konnte sich jedenfalls nicht vorstellen, dass Kyle es aus brüderlicher Liebe, Edelmut oder gar aus schlechtem Gewissen heraus vorgeschlagen hatte.
    Anna trank einen Schluck aus ihrer Tasse und verzog das Gesicht. »Du hast recht. Der Kaffee ist wirklich scheußlich.« Sie goss den Rest unter der Magnolie aus.
    »Sag ich doch.«
    »Also, wenn du denn unbedingt abreisen musst«, sagte Anna mit einem Blick zum finsteren Himmel, »dann fahr. Aber – Eve?«
    »Ja?«
    »Halte dich von Cole fern. Er ist einfach nicht gut für dich.«
    »Ich weiß.«
    »Das ist nicht die Antwort, die ich hören wollte.« Anna nahm Eve in die Arme und drückte sie an sich, als wollte sie sie am liebsten gar nicht fortlassen. Eve fragte sich, ob nur die Sorge um ihr Wohlergehen dahintersteckte oder ob ihre Schwägerin womöglich nicht mit ihrem Mann allein bleiben wollte. Sie selbst wusste nur zu gut, was für ein grüblerischer, launischer Tyrann ihr ältester Bruder sein konnte. Anna musste wirklich eine bemerkenswert starke Persönlichkeit sein, denn sie hatte sich all die Jahre hindurch nie von ihm unterkriegen lassen.
    »Pass auf dich auf, Anna«, flüsterte Eve bewegt. »Und danke für alles. Das werde ich dir nicht vergessen.«
    »Pass du auch auf dich auf.« Bevor der Abschied noch schwerer wurde, löste sich Eve aus Annas Umarmung, setzte sich ans Steuer und ließ den Motor an, ohne die schreiende Katze zu beachten. »Tschüs!«
    Anna zog bereits die Zigarettenschachtel aus ihrer Tasche. Sie klopfte die letzte Zigarette heraus und zerknüllte die Packung.
    Als Eves
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