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Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Titel: Cry - Meine Rache Ist Dein Tod
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auf sie geschossen, verdammt! Aber ihre Erinnerung an jene Nacht war lückenhaft, sagte sich Cole mit unterdrückter Wut.
    Deeds war drauf und dran gewesen, sich Eve vorzunehmen, sie als Schwachkopf, Lügnerin, als Frau ohne Moral und Gewissen hinzustellen, die einen »äußerst zweckdienlichen« Gedächtnisverlust erlitten hatte. Ja, er hatte sich innerlich gewunden, wenn Deeds davon sprach, sie ins Kreuzverhör zu nehmen. Doch schließlich, so sagte er sich, hatte sie ihn betrogen.
    Glücklicherweise kam der Fall nicht vor Gericht, auch wenn Cole aufgrund eines falschen Verdachts zunächst in Untersuchungshaft genommen wurde.
    Idioten!
    Cole trat vor den Spiegel und starrte böse hinein, sah jedoch nur sich selbst: harte blaue Augen unter dichten, finster zusammengezogenen Brauen, hohe Wangenknochen und ein schmaler Mund, dessen zusammengepresste Lippen fast weiß aussahen. Die Krähenfüße in den Augenwinkeln und die grauen Strähnen in seinem dunklen Haar schienen ausgeprägter als noch vor drei Monaten. Er war in dieser elenden Zelle um Jahrzehnte gealtert. Seine ausgewaschene Jeans und sein T-Shirt waren verknittert und rochen nach Schweiß, noch von jener Nacht, als er verhaftet und im Streifenwagen hergebracht wurde. Er war barfuß gewesen. Inzwischen hatte Deeds ihm immerhin ein Paar ausgetretene Nikes gebracht, allerdings eine Nummer zu klein, so dass sie drückten.
    Im Spiegel sah er, dass ein Muskel in seiner Wange zuckte.
    Deeds bemerkte es ebenfalls. »Setz dich, Cole.«
    »Ich kann nicht.«
    »Tu’s einfach.« Sam Deeds’ Stimme klang ruhig, fest, eindringlich.
    Genauso war Cole immer mit seinen Klienten umgegangen. Als er noch Klienten hatte, eine eigene Anwaltspraxis, ein Haus, einen Jaguar, verdammt noch mal ein
Leben.
Das alles war den Bach runtergegangen. Restlos. Jetzt wusste er, wie es war, wenn man seine Freiheit verlor, tun musste, was einem gesagt wurde, kalten Stahl an Hand- und Fußgelenken spürte.
    Er wandte sich vom Spiegel ab, rieb sich die Handgelenke, dort, wo die Handschellen in die Haut gedrückt hatten. Er glaubte sie noch immer zu spüren, wie in jener Nacht, als die Polizei in sein Haus eingedrungen war, ihm seine Rechte verlesen und ihn ins Gefängnis gesteckt hatte. Er war gerade aus der Dusche gekommen, mit nichts am Leib außer einer Jeans, und wollte eben ein Hemd anziehen, als es plötzlich an der Tür hämmerte. Als er öffnete, sah er draußen im Dunkeln blaue und rote Lichter aufblitzen. Seine Nachbarn und die Presse standen am Gartenzaun und verfolgten die Szene. Kameras blitzten, seine nackten Füße sanken in den Lehmboden seines Vorgartens, und obwohl er sofort einen Anwalt verlangte, wurde er in den Streifenwagen gestoßen und zur Wache gefahren. Dort sperrte man ihn in eine Zelle, klärte ihn noch einmal über seine Rechte auf, und anschließend musste er geschlagene drei Stunden auf Deeds warten. In dieser Zeit sprach er kein Wort, doch den Fragen, die man ihm stellte, entnahm er, dass er im Zusammenhang mit einem Mordfall, der Eve Renner und Royal Kajak betraf, verhaftet worden war.
    Bei dem Gedanken daran verzog er den Mund.
    Eve. Himmel, er hatte sie geliebt.
    Leidenschaftlich.
    Ungestüm.
    Ohne Rücksicht auf die Folgen.
    Das war das Problem: Er hatte sie verdammt noch mal zu sehr geliebt. Glühend, beinahe krankhaft.
    Und sie hatte diese Liebe gegen ihn verwendet.
    Jetzt hatte er nicht nur sie verloren, sondern überhaupt alles.
    Er würde noch einmal ganz von vorn anfangen müssen. Bei null.
    Nun, es war nicht das erste Mal.
    Er ballte die Hände zu Fäusten, öffnete sie, schloss sie erneut.
    Als er einen weiteren strengen Blick von Deeds auffing, beschloss er, den Widerstand aufzugeben. Er hätte gegen den Spiegel hämmern können, schreiend und tobend seine Unschuld beteuern, mit Klagen wegen ungerechtfertigter Verhaftung drohen.
    Doch das hätte alles nur noch schlimmer gemacht.
    Und er hatte sich bereits tief genug hineingeritten, hatte Dummheiten begangen, als er auf Kaution frei war. Verdammt, er steckte wirklich gründlich in der Klemme.
    Das Ganze roch nach einem abgekarteten Spiel – jemand wollte ihm etwas in die Schuhe schieben. Und das würde er beweisen, sobald er wieder frei war.
    Allerdings versprach es nicht leicht zu werden. Die verdammten Bullen waren entschlossen, ihm die Sache anzuhängen, nachzuweisen, dass er in der Nacht von Royal Kajaks Ermordung am Tatort war und dass er den Schuss aus der Pistole abgefeuert hatte, der Eve
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