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Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Titel: Cry - Meine Rache Ist Dein Tod
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Wagen aus der Einfahrt rollte, sprenkelten die ersten Regentropfen den Boden. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Bis New Orleans lagen vierhundert Meilen vor ihr.
    Und wenn du dort bist, was dann?
    »Das weiß der Himmel.« Sie schaltete die Scheibenwischer ein und trat aufs Gas. Um Samsons jämmerliches Klagen zu übertönen, schaltete sie das Radio ein. Sie erwischte einen Country-Sender und fragte sich, was schlimmer war: die jaulende Gitarre oder die unglückliche Katze.
    Der Rest ihres Lebens, wie auch immer er sich gestalten mochte, wartete auf sie.
     
    »Hol mich hier raus, zum Teufel!« Cole Dennis lief in der engen Zelle unruhig auf und ab. Er war angespannt. Aufgewühlt. Dieser winzige Raum mit den zerkratzten Zementwänden und Stahlgittern stank nach Moder, Dreck und zerbrochenen Träumen. Schlimmer noch, durch den schweren Tannenduft eines Reinigungsmittels drang der Geruch von Ammoniak und Urin, als hätte derjenige, der zuletzt in dieser Zelle gewesen war, vor Angst die Kontrolle über seine Blase verloren. Oder er hatte absichtlich gepinkelt, aus Trotz gegenüber den Cops.
    Coles Anwalt, Sam Deeds, saß an einem schlichten Tisch, der am Boden festgeschraubt war. In seinem schicken Armani-Anzug mit Seidenkrawatte und einem Haarschnitt, der ein durchschnittliches Monatsgehalt gekostet haben musste, war Deeds der Inbegriff des aalglatten Anwalts: sorgfältig rasiert, mit ernster Miene und scharf blickenden dunklen Augen, denen nichts entging.
    Wie oft hatte Cole selbst auf diesem Stuhl gesessen, gekleidet wie Deeds, hatte seine Klienten beruhigt und dabei niemals diesen Geruch der Verzweiflung bemerkt, der den verschrammten Wänden anzuhaften schien.
    »Die Formalitäten dauern eben ihre Zeit. Du kennst das doch«, sagte Deeds.
    »Ach was. Die zögern es absichtlich hinaus. Und warum bin ich hier eingesperrt? Ich soll doch entlassen werden. Das hier ist eine Verhörzelle, um Himmels willen.«
    »Dein Fall hat erhebliche Wellen geschlagen.«
    »Dann geschieht es zu meinem Schutz? Um mich vor der Presse abzuschirmen?« Cole schnaubte verächtlich. »Quatsch!«
    »Beruhige dich.« Deeds warf einen bedeutsamen Blick zu dem großen Einwegspiegel an einer Seitenwand des Raumes.
    Cole schwieg. Er wusste Bescheid über den Spiegel und die Kerle auf der anderen Seite, die jede seiner Regungen verfolgten und vergeblich hofften, ihm irgendwie doch noch den Mord an Royal Kajak anhängen zu können. Herrgott, welch ein Schlamassel. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und spürte warmen Schweiß auf der Kopfhaut. Genauso, wie er es hundertmal bei den armen Kreaturen beobachtet hatte, die er verteidigte.
    Er fragte sich kurz, ob Montoya, dieses unnütze Stück Scheiße, wohl gerade auf der anderen Seite des Einwegspiegels stand. Oder vielleicht Bentz, der ältere, stämmige, ruhigere Typ, Montoyas Partner. Oder Brinkman … Himmel, der war ein Fall für sich. Weshalb der nicht längst seinen Job verloren hatte, war Cole ein Rätsel. Und dann war da noch die Bezirksstaatsanwältin, Melinda Jaskiel. Die hatte wahrscheinlich ihre helle Freude an dieser Sache. Cole konnte nicht mehr zählen, wie viele Male er im Gerichtssaal Jaskiel oder einem ihrer Assistenten gegenübergesessen hatte, als Vertreter der Gegenseite. Es hatte ihn gewundert, dass Jaskiel seinen Fall nicht selbst übernommen, sondern ihn an einen Untergebenen weitergereicht hatte.
    Kein Wunder, dass sie alles taten, was in ihrer Macht stand, um ihm die Schuld anzuhängen.
    Was hatte Bentz gesagt, als sie ihn eingelocht hatten?
Wer austeilt, muss auch einstecken können.
Nun, das galt schließlich nicht nur für ihn. Er kniff die Augen zusammen und hoffte, dass dieser wichtigtuerische Scheißkerl ihn jetzt beobachtete und ohnmächtig zusehen musste, wie ihm sein »guter Fang« durch die Lappen ging.
Schwein.
Und dann Montoya, dieses aufgeblasene, eigennützige Arschloch.
    Die Polizei hatte nicht genug in der Hand, um ihn noch länger festzuhalten. Das belastende Material war von Anfang an spärlich gewesen, und schließlich hatten die Vorwürfe nicht mehr aufrechterhalten werden können, denn Deeds hatte Unstimmigkeiten in der Beweiskette aufgedeckt: Jemand in der Behörde hatte Mist gebaut, hatte entscheidendes Beweismaterial gegen ihn unbeaufsichtigt gelassen, so dass es möglicherweise hatte verfälscht werden können. Und dann war da Eve. Die schöne, tödliche,
betrügerische
Eve. Sie war bereit gewesen, gegen ihn auszusagen, hatte behauptet, er habe
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