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CREEKERS - Thriller (German Edition)

CREEKERS - Thriller (German Edition)

Titel: CREEKERS - Thriller (German Edition)
Autoren: Edward Lee
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dachte Phil. Das Geräusch, das entstand, als er den Wagen voranpreschen ließ, war schlimmer als Fingernägel auf einer Schiefertafel. Die Räder von Mullins’ Straßenkreuzer hoppelten so heftig über den rissigen Boden, dass Phils Zähne gegeneinanderschlugen.
    Weitere Abzweigungen mündeten in noch engere Wege ein und führten sie in ein Niemandsland aus Schlingpflanzen, Gestrüpp und hohen, knotigen Bäumen. Sie passierten verrottende Holzstapel, phosphoreszierende Pilze leuchteten grün auf schmierigen Baumstümpfen und weitverzweigte Spinnennetze spannten sich zwischen den hängenden Ästen. Die schwüle Luft roch nach süßlicher Verwesung.
    All diese winzigen Pfade und Einmündungen. Himmel, kein Wunder, dass ich den Weg niemals allein wiedergefunden hätte . Der Wald war einem Labyrinth gewichen, die Straße einem ruckelnden Irrgarten ins Nirgendwo.
    Doch dann tauchte eine weitere Straße im Mondlicht vor ihnen auf. Ein ungepflegtes Feld, hoch bewachsen mit abgestorbenem Gras und Unkraut, erstreckte sich zu ihrer Linken. Und rechts von ihnen …
    Phil erkannte den Hügel wieder, der sich gegen den Waldgürtel emporlehnte.
    Und da ragte es vor den 30 Meter hohen Eichen nackt im Mondlicht auf: das Heim aus seinen schlimmsten Albträumen.
    Das Haus , dachte er nur.
    Sein Blick schien daran festzukleben.
    Es sah noch fast genauso aus wie in den vagen Fragmenten, die ihm seine Erinnerung anbot: ergraute, weiße Tünche, schmale Fenster, ein leicht eingesacktes Dach. Heruntergekommen. Niedergedrückt vom Gewicht der Jahre, doch aus unerfindlichen Gründen noch nicht eingestürzt.
    »Schalt die Scheinwerfer aus!«, flüsterte Vicki.
    Phil verfluchte sich für seine Sorglosigkeit, kam ihrer Aufforderung nach und stellte den Motor ab. Sofort war die Luft erfüllt von pulsierenden Geräuschen der Nacht, sanft betäubend und gleichermaßen anmutig chaotisch. Die Hitze senkte sich über ihn und schien sich wie ein feuchtes Handtuch auf sein Gesicht zu pressen.
    Etwas rief nach ihm. Seine Vergangenheit möglicherweise, vielleicht auch die Ängste, die er in den letzten 25 Jahren verdrängt hatte. Etwas war dort drin. In diesem Moment. Er war nicht sicher, worum es sich handelte, aber das schien auch nicht wichtig zu sein. Ein Dämon, ein Kult, vielleicht einfach nur ein Haufen wahnsinniger Inzüchtiger – es war mehr als die Summe der Einzelteile. Etwas ungeheuer Mächtiges und ebenso Wahnwitziges.
    Es wartete auf ihn. Lauerte.
    Er griff nach der Remington-Pumpgun und stopfte sich noch eine zweite Pistole in den Gürtel. Die dritte gab er Vicki. »Du wartest hier!«
    »Auf keinen Fall!«, widersprach sie. »Du bist verrückt, wenn du ernsthaft glaubst, dass ich alleine hier draußen sitzen bleibe!«
    »Na gut, dann komm mit, aber halt dich hinter mir und sei leise!«
    Sie stiegen aus. Phil kam sich wie ein Söldner auf Patrouille vor. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und stopfte einige lose Patronen in die Taschen. Dann klemmte er sich eine Taschenlampe an den Gürtel und bedeutete Vicki, ihm zu folgen.
    Ein kleiner Lehmpfad wand sich an ein paar Bäumen vorbei den Hügel hinauf. Das Mondlicht blendete sie plötzlich. Perfekte Zielscheiben für diese Bauerntrampel , erkannte er. Wahrscheinlich hat uns schon ein Creeker mit einer langen Flinte ins Visier genommen . Er duckte sich tief und beschleunigte seine Schritte in einem groben Zickzack-Kurs, Vicki im Schlepptau. Beide waren schweißgebadet, als sie die mondbeschienene Hügelkuppe erreichten. Sie gingen an der Seite des Hauses in Deckung.
    Phil lehnte sich gegen die rissige Wand und starrte den Hügel hinab ins Leere. Das ist Selbstmord! , kam der unverblümte und sehr plötzliche Gedanke. Wir haben keine Chance, wir schaffen es keine drei Meter weit durch die Eingangstür. Ich werde uns beide umbringen …
    Vickis Hand berührte seine Schulter. »Alles in Ordnung?«
    Da drin sind womöglich 50 Creeker …
    »Phil?«
    Phil drehte sich ein wenig zur Seite. Vor seinen Augen verschwamm alles. Du musst den Verstand verloren haben. Nimm Vicki, lauf zurück zum Wagen und verschwinde von hier. Hau ab, irgendwohin. Fang noch mal von vorne an und bleib am Leben …
    Als er kurz davor stand, die Flinte ins Korn zu werfen und diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten, hallte ein schriller Schrei aus einem der oberen Fenster durch die Nacht.
    Susans Schrei.
    Sie foltern sie, sie reißen sie in Stücke –
    »Komm«, sagte er. »Wir gehen rein.«
    Leise und doch
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