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CREEKERS - Thriller (German Edition)

CREEKERS - Thriller (German Edition)

Titel: CREEKERS - Thriller (German Edition)
Autoren: Edward Lee
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Dämon beschworen hätten …
    »Ihr erklärtes Ziel war es in all diesen Jahrhunderten, den Dämon in ihre Blutlinie einzugliedern. Sie betrachteten das als höchsten Segen, der ihnen zuteilwerden konnte. Laut der Legende paarte Onn sich schließlich mit dem am wenigsten entstellten Mädchen aus ihrem Clan.«
    »Und sie brachte ein Kind zur Welt«, mutmaßte Phil.
    »Genau.«
    »Und was für ein Kind?«
    »Ona, die weibliche Brut des Dämons und der Creeker.« Vicki machte eine Pause. »Das Ding, das du gesehen hast, als du zehn warst.«
    Phil verfiel erneut in Schweigen und fuhr ziellos weiter. So viele abartige Überlegungen drängten sich in seinem Kopf, dass er nicht mehr wusste, was er denken sollte. »Aber sie nennen das Vieh auch ›Fres-hauter‹ …«
    »Das ist sein Spitzname«, bestätigte Vicki. »Die meisten Creeker können nicht richtig sprechen – man nennt es Dyslalie – wie Dyslexie, nur dass in diesem Fall der Sprachapparat davon betroffen ist. Wenn sie ›fres-hauter‹ sagen, meinen sie eigentlich …«
    »Hautfresser«, ergänzte Phil, und im gleichen Moment, in dem er seine Schlussfolgerung in Worte fasste, erdrückte ihn die Last der plötzlichen Erkenntnis. Rhodes und all die anderen Cowboys, deren Totenscheine ich gesehen habe , erinnerte er sich. Sie waren alle gehäutet worden. Genauso wie Dawnie. »Die Morde waren also in Wahrheit keine Morde. Es waren Opferungen.«
    »An Ona«, bestätigte Vicki. »Es ist ein symbolischer Akt. Das Äußere – die Haut – der Makellosen zu verzehren. Die Creeker sind davon überzeugt, dass ihre Inzucht sie mit einem Fluch belegt hat, also tun sie Buße, indem sie Ona Menschenopfer darbringen. Es ist das Geschenk der Creeker an Onn. Sie versorgen seine inzüchtige Tochter mit unverdorbenem Fleisch. Und die Creeker pflanzen sich seit Generationen mit ihrer Hilfe fort.«
    Phil dachte darüber nach. Seine Finger hielten das Lenkrad umklammert. Es schien alles zu abwegig. »Das glaube ich nicht, Vicki.«
    »Wie kannst du das nicht glauben? Du hast doch selbst gesehen, wie entstellt die Creeker sind! Hast du jemals andere Hinterwäldler gesehen, die dermaßen heftig deformiert sind?«
    »Also ... nein«, musste Phil einräumen.
    »Manche Creeker sehen nicht einmal menschlich aus. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass ein Teil ihres Blutes tatsächlich keinen menschlichen Ursprung besitzt . «
    Phil dachte an die Fachbücher, die er gelesen hatte. Er musste ihr zumindest in dieser Hinsicht beipflichten. Selbst die schlimmsten Fälle von Entstellungen, die auf den Bildern dokumentiert waren, blieben weit hinter dem zurück, was er bei den meisten Creekern zu Gesicht bekommen hatte. Die Gedanken trafen ihn wie Hiebe einer Axt. Creeker. Inzucht. Mit einem Dämon …
    Er wusste nicht mehr, was er glauben sollte. Er war sich nur einer Sache sicher: Natter und seine Creeker haben Susan in ihre Gewalt gebracht und werden sie zu Tode foltern, wenn ich sie nicht rechtzeitig finde.
    »Okay, du willst mir also erzählen, dass Ona tatsächlich existiert. Na gut. Dann muss es das Haus auch geben.«
    Vicki nickte.
    »Zeig mir den Weg«, sagte Phil.

DREISSIG
    »SO VIELE JAHRE, so viele Generationen«, flüsterte er.
    Ewigkeit , dachte er.
    Jahre erschienen ihm wie Sandkörner, die durch seine Finger rannen.
    Unzählige hatten mit Freude ihr Blut geopfert, ihr Leben.
    Onn , dachte er. Und die heilige Ona.
    »Vor Euch verneigen wir uns in Ewigkeit …«
    Erlöser, Segensbringer. Heiliger Vater, heilige Tochter.
    Die Visionen erklangen wie ein Singsang in seinem Kopf, so wie sie es immer taten. Eingeweide, grob aus den Bäuchen der Ungläubigen herausgerissen. Blut, aus den Köpfen der Unrettbaren gepresst. Schreiende Gesichter, von Klauen zerfleischt, bis sie als schreiende Breiklumpen zu Boden schmetterten. Bald, ja, bald schon würden die Verfluchten zu Gesegneten aufsteigen; und die Verdammten konnten sich in die düster lockenden Höhen der von Sünde befreiten Gläubigen emporschwingen.
    Bald würden sie weiterziehen, befreit von ihrem Fluch, erleuchtet statt erniedrigt, eins mit ihrem Herrn.
    Vorwärts in die aufblühenden Nächte eines neuen Zeitalters, perfekt und nicht mehr unrein, nicht länger in Aufruhr, sondern in purer Verzückung …
    Natter, der Reverend, öffnete seine Augen und blickte in die warme, sternenklare Nacht. Seine verbrauchte und fleckige Haut fühlte sich nunmehr frisch und jung an. Immense Kraft durchflutete seinen uralten Geist. Sein
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