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Crazy Moon

Crazy Moon

Titel: Crazy Moon
Autoren: Sarah Dessen
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ihr.«
    Während wir durch den Garten auf das Haus zuliefen, ging der Song zu Ende und fing wieder von vorne an. Als ich die Haustür öffnete, überfiel mich einen Moment lang Panik. Ich wusste nicht, ob ich dem, was gerade geschah – was auch immer es war   –, gewachsen sein würde. Aber da hatte sie mich auch schon entdeckt.
    »Colie!« Sie winkte mir zu. »Komm rein!«
    Ich ging ins Haus, Norman folgte dicht hinter mir und nahm meine Hand. »Was ist los, Morgan?«, fragte ich.
    »Norman!« Begeistert stürzte sie auf uns zu. »Wahnsinn! Ihr zwei seht total süß zusammen aus.«
    Die Musik war so laut, dass wir schreien mussten.
    »Morgan«, brüllte ich, »geht es dir gut?«
    Sie hüpfte auf und ab, warf ihren Kopf übermütig von einer Seite auf die andere, bis sie plötzlich abrupt stehen blieb. »Tanz mit mir, Colie.«
    »Nein, ich will nicht . . .« »Bitte!« Sie packte meine Hand und drückte sie fest.
    Ich sah in ihre Augen und musste plötzlich an den |280| Abend denken, an dem ich sie im Last Chance kennen gelernt hatte.
    »Morgan?«
    »Ich bin beinah durchgedreht.« Ihre Worte überstürzten sich. »Ich hab vierundzwanzig Stunden geheult ohne aufzuhören. Ich hatte keinen Schimmer, was ich überhaupt noch mit meinem Leben anfangen soll. Nichts ist mehr so, wie ich es geplant hatte. Ich muss ganz von vorn anfangen, Colie. Und das macht mir totale Angst. Bis mir klar wurde, dass ich heute Abend sowieso nichts mehr tun kann. Nur tanzen.«
    Das Lied hörte auf. Und fing wieder an.
    »At first I was afraid, I was petrified . . .«
    »Alles wird gut.« Und zum ersten Mal seit langer, langer Zeit glaubte ich selbst dran. »Bestimmt!«
    »Komm jetzt.« Sanft zog sie mich mit sich. »Du bist meine Freundin, Colie. Tanz mit mir.«
    Ich wollte nicht. Aber ich hatte Morgan so viel zu verdanken. Deshalb schloss ich die Augen und ließ zu, dass sie mich mit sich zog, in die Mitte des Zimmers, mitten hinein in die Musik.
    Denk einfach nicht an die Schulparty in der Cafeteria, sagte ich mir. Und dachte beim Tanzen – ja, ich tanzte – nur an das Mädchen, das mit Sonnenbrille und Lippenring auf den Stufen zum Last Chance hockte. Sie hätte keinen Schiss gehabt zu tanzen. Also hatte ich auch keinen.
    Noch zweimal lief das Lied und wir tanzten immer weiter: Morgan und ich wiegten uns gemeinsam in den Hüften und kriegten Lachkrämpfe, während Norman so eine Art seltsamen Pogo hinlegte, bei dem er wie ein Wahnsinniger durchs Zimmer sprang. Beim Tanzen sieht absolut |281| jeder bekloppt aus. Ich hatte mir bloß immer so viele Sorgen um mich selbst gemacht, dass ich die anderen nie wirklich wahrgenommen hatte.
    Das Lied begann gerade zum vierten Mal, da blieb Morgan plötzlich stocksteif stehen und blickte zur Tür. Norman und ich tanzten Bump und merkten nichts, bis er mich mit seinem Hintern derart heftig anschubste, dass ich quer durch den Raum flog und fast mit Isabel zusammenstieß.
    Sie stand im Türrahmen und beobachtete uns. Frank stand neben ihr und hielt ihre Hand.
    Wie sie sich in diesem Moment wohl fühlte? War sie so traurig, so seltsam wehmütig und traurig wie ich, als ich die beiden nachts vom Dach aus beobachtet hatte, viele Nächte hintereinander?
    Norman und ich tanzten weiter, aber Isabel starrte Morgan an und Morgan starrte Isabel an.
    »Tut mir Leid«, sagte Morgan schließlich laut. Norman und ich blieben stehen. Ich war völlig außer Atem. »Es war nicht deine Schuld.«
    »Ich wollte nie Recht haben seinetwegen«, sagte Isabel. »Ich wollte nur . . .«
    »Ich weiß«, antwortete Morgan. Plötzlich war es still, sogar die Musik hörte für einen Moment auf, denn im Lied war eine Pause. Wir standen einfach bloß da. Morgan hob die Hand mit der Handfläche nach außen. »Es tut mir wirklich Leid.«
    Isabel blickte sie wortlos an, ließ jedoch Franks Hand los. Die Pause war vorbei, das Lied ging unvermittelt weiter, tobte in die Schlussphase, steigerte sich zu seinem Wahnsinnsfinale. Norman packte mich und wirbelte mich herum. Isabel fasste Morgan bei der Hand, legte |282| den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und begann zu lachen, als würde sie nie wieder aufhören.
    »Was geht denn hier ab?«, fragte Frank befremdet. Denn Isabel und Morgan tanzten Bump und wackelten wie wild mit ihren Ärschen, wobei sie sich vor Lachen ausschütteten.
    »Frauensachen«, erklärte ich Frank. Norman und ich wippten mit schwingenden Hüften gemeinsam zu Isabel und Morgan hinüber. Zu viert bildeten wir einen
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