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Crazy Moon

Crazy Moon

Titel: Crazy Moon
Autoren: Sarah Dessen
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immer gekonnt, es war die ganze Zeit in dir.«
    Im Inneren des Hauses wurde eine Tür geöffnet und wieder geschlossen. Irgendwer schoss durch den Raum. Morgan – wer sonst.
    Isabel drehte sich um. Sie hatte es auch bemerkt. »Jetzt hau schon ab, Colie. Viel Spaß heute Abend. Das ist dein erstes richtiges Date. Ein sehr wichtiges Ereignis. Lass dich drauf ein und hab viel Spaß!«
    »Aber . . .« Ich wollte sie noch so viel fragen. Franks Wagen fuhr vor. Isabel ging zur Haustür und klopfte. Wieder. Und wieder.
    »Morgan!« Isabels Stimme klang unendlich müde. »Bitte lass mich rein.«
    Frank stieg aus. Ich schlüpfte durch die Hecke und den Garten in Miras Haus zurück, in mein Zimmer, um mich vorzubereiten. Auf mein Date und auf den Mond.
    |274| Norman wartete schon auf mich. Er hatte Kerzen angezündet, eine Patchwork-Decke mit einem ziemlich schrägen Muster auf dem Boden ausgebreitet und leise Hintergrundmusik aufgelegt – Grateful Dead, was sonst?
    »Ich hab mich echt abgeschuftet. Hoffentlich hast du Hunger.«
    »Ja.« Ich hatte mich schließlich für das erste T-Shirt entschieden und mich nur sparsam geschminkt. Meine Haare hatte ich so zusammengebunden wie Isabel es an dem Abend gemacht hatte, als wir beim Feuerwerk am Strand gewesen waren. Nur meinen Lippenring nahm ich dieses Mal nicht raus. Ich ermahnte mich selbst gerade zu stehen. Schultern zurück, Brust raus. Ich hätte Isabel gerne geglaubt, hatte aber so meine Zweifel.
    Doch Norman meinte: »Du siehst toll aus. Hier, die Vorspeise.«
    Zu Ehren der Mondfinsternis hatte er ein Mondmenü vorbereitet, wie er es nannte.
    Zuerst gab es mit Käse überbackene Mini-Quiches. Schließlich hatten wir als Kinder alle gelernt, dass der Mond aus Käse gemacht ist. Deswegen richtete Norman den Salat auch mit einem Dressing aus Blue Cheese an. Als Hauptgang servierte er frischen Fisch aus dem Fluss, der in unsere Bucht mündete. Der Fluss hieß Mondakis. Das war zwar etwas weit hergeholt, wie Norman sofort zugab, aber ihm war nichts Besseres eingefallen. Und zum Nachtisch aßen wir helle runde Mondkuchen, die er im Asienladen gekauft hatte.
    »Du kannst echt Wunder vollbringen. Und das mit einer einzigen Herdplatte.« Ich zeigte mit meinem Mondkuchen auf ihn, den ich bis zum letzten Krümel genoss.
    »Menüs auf einer einzigen Herdplatte zuzubereiten ist |275| eines meiner vielen Talente.« Er vertilgte schon seinen zweiten Mondkuchen – seine Lieblingssüßigkeit, wie er mir verriet.
    »Hätte ich mir denken können.« Ich ließ meinen Blick durchs Zimmer wandern. Dank der endlosen Stunden, die ich in jenem Ohrensessel verbracht hatte, kannte ich alles, was sich im Raum befand, in- und auswendig: die Bilder, die Mobiles, die Schaufensterpuppen, einfach alles. Jede Einzelheit. Ich kannte jeden Gegenstand bis auf einen. Er lehnte an der Wand und war mit einem Laken bedeckt.
    »Weißt du, dass ich die ganze Zeit an diesem einen Bild rumgerätselt habe?«
    »Welches meinst du?« Ich zeigte auf den Mann vor dem schwarzen Oldtimer.
    Nichts hatte sich verändert, seit ich das Bild zum ersten Mal gesehen hatte: Er lehnte immer noch an dem Wagen und lachte. »Ist das dein Vater?«
    »Ja.«
    »Sag bloß, er hat dir freiwillig Modell gestanden?«
    »Nein.« Norman riss die Plastikverpackung eines weiteren Mondkuchens auf. »Ich habe es nach einem Foto gemalt, das an dem Tag aufgenommen wurde, als er sein erstes Geschäft eröffnete. Du weißt schon, das bei der Brücke. Das Auto, an dem er lehnt, ist das allererste, das er überhaupt je verkauft hat.«
    »Wow!« Ich sah genauer hin. »Es ist ein richtig gutes Bild, Norman. Er findet es bestimmt super, oder?«
    »Keine Ahnung. Er kennt es gar nicht.« Er hielt einen Moment inne und wurde ganz still. »Ich wollte es ihm nicht zeigen, weil ich weiß, was er von meiner Kunst hält. Aber das Foto mochte ich schon immer. Es ist so |276| toll, wenn man einen Menschen exakt in dem Moment einfängt, in dem er absolut er selbst ist oder war, und zwar im positivsten Sinne.«
    Ich dachte darüber nach, was Norman gerade gesagt hatte, und betrachtete dabei das Gesicht seines Vaters, das strahlende Lächeln.
    »Deshalb habe ich es aufgehängt.« Er wischte ein paar Krümel von seiner Jeans. »Wenn ich in Zukunft an ihn denke, möchte ich ihn so vor mir sehen, wie er auf dem Bild ist.«
    Wir schwiegen ziemlich lange, während Norman genüsslich einen Mondkuchen nach dem anderen verschlang. Manche Leute können so viel Junkfood essen,
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