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Crashkurs

Crashkurs

Titel: Crashkurs
Autoren: Dirk Müller
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immer Theorien. Aber sind sie deshalb von vornherein falsch? Gibt es nur die eine, die offizielle Wahrheit?
    Sie werden auf den folgenden Seiten auf viele Fakten, aber auch auf viele Theorien stoßen. Ich behaupte nicht: »So ist es!« Aber ich stelle die Frage: »Könnte es sein, dass…?«
    Ich möchte Sie auffordern, offizielle Aussagen zu hinterfragen. Die sind nicht immer falsch, aber zu häufig gibt es noch eine Wahrheit hinter ihnen. Je wichtiger das jeweilige Thema im internationalen oder wirtschaftlichen Zusammenhang ist, desto häufiger gibt es nach meiner Beobachtung eine zweite Wahrheit hinter der ersten.
    Beispiel gefällig? Vor wenigen Jahren gehörten Sie noch zu den Verschwörungstheoretikern, wenn Sie gemutmaßt haben: »Die irakischen Massenvernichtungswaffen hat die US-Regierung nur erfunden.«
    Meist bringen genau diejenigen das Totschlagargument »Verschwörungstheorie«, die das Hinterfragen schnellstmöglich beenden wollen – am einfachsten, indem sie den Hinterfrager und seine Theorie ins Lächerliche ziehen. Wenn Sie also wieder einmal irgendwo auf den Begriff »Verschwörungstheorie« stoßen, sollte Sie dies besonders neugierig machen.
    Verschwörungstheorien müssen nicht zwangsläufig falsch sein. Vielleicht treffen sie sogar häufiger zu als die offiziellen Wahrheiten. Gut, es gibt Ausnahmen, und man muss da sicherlich unterscheiden. Auch ich glaube nicht, dass der vormalige US-Präsident Bush in Wirklichkeit vom Mars stammt und die Gedanken der Menschheit mit Techno-Musik beherrscht. Obwohl ich diesen Gedanken manchmal …

    Was sind Einschätzungen der Experten wert?

    Täglich erklären uns die Experten der Banken und Fonds, die Wirtschaftspolitiker und Wirtschaftsweisen, dass alles nicht so schlimm ist. Sie sprechen von kleinen Korrekturen und bald wieder steigenden Kursen. Sie warnen vor Panikverkäufen und sehen Kaufkurse. Was ist davon zu halten? Dazu möchte ich aus einem Artikel der Süddeutschen Zeitung zitieren:

»Alle von der SZ befragten Finanzmarkt-Beobachter erwarten, dass die Aktienkurse in Deutschland bis Ende kommenden Jahres zulegen werden. Beim Dax wird im Schnitt ein Anstieg um ein Fünftel (…) erwartet. (…) An der Umfrage zum kommenden Finanzjahr haben sich 35 Banken, Fondsgesellschaften, Vermögensverwalter und Versicherungen beteiligt. Sie sehen voraus, dass der Dax, der am Montagnachmittag bei knapp 6500 Punkten stand, im kommenden Jahr kräftig zulegen wird. (…) Am positivsten gestimmt ist die Deutsche Bank, die den Schlusswert in einer Spanne von 8200 und 8700 Zählern sieht. Mit Verlusten rechnet kein einziger der Befragten (…).«

    Ist doch nichts Besonderes, werden Sie vielleicht denken. Ist es doch. Dieser Artikel stammt nämlich vom 16. Dezember 2000 und nicht von Ende 2007! Und danach ging’s bergab – genau wie 2008. Erschreckende Parallele.
    Folgendes Zitat stammt aus einem Artikel vom 10. Februar 2001 bei einem Dax-Stand von nur noch 6400 Punkten:

»Wer beim schubweisen Börsencrash im vergangenen Jahr den Ausstieg verpasst hat (…), sollte seine Aktien und Fonds jetzt auf keinen Fall zu Tiefstständen verkaufen. Verzweifelte Kleinanleger und Börsenfrischlinge, die erst ›neulich‹ zu Höchstständen einstiegen, warnt Finanzexperte (…) von Stiftung (…) dringend vor Panikverkäufen. Damit wären gleich zwei grobe Fehler begangen: Beim absoluten Hoch rein und im tiefsten Tal raus.«

    Zwei schmerzhafte Jahre später stand der Dax bei 2200 Punkten. Wer auf diese Experten vertraut hat, hat dieses Vertrauen teuer bezahlt. Eigenes Nachdenken, kritisches Infragestellen und gesunder Menschenverstand hätten vielleicht vor der Katastrophe bewahrt.
    Sieben Jahre später hören wir bis aufs Komma die gleichen Einschätzungen und Beschwichtigungen. Die gleichen fahrlässigen Ratschläge wie »Bloß keine Panikverkäufe, alles wird gut«. Wieso wird eigentlich jede rationale Entscheidung, sich von fallenden Aktien zu trennen – was doch das Normalste auf der Welt sein sollte –, stets als Panikverkauf hingestellt? Ganz einfach: Um die Anleger genau von diesem Tun abzuhalten. »Nein, nein, ich will nicht zu denen gehören, die in Panik handeln. Ich denke ja rational. Wenn Verkaufen also panisch ist, dann verkaufe ich NICHT. Vielleicht mache ich es ja noch schlauer und kaufe sogar!« Und schon haben die Fondsgesellschaften und Bankexperten ihr Ziel erreicht. So einfach ist das.
    Diese Zeilen hatte ich schon einige Monate fertig, da höre ich
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