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Coxi Flederwisch und der total verhexte Schultag

Coxi Flederwisch und der total verhexte Schultag

Titel: Coxi Flederwisch und der total verhexte Schultag
Autoren: dtv
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auf das Gebüsch zu. Lieselotte ging in Deckung.
    »Sei leise!«
    »Buhuuuu!«
    Frau Sönnchen stand vor dem Gebüsch. Sie runzelte die Stirn. Doch bevor sie die Zweige auseinanderbiegen konnte, wurde Coxis Geheul von einem noch lauteren Geräusch übertönt. Von einem Martinshorn.

3.   Kapitel
Die 186.   Umzugskiste
    Alle Kinder rannten zum Tor des Schulhofes, um zu sehen, was da angefahren kam. Frau Sönnchen rannte hinterher. Sie rief: »Stehen bleiben! Niemand verlässt den Schulhof!«
    Ein Krankenwagen sauste um die Ecke. Er bremste quietschend und hielt auf der gegenüberliegenden Seite. Das Martinshorn verstummte. Zwei Sanitäter sprangen heraus und knieten sich auf den Boden, denn da, im Schatten des Ahornbaumes, lagen zwei alte Damen ohnmächtig auf dem Gehweg.

    »Ihr bleibt hier stehen   – ich gehe rüber und frage, ob wir irgendwie helfen können!«, befahl Frau Sönnchen am Schultor. Sie schob sich durch die drängelnden Kinder, öffnete das Tor und schlüpfte hindurch.
    Lieselotte atmete erleichtert durch. Da hatten sie noch mal Glück gehabt!
    »Du musst jetzt echt leise sein!«, fuhr sie Coxi an. Die Hexe schniefte noch einmal und war dann still. Lieselotte deutete auf ein Fenster im ersten Stock. »Das sind die Mädchenklos. Ich glaube, es ist am besten, wenn ich hinrenne und dir ein Fenster aufmache   – dann musst du ganz schnell reinfliegen. Pass auf, dass dich niemand sieht!   – Okay?«
    »Okay.« Coxi nickte.
    Im selben Augenblick sauste Lieselotte los. Sie rannte über den wie leer gefegten Schulhof ins Haus, sprang die Stufen hinauf und huschte den Gang entlang. Außer Atem kam sie bei den Mädchentoiletten an. Sie lief hinein, öffnete das Fenster, winkte Coxi zu und   – huschdiwusch   – das Mädchen mit den grünen Haaren klemmte sich den Besen zwischen die Beine und schwebte lautlos hinein. Niemand sah sie, weil alle beobachteten, wie die Sanitäter sich über die ohnmächtigen Damen beugten und ihnen rechts und links auf die gepuderten Wangen klopften.

    Lieselotte zog Coxi in eine Kabine und schloss ab. »Hier sind wir sicher!« Sie kauerte sich auf den Klodeckel und rutschte so weit an den Rand, dass für Coxi Platz blieb. »Hier, du kannst dich setzen! Und dann schieß los!«
    Coxi besah sich misstrauisch den Klodeckel, gähnte ausgiebig, lehnte ihren Hexenbesen an die Kunststoffwand und quetschte sich neben Lieselotte. Dann begann sie zu erzählen. Und wie! Lieselotte kam es so vor, als sei jeder Satz der Hexe eine kleine Explosion. Wenn Coxi beim Reden wütend wurde, stoben grüne Funken aus ihren Augen, wenn sie lachte, dann klang es wie eine quietschende Fahrradbremse, und einmal, als sie erschöpft seufzte, quoll ein graulila Wölkchen aus ihrer Nase.

    Vor 523   Jahren hatte Coxis Familie beschlossen, die Menschenwelt zu verlassen. Ein Bauer hatte nicht weit von ihnen begonnen, Wald zu roden und einen Hof zu bauen. Das wurde Coxis Familie zu gefährlich. Sie packten 186   Umzugskisten und wanderten aus in den großen Hexenwald der magischen Welt Kalexico. Dort bezogen sie ein kleines, windschiefes Hexenhaus. Die Zimmer waren rußig und voll mit hübschen Spinnweben, alles schien perfekt. Aber als Coxi am Abend des ersten Tages   – also nach 300   Jahren   – schlafen gehen sollte, fehlte ihre Kuscheldecke! Sie schaute in allen Umzugskisten nach, aber die Decke blieb verschwunden.
    Coxis Mutter hatte kein Mitleid: Wenn Coxi so schusselig war und ihre Decke nicht einpackte, dann sollte sie eben ohne zurechtkommen. Sie sei sowieso viel zu groß, um immer noch mit Kuscheldecke einzuschlafen, und irgendwann würde sie die Müdigkeit schon übermannen. Aber nach 350   Jahren war Coxi noch immer wach. Nach 415   Jahren auch. Und als sie nach 523   Jahren mit Ringen unter den Augen in der Hexenküche saß und mit ihrer Gähnerei allen auf die Nerven fiel, da erlaubte ihre Mutter, dass sie zurückflog, um die Decke zu holen.

    »Pass aber gut auf, dass dich keines dieser hinterhältigen Menschenmonster in die Finger kriegt!«, hatte die Mutter zum Abschied gesagt. »Verhalte dich absolut unauffällig, lass am besten das Hexen ganz sein und sei spätestens in 150   Jahren zurück!«
    Coxi nickte, versprach, vorsichtig zu sein, und flog los.
     
    »Deine Mutter hat gesagt, du sollst vor Menschen aufpassen!«, unterbrach Lieselotte sie streng.
    »Ja, und?«
    »Du hast vor mir nicht aufgepasst!«
    Coxi verdrehte die Augen. Dabei entstanden leuchtend grüne Spiralen
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