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Coxi Flederwisch und der total verhexte Schultag

Coxi Flederwisch und der total verhexte Schultag

Titel: Coxi Flederwisch und der total verhexte Schultag
Autoren: dtv
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aus dem Hund ein Mädchen geworden!
    Lieselotte blieb mit offenem Mund stehen. Sie konnte nichts mehr sagen und eigentlich konnte sie auch nicht mehr stehen. Sie griff nach dem Geländer der Feuerleiter und klammerte sich daran fest. Fassungslos sah sie das Mädchen an.
    Es war nur einen Fingerbreit kleiner als Lieselotte, hatte knallgrüne, strubbelige Haare, zerrissene, altmodische Kleider und eine grün-schwarz karierte Schürze, in deren Tasche ein schwarzer Stab steckte. In der linken Hand hielt sie einen Reisigbesen.

    »Das gibt’s nicht!«, flüsterte Lieselotte.
    »Bei euch Menschen gibt’s das nicht.«
    »Und du? Bist du kein Mensch?«
    »Nee.«
    »Was dann?«
    »Eine Hexe natürlich, das siehst du doch!«
    Lieselotte nickte. Eine Hexe. Natürlich. Das sah sie doch.
    Und jetzt? Sollte sie um Hilfe rufen? Oder war sie dann eine Petze? Lieselotte streckte den Kopf noch einmal ausdem Gebüsch und sah sich nach Frau Sönnchen um. Die Lehrerin hatte nichts mitbekommen. Jedenfalls unterhielt sie sich seelenruhig mit der blöden Valentina und schaute nicht her.
    »Also bei uns Hexen gibt man sich eigentlich erst einmal die Hand!«, sagte die Hexe. Sie wischte ihre Hand an der Schürze ab und streckte sie Lieselotte entgegen. »Ich bin Coxi Flederwisch und wer bist du?«
    »Lieselotte«, sagte Lieselotte. »Ich bin Lieselotte Padetznik.«
    Zögernd nahm sie Coxis Hand. Sie fühlte sich warm an und der Druck war angenehm fest. Die grünbraunen Augen blitzten lustig und ein bisschen frech. Bis auf die grünen Haare und die komischen Kleider sah Coxi eigentlich genauso aus, wie Lieselotte sich eine beste Freundin vorstellte. Sie beschloss, erst einmal nicht um Hilfe zu rufen.
    Stattdessen kroch sie ganz tief unters Blätterdach und Coxi folgte ihr. Als sie gut versteckt nebeneinanderkauerten, fragte Lieselotte: »Was machst du hier?«
    »Ich suche unsere Hütte!«
    »Eure Hütte?«
    »Ja, Donnerzack!« Coxi schlug ärgerlich mit der Hacke ihres Lederstiefels auf den Erdboden. »Ich versteheeinfach nicht, wohin sie verschwunden ist! Sie müsste eigentlich genau hier stehen, wo jetzt dieses komische Haus ist!«
    »Du meinst die Schule?«
    Coxi guckte etwas verwirrt. »Schule? Was ist das?«
    »Na, das Haus, in dem die Kinder Lesen und Schreiben und Rechnen lernen.«
    »Das müsst ihr extra lernen? Also wir machen das mit einer Hexenfeder und drei kurzen Zaubersprüchen!«
    Lieselotte zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern. Was sollte man da auch antworten?
    »Und wo ist unser Haus hinverschwunden? Es stand hier! Das ist so sicher, wie ein Hexenbesen fliegt! Vor 523   Jahren stand es hier. Und außen rum war Wald!«
    Jetzt musste Lieselotte kichern. »Vor 523   Jahren   – das ist ja schon ewig her!«
    »Findest du?«, fragte Coxi und gähnte schon wieder.
    »Na hör mal her! 523   Jahre   – das ist ja so viel wie   … wie vielleicht sieben Menschenleben!«
    »Ehrlich? Lebt ihr so kurz?«, antwortete Coxi verblüfft. »Also bei uns sind 523   Jahre nicht mal zwei Tage.«
    »Halt! Das kann nicht sein. Ein Jahr hat 365   Tage. So rum ist es richtig. Ein Tag ist weniger als ein Jahr.«
    »Bei euch vielleicht! Bei uns rechnet man die Tageeben in Jahren. Ein Tag ist zu Ende, wenn man sich wieder schlafen legt   – also nach rund 300   Jahren.«
    »Ihr schlaft nur alle 300   Jahre?«
    »Ja«, sagte Coxi und öffnete den Mund beim Gähnen so weit wie Frau Sönnchen beim Schimpfen. »Nur ich nicht! Dabei bin ich so müde wie 17 hängende Fledermäuse!«
    »Wie?«
    »Ich kann nicht schlafen, weil ich meine Kuscheldecke in unserem alten Haus vergessen habe!« Auf einmal sah die freche Hexe hilflos und verzweifelt aus. »Ich würde so gerne!   … Aber ohne meine Kuscheldecke   – da geht es einfach nicht.« Und jetzt kamen ihr auch noch die Tränen.

    Das gibt’s nicht, dachte Lieselotte schon wieder. Das gibt’s echt nicht: Da ist sie Hunderte von Jahren alt und weint wegen ihrer Kuscheldecke!
    Weinen war noch nicht einmal der richtige Ausdruck. Coxi heulte. Richtig laut. Es klang wie eine Mischung aus Eulengeschrei und Feueralarm.
    »Pssst! Sei leise! Sonst entdeckt man uns doch gleich«, zischte Lieselotte. Vorsichtig bog sie die Zweige auseinander und spähte über den Schulhof. Tatsächlich: Frau Sönnchen sah sich suchend um.
    »Aber meine Decke!«, schluchzte Coxi. »Wenn du wüsstest, wie das ist, wenn man nicht schlafen kann!!!«
    Jetzt hatte Frau Sönnchen die Fährte aufgenommen und steuerte
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