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Count Down

Count Down

Titel: Count Down
Autoren: Matthias Goosen
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kann. Doch es kann auch nichts endlos sein. Möglicherweise gibt es irgendwo eine Art Ausgang. Neue Sonnen erschaffen neues Leben – wenn sie es nicht verbrennen. Was ist, wenn es etwas Ähnliches wie uns gibt? Dort, mitten im Nirgendwo. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir nicht alleine sind, in dieser großen Dimension.
     
    Gibt es auf alle Fragen eine Antwort? Ich denke ja. Ganz einfach. Viele wollten mir in meinem Leben schon weismachen, dass es nicht auf alles eine Antwort gibt. Selbst auf die Frage, ob es einen Gott gibt, gibt es eine Antwort … eben nur verschiedene, weil jeder seine eigene Vorstellung von Gott hat. Das ist doch normal, warum sind wir Menschen so kompliziert, wenn es um so etwas Schönes wie Fragen-stellen gibt? Auch darauf gibt es eine Antwort, ich glaube, ich kann sie mir denken: Wir Menschen lieben das Schubladendenken und wenn alle Menschen das gleiche denken, dann gibt es für eine Frage, eine Schublade, sollte es – wie bei der Frage: „Gibt es einen Gott“, mehrere Schubladen geben, weil es mehrere Antwortmöglichkeiten gibt, so ist der Mensch versucht, alles zu vereinfachen, anstatt seine Komplexität als Ganzen anzunehmen und zu verstehen. Eigentlich schade und verwunderlich zugleich. Aber am verwunderlichsten ist, an was ich heute Abend alles denke.
      Man würde unendlich viel Zeit brauchen, um alles zu verstehen. Es ist schwer – und doch wieder einfach. Man braucht doch nur Zeit, Zeit um zu verstehen. Die Antworten kommen dann ganz von alleine. Im Innersten unserer Seele sind sie verborgen. Aber man sollte sich dabei nicht durch menschliche Einbildung täuschen lassen, doch manchmal ist diese Einbildung, das einzige, was unsere Rasse am Leben erhält. Welche Phänomene sind es, die uns tatsächlich beeindrucken? Vielleicht UFOs?
      An den Weihnachtsmann glaube ich ja wirklich nicht mehr.
     
    Wir sind wie Marionetten. Es liegt in unserer Natur, uns selbst zu zerstören. Doch wer lenkt uns? Gott höchstpersönlich?
      Es ist einfach, seinen Kopf in den Sand zu stecken und zu sagen: „Ich habe damit nichts zu tun.“ Aber da ich glaube, dass wir Menschen – jeder mit jedem – verbunden sind, kann sich keiner so einfach aus der Schlinge ziehen. Wir sind eins. Und ich und Steve ganz besonders.
      Nun dauert es nicht mehr lange, bis wir in das Raumfahrzeug steigen werden. Wir werden die Erde verlassen.
      Bill, der mit mir auf der Akademie war, ist für mich ein richtiger Kumpel – in jeder Hinsicht. Er war einer meiner ersten Freunde, denen ich gestand, dass ich schwul bin – noch immer ein komisches Wort für mich. Und er war einer der ersten, denen ich Steve vorstelle. Mein Bill, ein guter Mann. Ich kann mich auf ihn zu 100% verlassen. Ich bin froh, ihn zu kennen.
      Meine Unsicherheit nimmt zu. Der Film „Moontrap“ geht im Kopf weiter.
      Vielleicht suchen wir alle auf der falschen Seite nach anderen Lebewesen. Ich versuche jedoch stets auf der richtigen Seite zu suchen, vielleicht habe ich deswegen solches Glück und habe Steve gefunden? Ein Sprichwort sagt: „Wenn Du lange in einen Abgrund blickst, dann blickt der Abgrund auch in Dich.“ Ich finde, dies ist ein weiser Spruch, den man nicht verkehrt herum sagen sollte.
    Bald werde ich die Truppe, die hoffentlich munterer ist als ich, sehen. Isabella wird meinen Start nicht sehen – zumindest nur über das Fernsehen, denke ich. Ich freue mich schon, aber die Angst bleibt. Larry wird sicher wieder einen Witz auf Lager haben. Er ist ein Mensch, der sehr positiv denkt und immer gut aufgelegt ist. Bewundernswert, oder?
      Was für eine verrückte Welt!
      Jeder Mensch möchte durch Fakten überzeugt werden, doch das ist nicht immer möglich. Empiriker wie Rationalisten können nicht immer auf ihre Art und Weise befriedigt und überzeugt werden. Solange muss jeder seine Meinung vertreten und Vermutungen aufstellen können ohne geächtet zu werden.
     
    Jetzt wird es aber höchste Zeit, mich von all dem Quatsch zu befreien. Ich sollte mich auf den Start konzentrieren, der in wenigen Stunden – hoffentlich problemlos – ablaufen wird. Mir geht soviel durch den Kopf, dass ich meine Angst vergessen habe, trotzdem wird sie immer in mir sein. Ich bin müde. Ich fühle mich so, als ob hunderte von Menschen auf mir herumtrampeln würden.
      Der Film verfolgt mich.
      So, jetzt reicht es aber. Hauptsache ist doch, es klappt alles im Weltraum. Scheiße! Am liebsten wäre mir, ich hätte das ganze schon hinter
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