Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt

Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt

Titel: Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
Autoren: Steve Berry
Vom Netzwerk:
müssen«, schrie Alexander. Als er merkte, dass seine Truppen ihn hörten, beruhigte er sich und fuhr leise fort: »Der Heiltrank hätte zur Verfügung stehen müssen.«
    Er bemerkte, dass seine Männer unruhig wurden. Er musste die Fassung wiedergewinnen. Was hatte Aristoteles gesagt? Ein König spricht nur durch Taten. Deshalb hatte er mit der Tradition gebrochen und Hephaistions Einbalsamierung angeordnet. Wie Achill es für seinen gefallenen Freund Patroklos getan hatte, hatte er nach dem Vorbild von Homers Epos die Mähnen und Schweife aller Pferde abschneiden lassen. Er hatte jegliches Musizieren verboten und Boten zum Orakel des Ammon gesandt, um zu fragen, wie er des geliebten Toten am besten gedenken solle. Dann war er, um seinen Kummer zu lindern, über die Kossäer hergefallen und hatte das ganze Volk mit dem Schwert niedergemetzelt – es war sein Opfer für den verblassenden Schatten seines geliebten Hephaistion.
    Der Zorn hatte ihn überwältigt.
    Und er beherrschte ihn immer noch.
    Er hieb mit dem Schwert durch die Luft und ließ es dicht vor Glaukias bärtigem Gesicht verharren. »Das Fieber hat mich wieder befallen«, flüsterte er.
    »Dann wirst du mich brauchen, mein König. Ich kann dir helfen.«
    »Wie du Hephaistion geholfen hast?«
    Ihm stand noch immer Hephaistions Scheiterhaufen vor Augen, der vor drei Tagen abgebrannt worden war. Er war fünf Stockwerke hoch gewesen, seine Basis hatte zweihundert auf zweihundert Meter gemessen, und er war mit vergoldeten Adlern, Schiffsschnäbeln, Löwen, Stieren und Zentauren geschmückt gewesen. Aus dem ganzen Mittelmeerraum waren Gesandte gekommen, um bei der Einäscherung zuzusehen.
    Und all das wegen der Unfähigkeit dieses Mannes!
    Er ließ das Schwert hinter dem Arzt durch die Luft sausen. »Ich werde deine Hilfe nicht benötigen.«
    »Nein. Bitte«, schrie Glaukias.
    Alexander durchtrennte die straff gespannten Seile mit seiner scharfen Schneide, wobei jeder einzelne Schnitt seinen Zorn zu besänftigen schien. Dann stieß er das Schwert in den Knoten. Die Seile rissen mit einem Geräusch wie brechende Knochen. Noch ein Hieb, und das Schwert löste die letzten Fasern. Die beiden Palmen schnellten rechts und links von dem zwischen ihnen festgebundenen Glaukias empor.
    Der Mann schrie auf, als sein Körper die Bewegung der Bäume für einen Moment lang aufhielt, bevor ihm die Arme abgerissen wurden, und seine Brust in einem blutigen Sprühregen zerfetzt wurde.
    Die Palmblätter rauschten wie ein Wasserfall, die Stämme der Palmen ächzten.
    Glaukias’ Körper fiel auf die nasse Erde, doch seine Arme und Teile seiner Brust hingen noch an den Palmen. Es wurde still, als die Bäume wieder aufrecht dastanden. Die Soldaten waren totenstill.
    Alexander wandte sich seinen Männern zu und schrie: » Alalalalai. «
    Seine Männer wiederholten den makedonischen Kriegsruf, und ihre Schreie hallten über die feuchte Ebene und brachen sich an den Mauern von Babylon. Die Leute, die von der Stadtmauer aus zugeschaut hatten, griffen den Ruf auf. Alexander wartete, bis das Geschrei verstummt war, und rief dann: »Vergesst ihn nie.«
    Er wusste, dass sie sich fragten, ob er Hephaistion meinte oder den unseligen Mann, der gerade dafür bezahlt hatte, seinen König enttäuscht zu haben.
    Aber das spielte keine Rolle.
    Jetzt nicht mehr.
    Er stieß sein Schwert in die nasse Erde und ging zu seinem Pferd. Was er dem Arzt gesagt hatte, stimmte. Das Fieber hatte ihn wieder im Griff.
    Und er hieß es willkommen.

ERSTER TEIL

1
Kopenhagen, Dänemark
Samstag, 18. April, Gegenwart
23.55 Uhr
    Der Geruch ließ Cotton Malone wieder zum Leben erwachen. Dieser scharfe, beißende Geruch, der eine Note Schwefel enthielt. Und noch etwas anderes, das süß roch und ekelerregend. Wie der Tod.
    Langsam schlug er die Augen auf.
    Er lag mit ausgestreckten Armen auf dem Bauch, die Hände auf dem Holzboden, der merkwürdig klebrig war.
    Was war nur passiert?
    Er hatte die Aprilversammlung der Dänischen Antiquarischen Buchhändlergesellschaft einige Straßenzüge westlich von seinem Buchantiquariat in der Nähe des Tivoli-Vergnügungsparks besucht. Er mochte einfach die monatlichen Treffen, und so hatte ihm auch dieser Abend gefallen. Er hatte ein paar Drinks genommen, Freunde getroffen und viel über Bücher geredet. Am nächsten Morgen war er mit Cassiopeia Vitt verabredet. Ihr gestriger Anruf mit der Bitte um dieses Treffen hatte ihn überrascht. Zuletzt hatte er Weihnachten von ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher