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Cosmic Trigger

Titel: Cosmic Trigger
Autoren: Robert Anton Wilson
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etwa wie folgt begonnen haben: »Es sind nun annähernd 13 Jahre vergangen, seit ich an jenem schicksalsträchtigen Tag die schrecklichen Legenden um die geheimnisumwitterten bayrischen Illuminaten zu untersuchen begann. Es handelt sich dabei um eine angebliche Verschwörerbande, die nach Ansicht einiger Leute die Welt unter Kontrolle hält.« Wie ein Held aus Lovecrafts Feder stellte ich meine Nachforschungen ohne Furcht vor irgendwelchen Gefahren an; ich dachte, ich würde lediglich einen interessanten Fall von politischer Paranoia untersuchen und erwartete einen Einblick in Gedankengänge, welche ansonsten gesunde Individuen zur Erstellung von derart absurden und lächerlichen Verschwörungstheorien inspirieren.
    Schließlich schrieb ich zusammen mit Robert J. Shea das Werk Illuminatus!, eine dreibändige Satire um und über diese Verschwörung. Die Arbeit an einem derart umfangreichen Buch sollte mein Interesse an diesem Thema eigentlich erschöpft haben, dennoch gingen meine Untersuchungen weiter, wobei ich offensichtlich durch einen mysteriösen inneren Impuls angetrieben wurde. (Anschwellende Orgelmusik, bitte!) Ich war von den Illuminaten körperlich abhängig geworden. Es war wie eine Tarantel zwischen den Bettlaken oder das Lachen einer Frau, die man einst geliebt hatte; man konnte diese verfluchten Illuminaten ganz einfach nicht vergessen oder gar ignorieren. Das war dem Skeptiker – dem zumeist dominierenden Teil der 24 mir innewohnenden Selbste – sehr lästig.
    Schließlich führte mich mein Interesse an den Illuminaten durch einen kosmischen Vergnügungspark mit Doppel- und Tripelagenten, UFOs, angeblichen Komplotten zur Ermordung von Präsidenten, rätselhaften Symbolen auf der Dollarnote, Nachrichten vom Sirius, Pfannkuchen von Gott weiß woher, den Zweideutigkeiten Aleister Crowleys, mysteriösen, Uri Geller verfolgenden Falken, Futuristen, Unsterblichkeitspropheten, Plänen, um diesen Planeten zu verlassen, und den letzten Widersprüchen der Quantenmechanik. Es war eine lange, aber nie langweilige Jagd, als ob man in einem dunklen Zimmer eine Kobra zu erhaschen versuchte, ehe sie einen selbst erwischt.
    Kurz, der Hintergrund des Rätsels um die bayerischen Illuminaten ist folgender: Am 1. Mai 1776 gründete der ehemalige Jesuit Dr. Adam Weishaupt, Professor für Kirchenrecht an der Universität von Ingolstadt, Bayern, eine als Illuminatenorden bezeichnete Geheimgesellschaft innerhalb der bereits bestehenden Freimaurerlogen Deutschlands. Da die Freimaurer bereits eine Geheimgesellschaft sind, bildeten die Illuminaten also eine Geheimgesellschaft innerhalb einer Geheimgesellschaft oder, anders ausgedrückt, ein Geheimnis in einem Geheimnis. Im Jahre 1785 wurden die Illuminaten unterdrückt und von der bayrischen Regierung verboten, da sie angeblich maßgeblich an einer Verschwörung zum Sturz aller Könige Europas sowie des Papstes beteiligt waren. Soweit wird die Geschichte von allen Historikern allgemein anerkannt. Alles andere ist eine Angelegenheit hitziger und oft anrüchiger Auseinandersetzungen.
    Es wurde behauptet, Dr. Weishaupt sei ein Atheist, ein kabbalistischer Magier, ein Rationalist, ein Mystiker; ein Demokrat, ein Sozialist, ein Anarchist, ein Faschist; ein machiavellistischer Amoralist, ein Totalitarianer und ein »enthusiastischer Philanthrop«. (Letzteres war übrigens das Urteil von Thomas Jefferson.) Den Illuminaten wurde auch zugeschrieben, sie steuerten hinter den Kulissen die Französische und die Amerikanische Revolution, sie wollten die Welt erobern, sie seien die Köpfe hinter dem Kommunismus, sie arbeiteten bis gegen 1970 im Untergrund, beteten im geheimen den Teufel an und stellten sich bewußt dümmlich, um schließlich alle Welt zu übertölpeln. Einige behaupteten, Weishaupt hätte die Illuminaten gar nicht gegründet, sondern lediglich neu belebt. Der Orden der Illuminaten wurde bis zu den Tempelrittern, den Einweihungskulten der Griechen und Gnostiker, den alten Ägyptern, ja bis auf Atlantis zurückverfolgt. Als einzig zutreffende Feststellung gilt, daß die von Weishaupt beabsichtigte Geheimhaltung gelungen ist; keine zwei Erforscher der Illuminologie stimmten in ihren Ansichten je darin überein, was das »Innere Geheimnis« oder der Zweck des Ordens eigentlich wäre (oder sei…). Wenn man sich einmal in die Literatur über dieses Thema vertieft, so bleibt noch unendlich viel Raum für schaurige Spekulationen und pedantische Paranoia, und seit 1776 hat jede
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