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Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1
Autoren: Michael R. Baier
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wir nicht zerschellt?«
    Ich rief weitere Daten ab, dann hatte ich es. »Die Antigravs haben uns in fünfzehn Kilometern Höhe abgefangen. Es hat nicht für eine Bilderbuchlandung gereicht, aber wir sind nur neun Kilometer von der Position des Senders entfernt runtergekommen.« Ich drehte mich zum Beobachtungsdom herum.
    »Sehen wir uns mal an, wo das ist.«
    Ein gut zehn Meter breiter, nahezu rechteckiger Teil der Deckenverkleidung im rückwärtigen Bereich der Brücke fuhr nach oben. Darüber kam eine transparente Balustrade zum Vorschein durch die trübes Tageslicht hereindrang. Wir gingen eine auf die Balustrade führende Rampe hinauf und sahen in einen tiefgrünen, tropfnassen Wald hoher Bäume, dessen undurchdringliches Unterholz in einer Wolke aus feinem Wasserdampf verschwand, die vom immer noch glühend heißen Rumpf der Gmersink stammte.
    »Das war wirklich sehr knapp, Keleeze.« Hud Chitziin deutete auf die hellweißen Wolken. »Wenn sich der Rumpf so weit aufheizen konnte, lässt das auf einen immensen Schaden am Trägheitsfeld schließen.«
    Ich nickte ihm gedankenverloren zu.
    Ein unbestimmtes Gefühl hatte sich beim Anblick des endlosen und dichten Waldes eingestellt und schickte sich an, vollends von mir Besitz zu ergreifen. Es war von der Intensität her nur mit den Eindrücken aus der Zeit meiner Kindheit zu vergleichen, als ich für die alljährlichen Ferien für einen ganzen Monat aus der Isolation von Chrunus zurück nach Hause kam.
    »Der Sturm hat sich noch nicht gelegt!« Hud Chitziin unterbrach mit seiner Bemerkung meinen innerlichen Gedankengang. Er stand neben mir und sah aufmerksam in die dichte Wildnis hinaus.
    Schwere Äste, deren Blätter längst abgerissen waren, wurden von Sturmböen durch die Luft getragen. Büschel aus zusammenhängenden Zweigen und Sträuchern folgten ihnen und regneten in einer unaufhörlichen Flut auf die Umgebung und die Gmersink nieder.
    Ich drehte mich um und blickte durch die repolarisierte Mono-Molekular-Struktur des Doms in Richtung des Standardjet, der Gmersink. Das obere Drittel des Jets war schwarz verkohlt. Er war durch den Aufschlag der Drohne aus seiner magnetischen Fassung gedrückt worden und hatte zusätzlich den enormen Temperaturen des Atmosphäreneintritts ungeschützt vom Trägheitsfeld widerstehen müssen.
    »Damit kommen wir hier jedenfalls nicht mehr weg.« Seine Weisheit legte eine leichte Besorgnis in seine Stimme, als er das sagte.
    Mein Blick strich weiter über das konische Heck des Schiffes in den diesigen Wald hinein. Noch immer verdampfte der niedergehende Regen an den Stellen, an denen das Trägheitsfeld zerstört war, dicht über der Rumpfoberfläche und erzeugte eine Nebelsilhouette des Schiffes, die unsere Sicht nach hinten zusätzlich beeinträchtigte. Wenn sie von den häufigen Sturmböen aufgerissen wurde, erweiterte sich unser Ausblick auf eine mehrere hundert Meter lange und wenigstens zwanzig Meter breite Schneise, welche wir bei unserem kontrollierten Absturz in den Wald gerissen hatten.
    Syncc Marwiin hatte seine Verletzungen sicherlich erst bei diesem Aufprall erlitten. Ich sah unzählige, zersplitterte Baumstämme von beträchtlichem Umfang in der Schneise liegen. Die intakten Reste des Trägheitsfeldes hatten ihre Masse davon abgehalten, das Schiff zu treffen, nicht aber die Schockwellen.
    »Ich überprüfe die Antigravs«, sagte ich und ging die Rampe zurück zur Brücke.
    Aus meinem Sessel rief ich den Status der intakten Schiffssysteme ab. Die Liste, welche die Schiffsintelligenz mir anzeigte, war ernüchternd kurz und die Antigravs waren nicht darauf.
    Hud Chitziin stützte sich auf die Lehne meines Sessels.
    »Ich muss da hin und sehen, was zu retten ist«, erklärte ich Seiner Weisheit, auf das blinkende Thieraportsymbol im Standbild des zentralen Holodisplays deutend.
    Er kam um meinen Sessel herum und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Allein in diesen Urwald, Siir?«, bemerkte er in einem Tonfall, als wolle er sagen, ein geentertes Schiff, ein Toter, ein Schwerverletzter und ein Vermisster sind doch genug Verluste für einen Tag.
    Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Seine Bemerkung spielte durchaus auf das gute aber respektvolle Verhältnis, das zwischen uns herrschte, an.
    »Ich denke, ich werde es überleben, Hud, oder?«, fragte ich ihn provokativ.
    Er zuckte kurz zusammen und duckte sich.
    Meine Neugierde zog mich raus. Ich verspürte einen unaufhaltsamen Drang, dem nachzugehen, was mich
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