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Corum 02 - Die Königin des Chaos

Corum 02 - Die Königin des Chaos

Titel: Corum 02 - Die Königin des Chaos
Autoren: Michael Moorcock
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mißlungenen Angriff rasend vor Wut zum Hof von Kalenwyr geeilt war und König Lyr-a-Brode um eine ganze Armee gebeten hatte. Das nächste Mal würde er vielleicht auch Schiffe zur Unterstützung mit sich bringen, die die Burg vom Meer aus angreifen konnten, während er sie von der Landseite bestürmte. Gegen eine derart geballte Macht würde die Burg mit ihren wenigen Mannen sich nicht halten können.
    Die Sonne versank am Horizont, als sie im großen Saal zu Abend aßen. Corum, Rhalina und Beldan saßen zusammen an der Tafel, aber Corum sprach mehr dem Wein als den Speisen zu. Düstere Gedanken quälten ihn; eine Vorahnung von schrecklichem Unheil. Seine Stimmung färbte auf die beiden anderen ab, die sich deshalb auch gar nicht bemühten, ein Gespräch in Gang zu bringen.
    So vergingen zwei Stunden und immer noch goß Corum Becher um Becher des Weins in sich hinein.
    Da nahm Beldan plötzlich den Kopf hoch und lauschte. Auch Rhalina schien etwas zu vernehmen und hob die Brauen. Nur Corum regte sich nicht.
    Es hörte sich an wie ein Pochen ein sehr hartnäckiges Klopfen. Dann erklangen Stimmen und das Pochen verstummte. Doch als die Stimmen schwiegen, begann das Klopfen erneut.
    Beldan schob den Stuhl zurück. »Ich sehe nach.«
    Rhalina warf einen Blick auf Corum. »Ich bleibe.«
    Corums Haupt war gebeugt, während er blicklos in den Becher starrte. Hin und wieder betastete er den Schild über seinem fremdartigen Auge, und hin und wieder betrachtete er die Hand Kwlls, spannte die sechs Finger, krümmte sie wieder zusammen, und grübelte.
    Rhalina lauschte. Sie hörte Beldans Stimme. Wieder erstarb das Klopfen. Erneut erklangen Stimmen. Dann herrschte Schweigen.
    Beldan kam zurück in den Saal.
    »Ein Fremder begehrt Einlaß«, berichtete er.
    »Wo kommt er her?«
    »Er sagt, er sei ein Reisender, der hierher verschlagen wurde und der Zuflucht sucht.«
    »Spricht er die Wahrheit?«
    »Ich kann es nicht sagen.«
    Corum blickte auf. »Ein Fremder?«
    »Aye«, erwiderte Beldan. »Ein Spion Glandyths, vielleicht.«
    Corum erhob sich schwankend. »Ich gehe zum Tor.«
    Rhalina berührte seinen Arm. »Bist du denn.«
    »Natürlich.« Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und atmete tief. Mit großen Schritten durchquerte er den Saal. Rhralina und Beldan folgten ihm.
    Er näherte sich dem Tor. Wieder pochte es.
    »Wer seid Ihr?« rief Corum. »Was ist Euer Begehr?«
    »Ich bin Jhary-a-Conel, ein Wanderer. Ich kam ohne eigenes Dazutun hierher, aber ich wäre Euch für eine Stärkung und ein Plätzchen verbunden, wo ich mich ausruhen könnte.«
    »Seid Ihr von Lywm-an-Esh?« erkundigte sich Rhalina.
    »Ich bin von überallund nirgendher. Ich bin alle Menschen und niemand. Doch eines bin ich sicherlich nicht Euer Feind. Ich bin naß und zittere vor Kälte.«
    »Wie habt Ihr Mordel erreicht, da doch der Weg überflutet ist?« verlangte Beldan zu wissen. Er drehte sich zu Corum um. »Das fragte ich ihn bereits zuvor, doch er antwortete nicht.«
    Der Fremde hinter dem Tor murmelte etwas Unverständliches.
    »Was sagtet Ihr?« erkundigte sich Corum.
    »Verdammt!« fluchte der Wanderer. »Das ist etwas, das kein Mann gern zugibt. Ich war Teil eines Fischfangs! In einem Netz wurde ich hierher geschleppt und dann einfach ins Wasser gekippt, ganz in der Nähe. Dann schwamm ich zu Eurer verdammten Burg, kletterte den verdammten Fels hoch, pochte an Eurer verdammten Tür. Und nun stehe ich triefnaß davor und muß verdammten Narren Rede und Antwort stehen. Habt Ihr auf Mordel denn noch nichts von Gastfreundschaft gehört?«
    Verwirrt starrten die drei sich an. Sie waren ziemlich überzeugt davon, daß der Fremde kein Spion des Grafen Glandyth war.
    Rhalina gab ihren Kriegern ein Zeichen, das große Tor zu öffnen. Die Flügel knarrten, und als sie sich einen Spalt geöffnet hatten, drängte sich ein schlanker, ein wenig ramponiert aussehender Gesell herein. Er trug ungewöhnliche Kleidung, hatte einen Sack auf seinem Rücken und auf dem Kopf einen Hut, dessen breite Krempe wasserschwer in sein Gesicht hing. Sein langes Haar war triefend naß, wie er selbst und alles an ihm. Er war verhältnismäßig jung und verhältnismäßig gutaussehend. Trotz seiner mißlichen Lage überzog sein Intelligenz verratendes Gesicht doch ein Zug von amüsierter Geringschätzung.
    Er verbeugte sich vor Rhalina. »Jhary-a-Conel zu Euren Diensten, Lady.«
    »Wieso tragt Ihr noch Hut und Sack, wenn Ihr so weit schwimmen mußtet, wie Ihr behauptet?«
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