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Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Titel: Corum 01 - Der scharlachrote Prinz
Autoren: Michael Moorcock
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aufleuchten. Unbeeindruckt erklomm er weiter die lange Rampe.
    Und nun bemerkte er, daß er sich einer Plattform am Ende der Rampe näherte, die über die Schlucht hing. Nichts befand sich unter ihr.
    Auf der Plattform stand ein Podest, und auf diesem eine Plinthe. Darauflag etwas, das pulsierte und Strahlen aussandte. Diese Strahlen umspielten mehrere Mabden-Krieger und schienen sie zu lähmen. Alle hielten sie ihre Hände nach der Quelle dieser Strahlen ausgestreckt, und alle waren sie in dieser Haltung erstarrt, aber ihre Augen verfolgten Corum, als er sich dem Podest näherte. Schmerz war in den Augen und Neugier und eine Warnung.
    Corum hielt an.
    Das Ding auf der Säulenplatte war von tiefem, sanften Blau und ganz klein. Es gleißte wie ein Juwel in Herzform. Mit jedem Schlag sandte es Lichtstrahlen aus.
    Dies mußte Ariochs Herz sein.
    Aber es schützte sich selbst, wie die erstarrten Krieger bewiesen, die es umringten.
    Corum machte einen Schritt darauf zu. Ein Lichtstrahl traf seine Wange und verursachte ein Kribbeln.
    Noch ein Schritt näher und zwei weitere Strahlen erreichten ihn und ließen seinen Körper erschauern, lähmten ihn jedoch nicht. Dann war er an den Mahden-Kriegern vorbei. Noch zwei Schritte. Die Strahlen bombardierten seinen Kopf und seinen ganzen Körper, aber Corum empfand es als angenehm. Er streckte seine Rechte aus, um das blaue Juwel zu ergreifen, aber Kwlls Hans war schneller und packte Ariochs Herz.
    »Die Welt scheint voll von Teilen von Göttern«, murmelte Corum. Er drehte sich um und sah, daß die Mabden-Krieger nicht länger erstarrt waren. Sie rieben sich die Gesichter und schoben ihre Schwerter in die Scheiden.
    Corum wandte sich an den nächsten. »Warum suchtest du Ariochs Herz?«
    »Nicht aus freiem Willen«, versicherte dieser ihm. »Ein Zauerer schickte mich und bot mir mein Leben, wenn ich ihm Ariochs Herz brächte.«
    »Shool?«
    »Aye - Shool. Prinz Shool.«
    Corum blickte die anderen an. Sie nickten alle. »Shool schickte uns!«
    »Und mich ebenfalls«, gestand Corum. »Ich ahnte nicht, daß er es schon so viele Male zuvor versucht hatte.«
    »Es ist ein Spiel, das Arioch mit ihm spielt«, murmelte einer der Mabden-Krieger. »Ich erfuhr, daß Shool nur geringe eigene Macht besitzt. Arioch gibt Shool Kräfte, die dieser für seine eigenen hält, denn dem Schwertritter gefällt es, einen Feind zu haben, mit dem er spielen kann. Was immer Arioch auch unternimmt, er tut es nur aus Langeweile. Und jetzt habt Ihr sein Herz. Zweifellos rechnete er nicht damit, daß das Spiel einen unvorhergesehenen Lauf nehmen könnte.«
    »Aye«, pflichtete Corum ihm bei. »Ich verdanke es einzig und allein Ariochs Sorglosigkeit, daß ich überhaupt bis hierherkam. Aber jetzt muß ich weg. Ich muß einen Weg aus dem Palast zurückfinden, ehe er entdeckt, was passiert ist.«
    »Dürfen wir mit Euch kommen?« baten die Mabden.
    Corum nickte. »Ja, doch beeilt euch.«
    Sie schlichen vorsichtig die Rampe hinunter.
    Auf halbem Weg begann einer der Mabden zu schreien, schlug mit den Händen wild um sich, dann stolperte er an den Rand der Rampe und stürzte hinab in die glitzernde Leere.
    Sie beschleunigten ihr Tempo, bis sie den winzigen Riß an der unteren Ecke der mächtigen Tür erreichten und einer nach dem anderen hindurchkletterte.
    Dann ging es die Lichtrampe hinunter, über die Galerie aus glänzendem Marmor und treppab zu der dunklen Halle.
    Corum suchte die Silbertür, durch die er den Palast betreten hatte. Er umrundete die gewaltige Halle, und seine Füße begannen zu schmerzen, ehe er verstand, daß die Tür nicht mehr existierte.
    Plötzlich war die Halle wieder hell erleuchtet. Die titanische, feiste Gestalt, die Corum bei seiner Ankunft gesehen hatte, lag wie zuvor auf dem Unrathaufen. Und wie zuvor tummelte sich das Mabden-Ungeziefer auf ihr und starrte ihm von den Achselhöhlen, dem Nabel und den Ohren entgegen.
    »Ha, ha! Siehst du nun, Corum, wie gnädig ich bin? Ich habe dir alles gewährt, was dein Herz begehrt. Du hast sogar mein Herz. Aber ich kann natürlich nicht zulassen, daß du es wegträgst. Ohne mein Herz könnte ich hier nicht herrschen. Ich glaube, ich werde es in meine Brust zurücknehmen.«
    Corum ließ die Schultern hängen. »Er hat uns zum Narren gehalten«, erklärte er seinen vor Schreck fast gelähmten Mabden-Gefährten.
    »Er hat Euch nur benutzt, Sir Vadhagh«, widersprach ihm einer der Krieger. »Nie hätte er sein Herz selbst an sich nehmen können.
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