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Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Titel: Corum 01 - Der scharlachrote Prinz
Autoren: Michael Moorcock
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hatte.
    Im Gegenteil, Corum betrat den Palast unbemerkt; niemand kümmerte sich um ihn. Das durchdringende Gelächter kam von einer Galerie, wo zwei Dämonen mit Schuppenhaut gegeneinander kämpften. Obwohl sie offensichtlich beide schon dem Tode nahe waren, brüllten sie vor Lachen und schienen sich über ihren Zweikampf zu amüsieren.
    Es war dieses Duell, dem Arioch seine ganze Aufmerksamkeit widmete.
    Der Schwertritter - der Herzog des Chaos - lag auf einem Haufen Schmutz und Unrat und schlürfte etwas ekelig penetrant Riechendes aus einem Kelch. Er war unbeschreiblich fett, und sein Fleisch bebte, wenn er lachte. Er war völlig nackt und ganz wie ein Mabden gebaut. Schorf und kleinere Wunden waren überall auf seinem Körper zu sehen, besonders am Unterleib. Sein Gesicht war gerötet und abstoßend häßlich, und seine Zähne schienen verfault.
    Corum hätte gar nicht gewußt, daß er überhaupt der Gott war, wenn nicht seine Größe gewesen wäre - Arioch war riesig wie eine Burg, und sein Schwert, das Symbol seiner Macht, hätte den höchsten Turm Erorns noch überragt, wenn man es aufrecht stellen würde.
    Über die Wände der Hallen verliefen Galerien, eine über der anderen, bis hinauf zur fernen Kuppeldecke, die hinter dichtem Rauch verborgen war. Auf diesen Galerien befanden sich hauptsächlich Mabden jeglichen Alters, und die meisten nackt. Auf vielen der Galerien kopulierten sie, kämpften gegeneinander, fügten sich scheußliche Wunden zu. Auf manchen befanden sich auch andere Wesen, zum größten Teil Shefanhows, ein wenig kleiner als die beiden, deren Kampf die Aufmerksamkeit Ariochs galt.
    Das Schwert war pechschwarz und hatte merkwürdige Muster eingraviert. Mabden knieten auf der Klinge und waren damit beschäftigt, das Muster zu putzen und zu polieren. Andere kletterten auf den Knauf und wuschen ihn, wieder andere ließen die Beine von der Parierstange baumeln und reparierten den goldenen Draht, mit der sie umwickelt war.
    Doch nicht alle arbeiteten. Viele kletterten wie Läuse auf dem feisten Wanst des Gottes herum, tummelten sich dort, stocherten an seiner Haut herum, tranken von seinem Blut und knabberten an seinem Fleisch. Nichts davon schien Arioch zu bemerken. Er hatte nur Augen für den Kampf auf der Galerie, der bis zum Tod geführt wurde.
    War dies wirklich der allmächtige Arioch, dieser Fettwanst, der wie ein heruntergekommener Bauer im Schweinestall hauste? War dies tatsächlich die boshafte Kreatur, die ganze Nationen vernichtet hatte, die alle Rassen ausrottete, die sie nicht selbst erschaffen hatte?
    Ariochs Gelächter erschütterte den Fußboden. Einige der parasitischen Mabden stürzten von seinem Körper. Ein paar blieben unverletzt, andere hatten sich Hals oder Gliedmaßen gebrochen und vermochten sich nicht mehr zu erheben. Ihre Kameraden kümmerten sich überhaupt nicht um sie. Geduldig erklommen sie wieder den Rumpf des Gottes und rissen mit ihren Zähnen winzige Fleischstücke aus seinem Körper.
    Ariochs Haar war lang, strähnig und fettig. Auch hier kämpften die Mabden um Nahrungsrest, die in dem Filz hängengeblieben waren. Andere krochen im Körperhaar des Gottes herum und suchten nach Krümeln und sonstigem Genießbaren oder besonders zarten Stücken seines Fleisches.
    Die beiden Dämonen taumelten zu Boden. Einer war nun tot, der andere fast, aber er lachte immer noch schwach. Dann erstarb jedoch auch sein Lachen.
    Arioch schlug sich auf den Bauch und tötete dabei ein Dutzend Mabden, dann kratzte er sich. Er betrachtete uninteressiert die blutigen Überreste auf seiner Handfläche und wischte sie sich am Haar ab. Lebende Mabden fielen über die Leichenteile her und verschlangen sie gierig.
    Dann drang ein gewaltiger Seufzer aus dem Mund des Gottes. Er begann mit einem schmutzigen Finger von der Größe einer Pappel in der Nase zu bohren.
    Corum entdeckte, daß sich Stiegen von Galerie zu Galerie in die Höhe wanden, aber er hatte keine Ahnung, wo sich der höchste Turm des Palastes befinden mochte. Auf leisen Sohlen schlich er durch die Halle.
    Trotzdem fiel dem Gott dieses Geräusch auf. Er wurde wachsam. Er legte seinen Kopf seitwärts und schaute sich um. Die riesigen Augen stierten Corum an, und plötzlich griff eine Titanenhand nach ihm.
    Corum hob sein Schwert und hieb auf die Hand ein, aber Arioch lachte nur und griff den Vadhagh-Prinzen.
    »Was ist denn das?« donnerte seine Stimme. »Das ist ja keiner von meinen. Keiner von meinen!«
    Corum fuhr fort, auf
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