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Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Titel: Corum 01 - Der scharlachrote Prinz
Autoren: Michael Moorcock
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daß ihr eure Städte und Burgen überhaupt noch verließet. Die Natur brachte Mohn und Gänseblümchen hervor. Die Lords der Ordnung sorgten dafür, daß alles im gleichmäßigen, geregelten Gang verlief. Es geschah überhaupt nichts. Wir haben eurer Welt so viel mehr gegeben, ich, mein Bruder Mabelrode und meine Schwester Xiombarg.«
    »Wer sind diese anderen?«
    »Du kennst sie, glaube ich, als die Schwertkönigin und den Schwertkönig - die Königin und der König des Chaos. Jeder von ihnen herrscht über fünf der weiteren zehn Ebenen. Wir nahmen sie den Lords der Ordnung ab. Das ist noch gar nicht so lange her.«
    »Und Ihr konntet es nicht erwarten, sofort alles zu zerstören, was wahrhaftig und weise war?«
    »Wenn du es sagst, Sterblicher.«
    Corum schwieg. Ariochs überzeugende Stimme machte ihn unsicher. Schließlich murmelte er: »Ich glaube, Ihr belügt mich, Herzog Arioch. Hinter Euren Ambitionen muß mehr stecken.«
    »Das ist reine Ansichtssache, Corum. Wir folgen unseren Launen. Wir sind jetzt sehr mächtig, und nichts und niemand kann uns etwas anhaben. Warum sollten wir nachtragend sein?«
    »Einmal werdet auch Ihr vernichtet wie die Vadhagh. Aus dem gleichen Grund.«
    Arioch zuckte die Achseln. »Vielleicht.«
    »Ihr habt einen mächtigen Feind in Shool von Svi-an-FanIa-BrooI! Hütet Euch vor ihm.«
    »Dann kennst du Shool also?« Arioch lachte melodiös. »Armer Shool. Er schmiedet seine Ränke, hetzt andere gegen uns auf und verleumdet uns. Ist er nicht drollig?«
    »Drollig? Sonst nichts?« fragte Corum ungläubig.
    »Aye - sehr drollig.«
    »Er behauptet, Ihr haßt ihn, weil er fast so mächtig ist wie Ihr.«
    »Wir hassen niemanden.«
    »Ich traue Euch nicht, Arioch.«
    »Welcher Sterbliche traut schon einem Gott!«
    Sie stiegen eine Wendelrampe empor, die nur aus verdichtetem Licht zu bestehen schien.
    Arioch blieb stehen. »Ich meine, wir sollten uns lieber einen anderen Teil des Palastes ansehen. Hier geht es nur zu einem Turm.« Etwas höher entdeckte Corum eine Tür, auf der sich ein strahlendes Zeichen befand - acht Pfeile um einen Kreis.
    »Was bedeutet dieses Zeichen, Arioch?«
    »Nichts. Es ist lediglich das Wappen der Chaoslords.«
    »Nur ein Turm.« Arioch wurde ungeduldig. »Komm schon. Es gibt anderswo im Palast Interessanteres zu sehen.«
    Widerstrebend folgte Corum ihm die Rampe wieder hinunter. Er glaubte nun zu wissen, wo Ariochs Herz aufbewahrt wurde.
    Mehrere Stunden wanderten sie durch den Palast und betrachteten seine Wunder. Alles war von lichter Schönheit, nirgends auch nur die Spur von etwas Finsterem. Diese Tatsache allein beunruhigte Corum. Er war überzeugt, daß Arioch ihm etwas vorgaukelte.
    Sie kehrten in die Halle zurück.
    Die Mabden-Läuse waren verschwunden und mit ihnen auch der Schmutzhaufen, auf dem der feiste Gott geruht hatte. An seiner Stelle stand nun eine Tafel, mit Speisen und Getränken überladen.
    »Leistest du mir Gesellschaft, Prinz Corum?«
    »Ehe Ihr mich ›hinwegschnippt‹?« erkundigte er sich bissig.
    Arioch lachte. »Wenn du deine Existenz noch eine Weile weiterführen willst - bitte, ich habe nichts dagegen. Du kannst nämlich meinen Palast nicht mehr verlassen. Und solange du mich mit deiner Naivität unterhältst, warum sollte ich dich da vernichten?«
    »Fürchtet Ihr mich denn gar nicht?«
    »Ich fürchte dich gar nicht.«
    »Und fürchtet Ihr auch das nicht, was ich verkörpere?«
    »Was verkörperst du denn?«
    »Die Gerechtigkeit.«
    Wieder lachte Arioch. »O wie klein doch dein Denken ist. Es gibt so etwas wie Gerechtigkeit nicht.«
    »Es gab sie, als die Lords der Ordnung hier herrschten.«
    »Alles kann eine kurze Weile existieren - sogar Gerechtigkeit. Aber der wahre Zustand des Universums ist die Anarchie. Es ist das Verhängnis der Sterblichen, daß sie das nicht einsehen wollen.«
    Corum erwiderte nichts. Er setzte sich an die Tafel und begann zu essen. Arioch speiste nicht mit ihm, setzte sich jedoch ihm gegenüber und schenkte sich Wein ein. Corum legte die Gabel zur Seite.
    Arioch lächelte. »Keine Angst, Vadhagh. Es ist nichts vergiftet. Glaubst du, ich hätte es nötig, Gift zu verwenden?«
    Corum aß weiter. Als er gesättigt war, sagte er: »Nun möchte ich mich gern ein wenig ausruhen, wenn Ihr mir schon Eure Gastfreundschaft so großzügig gewährt.«
    »Ah.« Arioch schien verblüfft. »Na gut, dann schlafe.« Er winkte mit der Hand, und Corums Kopf sank auf den Tisch.
    Er schlief.
DAS SIEBENTE KAPITEL
Der
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