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Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...

Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...

Titel: Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...
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senkte sich auf ihre Lippen, strich sanft darüber, um sie
dann mit einer brüsken und doch unglaublich zärtlichen Bewegung in Besitz zu
nehmen.
    Tess reagierte ganz instinktiv, ihre
Lippen wurden weich und nachgiebig, öffneten sich. Sie war schon einmal geküßt
worden, hinter der Bühne der Kapelle beim Picknick zur Feier des
Unabhängigkeitstages, aber so war es nicht gewesen ...
    So unvermittelt, wie er sie geküßt
hatte, schob Joel sie zurück.
    Er hatte die Lippen ärgerlich
zusammengepreßt, und der leichte Klaps, den er ihr auf den Po gab, verletzte
eigentlich nur Tess' Stolz.
    Sie maß Joel mit einem empörten
Blick und bückte sich, um ihre Haarnadeln aufzuheben, die auf den Boden
gefallen waren.
    Doch sie war so wütend, daß Tränen
ihren Blick verschleierten und es ihr unmöglich machten, die Nadeln zu finden.
Und er stand einfach über ihr, groß und beeindruckend, und viel zu eingebildet,
um ihr zu helfen! Dieser unverschämte ... so eine Frechheit ...
    Bevor ihr überhaupt bewußt wurde,
was sie tat, hatte sie ihn in die linke Wade gebissen. Vor Schmerz und
Überraschung schrie er auf, und Tess nutzte die Gelegenheit und rannte an ihm
vorbei.
    Natürlich holte er sie mühelos ein.
Als sie seine Hände auf ihren Schultern spürte und er sie zu sich herumdrehte,
glaubte sie, ihr Herz müsse stehenbleiben.
    »Du kleines ...« begann er wütend
mit gefährlich blitzenden Augen.
    »Ich habe Ihnen gesagt, daß ich
beißen werde, und das habe ich getan!« unterbrach ihn Tess. »Ich bin kein Kind
und lasse mich nicht als solches behandeln.«
    Obwohl er sich Mühe gab, es zu
unterdrücken, erschien ein Lächeln um seinen Mund. »Nein«, gab er zu, und seine
Stimme klang heiser. »Sie sind kein Kind mehr.«
    Tess strich ihren Rock glatt. »Dann
tut es Ihnen also leid, mich geschlagen zu haben?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    Tess' Ärger erwachte von neuem. »Sie
. .«
    »Ich glaube nicht, daß Sie allen
Ernstes eine Entschuldigung erwarten«, unterbrach er sie gereizt, »nachdem Sie
mich so gebissen haben.«
    »Ich habe Sie gebissen, nachdem Sie
mich geschlagen haben!«
    »Die Reihenfolge ist unwichtig, Miss
Bishop. Gehen Sie jetzt, bevor ich die Beherrschung verliere!«
    Überaus erleichtert und mehr als
bereit, ihm zu gehorchen, drehte Tess sich um und marschierte hocherhobenen
Kopfes in die Küche.
    Dort war Juniper und plapperte wie
üblich unaufhörlich vor sich hin, aber diesmal hörte Tess ihr kaum zu. Sie
konnte nur an Joel denken und wie er sie an seinen Körper gepreßt, wie er sie
geküßt hatte. Um sie dann fortzustoßen, als empfände er Ekel vor ihr, und ihr
einen Schlag auf den Po zu versetzen! Warum hatte er das gemacht?
    Während sie das Gemüse putzte,
dachte Tess daran, wie sie ihn gebissen hatte, und errötete vor Scham. Aber
dann lächelte sie verstohlen. Wie er aufgeschrien hatte vor Schmerz!
    »Hör auf damit, bevor du dir den
Finger abschneidest!« schalt Juniper und nahm Tess das Messer aus der Hand.
»Was ist los mit dir, Kind?«
    Auf einmal begann Tess zu weinen.
Sie hatte Joel gebissen! Wie ein Tier.
    »Ich weiß es nicht, Juniper«,
schluchzte sie. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    Juniper liebte Tess, trotz ihrer
ständigen Schimpferei und ihrer Vorhaltungen, und nun legte sie ihr die Hand
auf die Stirn, um ihre Temperatur zu prüfen.
    »Du bist ein bißchen heiß«, stellte
sie besorgt fest.
    Tess war auch innerlich ganz heiß,
aber nicht, weil sie Fieber hatte. Wegen dieser skandalösen Szene mit Joel
Shiloh kam sie sich nun fast wie eine Kerze vor, die zu lange am Feuer
gestanden hatte.
    »Es ist nichts, Juniper«, sagte sie
beruhigend und wischte sich rasch die Tränen ab. »Wirklich nicht.«
    Widerstrebend und nicht ganz
überzeugt, ließ Juniper das Thema fallen und wandte sich wieder ihrer Arbeit
zu.
    Zum Dinner erschienen Mister Wilcox,
Miss Schaeffer, die Lehrerin, und Mister Johnston, der Buchhalter aus dem
Sägewerk. Missis Hollinghouse-Stone, die den Ehrenplatz neben Derora bekam, war
eine gertenschlanke Frau, deren Augenbrauen so zusammengewachsen waren, daß sie
wie ein durchgehender Strich wirkten. Ihre Perücke hatte auch schon bessere
Tage gesehen. Mister Joel Shiloh war nirgendwo zu sehen, was Tess im Grunde
ganz recht war.
    Vielleicht hatte er es sich anders
überlegt und doch kein Zimmer genommen. Vielleicht war er längst wieder
unterwegs in seinem Wagen, um nie wieder gesehen oder gebissen — zu werden ...
    Tess stocherte lustlos in ihrem
Essen herum.
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