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Coraline

Coraline

Titel: Coraline
Autoren: Neil Gaiman
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Erwachsenen alle guten Sendungen, die mit viel Ge schrei und jeder Menge Verfolgungsjagden, für sich selbst behielten.
    Nach einiger Zeit fing sie an zu gähnen. Dann zog sie sich aus, putzte sich die Zähne und legte sich schlafen.
    Am Morgen ging sie ins Elternschlafzimmer, aber das Bett war unberührt und ihre Eltern waren nicht da. Sie aß Spaghetti aus der Dose zum Frühstück.
    Als Mittagessen gab es ein dickes Stück Blockschokolade und einen Apfel. Der Apfel war gelb und leicht verschrumpelt, schmeckte aber süß und gut.
    Zum Tee ging sie nach unten und besuchte Miss Spink und Miss Forcible. Sie bekam drei Kekse, ein Glas Limeade und eine Tasse schwachen Tee. Die Limeade war sehr interessant. Sie schmeckte überhaupt nicht nach Limetten. Sie schmeckte knallgrün und leicht nach Chemie. Coraline fand sie ungemein lecker. Sie hätte sich gefreut, wenn es das auch bei ihr zu Hause gäbe.
    »Wie geht es deinen lieben Eltern?«, fragte Miss Spink.
    »Die sind mir abhanden gekommen«, sagte Coraline. »Ich habe sie alle beide seit gestern nicht mehr gesehen. Ich bin ganz allein. Ich glaube, ich bin eine Einzelkindfamilie geworden.«
    »Richte deiner Mutter doch bitte aus, dass wir die Zeitungsausschnitte gefunden haben, von denen wir ihr erzählt hatten. Sie schien sehr daran interessiert, als Miriam sie ihr gegenüber erwähnte.«
    »Sie ist unter mysteriösen Umständen verschwun den«, sagte Coraline, »und ich glaube, mein Vater auch.«
    »Morgen sind wir leider den ganzen Tag außer Haus, Caroline, Herzchen«, sagte Miss Forcible. »Wir sind bei Aprils Nichte in Royal Tunbridge Wells.«
    Die beiden zeigten Coraline ein Fotoalbum mit Bildern von Miss Spinks Nichte und dann ging Coraline nach Hause.
    Sie machte ihre Sparbüchse auf und ging zum Supermarkt. Dort kaufte sie zwei große Flaschen Limeade, einen Schokoladenkuchen und einen neuen Beutel mit Äpfeln, ging wieder nach Hause und aß das zum Abendbrot.
    Sie putzte sich die Zähne und ging ins Arbeitszimmer ihres Vaters, erweckte seinen Computer zum Leben und schrieb eine Geschichte.
    CORALINES GESCHICHTE
    ES WAR EINMAL EIN MÄDCHEN, DAS HIESS
    APPLE. SIE TANZTE VIEL. SIE TANZTE UND
    TANZTE, BIS IHRE FÜSE ZU WÜRSCHTEN
    WURDEN. ENDE.
    Sie druckte die Geschichte aus und stellte den Computer ab. Dann malte sie unter den Text auf dem Papier ein Bild von dem tanzenden Mädchen.
    Sie ließ sich ein Bad mit zu viel Badeschaum ein. Der Schaum quoll über den Rand und lief über den ganzen Fußboden. Coraline trocknete sich ab, rieb nach besten Kräften auch den Boden trocken und ging ins Bett.
    In der Nacht wachte Coraline auf. Sie ging ins Schlafzimmer ihrer Eltern, aber das Bett war gemacht und leer. Die grünen Leuchtziffern am Digitalwecker leuchteten
    3:12.
    Coraline, so ganz allein mitten in der Nacht, fing an zu weinen. Das war das einzige Geräusch in der leeren Wohnung.
    Sie kroch ins Ehebett ihrer Eltern und schlief nach einer Weile ein.
    Coraline wurde von kalten Pfoten geweckt, die ihr ins Gesicht tappten. Sie schlug die Augen auf. Große, grüne Augen starrten ihr entgegen. Es war der Kater.
    »Hallo«, sagte Coraline. »Wie bist du denn hereingekommen?«
    Der Kater sagte nichts. Coraline stieg aus dem Bett. Sie hatte ein langes T-Shirt und eine Schlafanzughose an.
    »Bist du gekommen, um mir etwas zu sagen?«
    Der Kater gähnte, wobei seine Augen grün aufblitzten.
    »Weißt du, wo Mummy und Daddy sind?«
    Der Kater schloss die Augen und machte sie wieder auf, blinkerte ganz langsam.
    »Heißt das Ja?«
    Der Kater blinkerte wieder. Coraline kam zu dem Er gebnis, dass damit tatsächlich ein Ja gemeint war. »Würdest du mich zu ihnen führen?«
    Der Kater starrte sie an. Dann lief er auf den Flur hinaus. Coraline folgte ihm. Der Kater lief den Korridor entlang und blieb ganz am Ende stehen, wo ein großer Spiegel hing, in dem man sich von Kopf bis Fuß sehen konnte. Vor langer Zeit war der Spiegel einmal innen an einer Schranktür gewesen. Als sie einzogen, hatte er hier an der Wand gehangen. Coralines Mutter hatte zwar gelegentlich davon gesprochen, dass sie ihn durch etwas Neueres ersetzen wollte, hatte es aber nie getan.
    Coraline machte das Licht im Flur an.
    Der Spiegel zeigte den Korridor hinter ihr. Das war zu erwarten gewesen. Aber auch ihre Eltern waren darin zu sehen. Unbeholfen standen sie im Spiegelbild des Flurs. Sie wirkten traurig und einsam. Als Coraline sie ansah, winkten sie ihr zu, langsam, mit schlaffen Händen. Coralines Vater
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