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Cora - MyLady 334 - Clay, Merilyn - Miss Tessa aus Amerika

Cora - MyLady 334 - Clay, Merilyn - Miss Tessa aus Amerika

Titel: Cora - MyLady 334 - Clay, Merilyn - Miss Tessa aus Amerika
Autoren: Merilyn Clay
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Tessa konnte ihre Begeisterung kaum bezähmen.
    Auch Lady Penwyck strahlte vor Freude. »Ich war auch einmal dabei«, erzählte sie Tessa stolz. »Mein Mann William brachte ein Gesetz ein. Für mich als junge Frau war das wirklich aufregend. Bestimmt ist Harrison ebenso beredt wie sein Vater.«
    »Danke, Mutter.«
    »Ich komme sehr gern mit, Sir. Vielen Dank für die Einladung.«
    »Es ist mir ein Vergnügen, Miss Darby. Ich hole Sie heute Nachmittag um halb drei ab.«
    »Ich werde fertig sein«, erwiderte Tessa aufgeregt.
    Tessa war pünktlich. Die Wahl ihrer Garderobe hatte ihr einiges Kopfzerbrechen bereitet, doch schließlich hatte sie sich für ein leichtes grauwollenes Kleid entschieden, das an Ausschnitt und Saum mit schwarzer Borte besetzt war.
    Darüber zog sie einen tannengrünen Spenzer. Grüne Glacelederhandschuhe und ein Retikül aus schwarzem Samt vervollständigten das Ensemble. Sie kam sich ziemlich elegant vor.
    Auch Lord Penwyck fand, dass Miss Darby überaus attraktiv aussah, und sagte ihr das mit einem Lächeln.
    Von ihrem Essay war er ebenso beeindruckt, als er ihn am Abend zuvor gelesen hatte: Er war ein präziser, sachlicher Bericht über ein Thema, von dem zu viele Mitglieder der vornehmen Gesellschaft nichts wissen wollten. Im Moment enthielt er sich jedoch jeden Kommentars.
    Penwyck teilte Miss Darbys Standpunkt von ganzem Herzen. Das Elend der Kinder schrie zum Himmel, und es waren drastische Maßnahmen vonnöten, um die Situation in Ordnung zu bringen. Er hatte entschieden, dass Miss Darbys Bericht viel zu brillant war, um ihn an Cobbetts Blatt zu verschwenden. Er hatte höhere Pläne.
    Bald darauf saß Tessa in der spärlich besetzten Besuchergalerie und blickte hinab auf den Saal, in dem sich die Lords versammelt hatten, um große Politik zu machen. Sie lehnte sich vor, damit ihr nichts entging.
    Da die Sitzung noch nicht begonnen hatte, strömten die Herren noch immer in den Raum, blätterten in Papieren, plauderten animiert miteinander und lachten sogar. Tessa entdeckte ein paar bekannte Gesichter: Lord Jersey, Lord Chesterfield, Lord Hamilton und Lord Chalmers, der gerade mit Lord Penwyck und einigen Gentlemen ins Gespräch vertieft war, die Tessa nicht kannte.
    Schließlich erhob sich ein Herr in Robe und Perücke von seinem Platz auf einer erhöhten Plattform und schlug mit dem Hammer auf den Tisch. Daraufhin wurde die Namensliste verlesen. Tessa wunderte sich, dass der Geräuschpegel immer noch relativ hoch war.
    Endlich kehrte Ruhe ein, als der erste Politiker zu sprechen begann. Er trug die Ergebnisse eines Ausschusses vor, der sich mit den kriminellen Gegenden Seven Dials und Covent Garden befasst hatte. Der Ausschuss schlug vor, den Ladeninhabern eine neue Steuer aufzuerlegen, mit der zusätzliche Gaslaternen finanziert werden sollten.
    Tessa fand den Vorschlag sehr vernünftig. Wenn sie gedurft hätte, hätte sie dafür gestimmt.
    Nach einer kurzen Diskussion wurde abgestimmt und die Maßnahme verabschiedet.
    Dann erhob sich zu Tessas großem Erstaunen Lord Penwyck und ergriff das Wort. »Gentlemen«, begann der Earl, »heute will ich auf ein Thema zu sprechen kommen, das in der Vergangenheit immer unter den Teppich gekehrt wurde. In letzter Zeit wird sehr viel Empörung laut ob der Ausbeutung der arbeitenden Bevölkerung, vor allem der Arbeiter. Heute will ich mich der vergessenen Frauen und Kinder widmen…«
    Tessa wäre beinah vom Stuhl gefallen. Lord Penwyck schnitt genau das Thema an, über das sie geschrieben hatte?
    Sie konnte es kaum glauben!
    Hatte er sie deswegen eingeladen?

    Aber Moment! Ihre Augen wurden immer größer.
    Er sprach nicht frei.
    Er las ihren Bericht vor!
    Tessa sprang auf.
    Setzte sich wieder.
    Sprang wieder auf.
    Sank wieder auf den Stuhl.
    Wie konnte er es wagen? Wie konnte er es wagen, sie dazu zu bringen, einen Bericht zu schreiben, in dem ihr Herzblut steckte, und diesen Bericht dann im Parlament als seinen eigenen zu verlesen?
    Abwarten, mahnte eine innere Stimme. Hatte er seine Rede nicht mit den Worten eingeleitet, der Bericht sei ihm von jemand anders übergeben worden? Von jemand, der die Lage der Arbeiterschaft genau studiert hatte?
    Ja, gestand sie sich ein, etwas in der Richtung hatte er wohl gesagt, aber… wie konnte er es nur wagen?
    Tessa geriet so außer sich vor Zorn, als die volltönende Baritonstimme ihre Worte verlas, dass sie kaum noch Luft bekam. Schließlich stand sie empört auf und rauschte auf den Gang hinaus, um Lord
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