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Titel: Copy
Autoren: David Brin
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Mitglieder von Betas Gang… Sie strichen Papierkleidung glatt und versuchten, in der Menge aus dahinschlendernden Archis harmlos auszusehen. Immer wieder verneigten sie sich und wichen beiseite, wie respektvolle Botenjungen, die es nicht verdienten, beachtet zu werden. Aber sie beeilten sich.
    Verdammt. Ich hatte Beta noch nie so verzweifelt erlebt.
    »… und mein Gehirn enthält Informationen, die dazu beitragen können, einen wichtigen Fall zu lösen. Möchtest du dafür verantwortlich sein, das zu verhindern?«
    Zwei der drei Jugendlichen wichen verunsichert zurück. Ich fügte noch etwas mehr Druck hinzu. »Wenn ihr mir nicht gestattet, den Angelegenheiten meines Eigentümers nachzugehen, wird er euch wegen Behinderung bei legalen Geschäften verklagen!«
    Andere Leute wurden aufmerksam und näherten sich. Dadurch kam Betas Gruppe vielleicht langsamer voran, aber die Zeit war nicht auf meiner Seite.
    Der dritte Idiot – der Bursche mit der künstlichen transparenten Haut – ließ sich leider nicht einschüchtern. Er klopfte auf seinen Armschirm.
    »Giga. Ich habe genug Kohle für eine hohe Strafe auf der Bank. Wenn wir den Eigentümer dieses Dits bezahlen müssen, so sollten wir uns wenigstens den Spaß gönnen, ihn richtig aufzuhalten.«
    Er schloss die Hand um meinen Arm und drückte mit der Kraft gut entwickelter Muskeln zu. Und es waren richtige Muskeln, nicht meine anämischen Imitationen. Der Griff tat weh, aber noch schlimmer war die Erkenntnis, dass ich es übertrieben hatte. Wenn ich still geblieben wäre, hätten sie mich vielleicht gehen lassen. Jetzt bestand die Gefahr, dass die Daten in diesem Gehirn verloren gingen und Beta gewann.
    Der junge Mann holte mit der Faust aus und zog für die Menge eine Schau ab. Er wollte mir mit einem Schlag das Genick brechen.
    »Lass das arme Ding gehen«, brummte jemand, aber lautere Stimmen feuerten den Jugendlichen an.
    Genau in diesem Augenblick hallte ein Klirren über den Platz. Stimmen fluchten laut. Die Zuschauer drehten sich um und sahen zu einem nahen Restaurant, wo Gäste von einem Durcheinander aus verschütteten Getränken und zerbrochenem Glas fortsprangen. Ein Hilfskellner mit grüner Haut ließ sein Tablett fallen, murmelte Entschuldigungen und wischte mit einem Lappen Glassplitter von den aufgebrachten Gästen. Dann rutschte er aus und riss einen Gast mit sich zu Boden, als er auf spektakuläre Weise fiel. Gelächter erklang aus der Menge, als der Oberkellner nach draußen kam, mit dem Grüni schimpfte und die nassen Gäste zu beruhigen versuchte.
    Für einen Augenblick beobachtete mich niemand, abgesehen vom Albino, den es offenbar ärgerte, dass er sein Publikum verloren hatte.
    Der Hilfskellner trug dick auf, als er fortfuhr, verärgerte Archis mit seinem nassen Tuch zu betupfen. Er sah kurz in meine Richtung, und ich registrierte sein knappes Nicken.
    Nutze die Gelegenheit und verschwinde von hier.
    Ich reagierte sofort, griff mit der freien Hand in die Tasche und holte eine dünne Karte hervor, allem Anschein nach eine gewöhnliche Kreditscheibe. Als ich sie drückte, erschien an der Kante ein silbriges Licht, begleitet von einem scharfen Summen.
    Der Albino riss die rötlichen Augen auf. Ditos sollen eigentlich keine Waffen tragen, vor allem keine illegalen. Doch der Anblick schreckte ihn nicht ab. Er griff noch fester zu, und mir wurde klar, dass ich es mit einem Sportler zu tun hatte, einem Spieler, der bereit war, Realfleisch zu riskieren, wenn es ihm etwas Neues brachte. Eine Erfahrung.
    Immer fester wurde der Griff. Du traust dich nicht, sagte sein gehässiger Blick.
    Ich tat ihm den Gefallen und machte den Schnitt. Die zischende Klinge drang tief ins Fleisch.
    Für einen Augenblick schienen Schmerz und Zorn den Raum zwischen uns zu füllen. Sein Schmerz oder meiner? Sein Zorn und seine Überraschung, so viel stand fest – und doch gab es einen Sekundenbruchteil der Empathie, der mich mit diesem zähen jungen Burschen vereinte, eine Brücke baute zur Angst in ihm, zu seinem verletzten, überheblichen Stolz. Zur Agonie, eine isolierte Seele inmitten einsamer Milliarden zu sein.
    Das Zögern wäre mich vielleicht teuer zu stehen gekommen, wenn es länger als einen Herzschlag gedauert hätte. Doch während der Albino noch den Mund zu einem Schrei öffnete, wirbelte ich herum und lief los. Ich duckte mich durch die wogende Menge, als der junge Mann hinter mir zornig fluchte und einen blutigen Armstumpf hob.
    Meinen blutigen Stumpf. Meine
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