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Titel: Copy
Autoren: David Brin
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mitsamt einigen externen Kritikern der Schirmherrschaft einer neutralen Stiftung zu unterstellen. Das Ziel: die neuen Techniken so einzuführen, dass die von ihnen verursachten Umwälzungen möglichst gering blieben. Aber letztlich erschien uns Kaolins sozialer Krieg unvermeidlich. Es standen interessante Zeiten bevor.
    Eine andere Stiftung, von Kaolin großzügig finanziert, würde sich mit den »mystischen« Interessen von Yosil Maharal befassen. Nicht zaghaft, aber mit angemessener Rücksichtnahme auf die Gefühle von Millionen, die noch immer glaubten, dass manche Grenzen nicht überschritten werden durften. Als gäbe es, langfristig gesehen, irgendwelche Mittel, die die Menschen daran hindern konnten.
    Die arme Ritu befand sich in Behandlung und würde nach ihrer Therapie sehr reich sein. Die Ärzte erwogen, sie zu lehren, mit einer »rehabilitierten« Beta-Persönlichkeit zusammenzuarbeiten. Das Ergebnis mochte eine außergewöhnlich interessante Person sein… und die Welt sollte besser ein wachsames Auge auf sie haben.
    Was Kaolins neue Kunden betraf… Es stand ihm frei, jenen Leuten, die alles hatten außer Zeit, Pauschalreisen in die Zukunft zu verkaufen. Aber da die neuen Dito-Techniken kein Geheimnis mehr darstellten, würden alle eine gute Vorstellung davon haben, was vor sich ging. Sollten sich Erben, Anwälte, Interessengruppen und Gerichte um den ganzen Kram kümmern. Vielleicht beschließt die Elite, sich hinter die Befürworter der Golem-Emanzipation zu stellen und Dit-Unsterblichkeit für legal zu erklären. Oder vielleicht auch nicht.
    Solange alles in der Öffentlichkeit geschieht, braucht sich kein Ditektiv damit zu befassen, oder?
     
    PAL BAT UNS, ihn bei der Kirche der Eintägigen abzusetzen. Er war dort mit der freiwilligen Helferin verabredet, mit der Frau, die mich als Grüner zweimal repariert hatte. Seine alte Flamme, die er »nicht verdiente«, wie Pal freimütig zugab.
    Vielleicht stimmte das. Aber wer konnte Pals Gesellschaft für lange Zeit ablehnen? Die Hälfte von ihm war lebendiger als die meisten kompletten Menschen, die ich kannte. Und zweifellos machte sie mehr Spaß.
    Der kleine Frettchen-Golem war der gleichen Meinung. Nach dem Bericht über seine Beobachtungen während der Kletterpartie über die Mauern der Villa beschloss jene kleine Version von mir, die Aufregungen zu genießen, die ihm die Welt in der zweiten Hälfte seines Lebens anbieten konnte – während der nächsten zwölf Stunden. Er sprang auf Pals Schulter, und zusammen rollten sie die Rampe hoch, vermittelten mir dabei ein vertrautes altes Déjà-vu-Gefühl.
    Als Clara und ich zum Wagen zurückkehrten, erwartete uns dort eine Überraschung: RealAlbert saß in der Limousine und lächelte. Und wir konnten ihn deutlich sehen! Obwohl wir draußen auf dem Pflaster standen.
    Der ganze Wagen war durchsichtig, nicht nur ein zittriger, hin und her huschender Punkt pro Person. »Meine Güte«, murmelte Clara. »Es bedeutet, dass er überallhin sieht, in alle Richtungen…«
    »Ja, ich weiß.«
    Wenn man es genau nahm, war es eigentlich keine große Überraschung.
    Ich nahm Claras Hand und sah zurück zu Pal und dem kleinen Albert, als sie unter dem Rosettenfenster in die Kirche rollten, vorbei an beschädigten, zerbrochenen und zurückgewiesenen Kopien, die sich dort jeden Tag auf der Suche nach Trost und Hoffnung einfanden, an einem Ort, der alle Seelen willkommen hieß.
     
    »WOHIN JETZT?«, fragte der automatische Fahrer der Limousine.
    Ich sah meine Eigentümerin an, die Frau, die ich liebte.
    Die wiederum den Blick auf RealAlbert richtete. Seine Aufmerksamkeit mochte überall zugleich sein – Omnibewusstsein –, aber sein Lächeln war bei uns.
    »Nach Hause«, sagte er mit klarer, fester Stimme. »Es wird Zeit, dass alle heimkehren.«
     
    »ZUHAUSE« BEDEUTETE Claras Hausboot, vom Odeonplatz aus gesehen einen Kilometer flussabwärts. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit ich jene Strecke unter Wasser zurückgelegt und mir vorgestellt hatte, das Paradies bestünde darin, den berüchtigten Dit-Entführer Beta zu entlarven.
    Nun, das Paradies ist ein geistiger Zustand. Das weiß ich jetzt.
    Einen Gefallen hatte uns Yosil Maharal erwiesen: Durch ihn waren Clara und ich gezwungen zusammenzuleben. Sicher, ich vermisste Haus und Garten, aber wir waren beide von unserer Bereitschaft überrascht, all die kleinen Kompromisse einzugehen, die das Leben unter einem Dach erforderte. Trotz der Enge. Und obwohl es zwei von
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