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Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)

Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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ist halb ohnmächtig.

    Halb ohnmächtig, hab ich gesagt, mit Betonung auf halb. Deswegen kann ich mir die Mund-zu-Mund-Beatmung sparen, und dafür bin ich sehr, sehr dankbar.
    Als er wieder klar denken kann – soweit man das bei Kauffmann sagen kann –, schaut er mich an.
    »Du hast mir das Leben gerettet und wahren Mut bewiesen, Kai!«, murmelt Kauffmann ergriffen und legt mir seine nasse Hand auf die Schulter. Mit der anderen reibt er sich sein Kinn, als wenn sein Kiefer nach meinem watteweichen Haken tatsächlich furchtbar schmerzen würde. »Rocky Hagen kann sich warm anziehen, wenn er gegen dich antritt!«
    Das mit dem Warm-Anziehen erinnert mich daran, dass mir eiskalt ist. Ich zittere am ganzen Körper, aber das kann auch von dem Zehnmetersprung kommen oder an der Aussicht auf meinen Kampf gegen Rocky Hagen liegen. Außerdem tut mir mein Bauch weh. Von dem Aufprall ist er immer noch knallrot. Die Haut sieht aus, als hätte meine Mutter ihr gesamtes Lippenstiftsortiment darauf ausprobiert.
    »Ich geh dann mal duschen«, sage ich, weil ich keine Ahnung habe, wie ich aus der Sache wieder rauskommen soll.
    »Tu das«, ruft Kauffmann hinter mir her. »Und mach was gegen deinen Pickel! Ein echter Champion hat eine Haut glatt wie ein Babypopo! Die Mädchen werden sich um dich reißen, wenn du Rocky Hagen wie eine morsche Eiche gefällt hast.«
    Der Pickel ist meine kleinste Sorge. Ich schleppe mich zu den Duschen und bleibe dort für die nächste Stunde unter dem heißen Wasserstrahl stehen. Das tut gut, und wenn es eine Meisterschaft im Dauerduschen gäbe, hätte ich bestimmt gute Chancen. Bessere jedenfalls als im Ring gegen Rocky Hagen.

5. Kapitel
    Besuch im Kino
    Niemand kann mich zwingen, gegen Rocky Hagen zu boxen, wenn ich nicht will.
    Ich werde zu dem Boxkampf einfach nicht hingehen.
    Sollen sie ruhig alle umsonst auf mich warten und dann vor lauter Frust die Halle auseinandernehmen.
    Mir doch egal.
    Lieber ein lebendiger Feigling als ein toter Held, ist mein Motto, und das ist ein ziemlich vernünftiges Motto, finde ich. Zumindest, wenn man noch ein paar Jahre weiterleben möchte.

    COOLMAN kann mich nicht provozieren. Ich werde nicht bis zum letzten Kai kämpfen. Da kann Kauffmann mir ruhig eine Sechs in Sport geben und COOLMAN beleidigt schmollen. Das ist mir völlig gleichgültig und hat sogar den Vorteil, dass COOLMAN mir eine Zeit lang mal nicht auf die Nerven geht.
    Das sind so die Gedanken, die ich habe, als ich mit nassen Haaren nach Hause laufe. Mein Weg führt mich am einzigen Kino von Keinklagenstadt vorbei. Es heißt »Filmpalast«, und der Name ist ein Witz. Die beiden Säle sind kleiner als unser Klassenzimmer und die Leinwände nur geringfügig größer als eine ausgeklappte Schultafel.
    Trotzdem gehe ich dort gern hin, weil COOLMAN im Kino den Mund hält, wenn er sich bei den spannenden Szenen vor Angst unter dem Sitz verkriecht.

    Ich bleibe vor den Schaukästen stehen und sehe mir die Filmplakate an. In Saal 1 läuft gleich ein Zeichentrickfilm über eine rosafarbene Fee, die sich im Wald verlaufen hat. Dort trifft sie einen freundlichen Drachen und einen netten Zauberer, die sie gemeinsam wieder nach Hause bringen. Viel mehr passiert nicht, wenn ich das richtig verstehe.
    Ein echter Kindergarten-Schocker!
    Im anderen Saal zeigen sie »Karate Kid«. Das hört sich schon besser an, auch wenn ich keine Ahnung habe, worum es da geht. Der Film hat schon vor zwanzig Minuten angefangen, aber das macht nichts, weil unser Kino immer mindestens eine halbe Stunde Werbung zeigt.
    Warum nicht? Ich habe sowieso nichts Besseres zu tun.
    »Eine Karte bitte!«, sage ich zu der Frau an der Kasse.
    Sie strickt an einem Socken, der jetzt schon so lang ist, dass er einer Giraffe passen könnte. Ohne mich anzusehen, schiebt sie mir eine Karte für den rosaroten Feenfilm über den Tresen.
    »Hey, das ist der falsche Film! Ich wollte ›Karate Kid‹ sehen.«
    »Der ist erst ab sechs!«, antwortet die Frau.
    »Ich bin sechs!«
    Die Frau schaut mich an. Das erste Mal. Sie sieht nicht überzeugt aus.
    »Ich meine, ich bin sogar schon viel älter als sechs. Ich kann ihnen gern meinen Schülerausweis zeigen, wenn Sie mir nicht glauben«, erkläre ich.
    »Lass stecken, Kleiner! Mir doch egal, wenn du heute Nacht nicht schlafen kannst«, erwidert sie und gibt mir die richtige Karte.
    Zum Glück ist »Karate Kid« keiner dieser nervigen 3-D-Filme. Die sind erstens viel zu teuer, und zweitens bekomme ich von den
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