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Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)

Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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Geld, um dem Kellner ein Trinkgeld zu geben. Dabei hatte der arme Kerl wirklich viel zu tun, weil er ständig neue Teller anschleppen musste.

    Drei Weisheiten, die mir mein Vater mit auf den Weg gegeben hat:
    1) Lade ein Mädchen nur zum Essen ein, wenn sie gerade auf Diät ist.
    2) Falls nicht, reichen auch Pommes und Currywurst. Wenn sie dich wirklich liebt, ist ihr das egal.
    3) Aber Vorsicht: Mach einen großen Bogen um Pommesbuden, die Schlemmer-Grill, Schlemmer-Paradies oder Zum Schlemmer-Engel heißen.

    »Was schleppst du eigentlich da in der Tüte mit dir herum?«, unterbricht mich Lena beim Nachdenken und zeigt auf die Plastiktasche, die ich dabeihabe.
    »Das? Das ist gar nichts! Nur alter Kram«, erwidere ich ausweichend. »Bist du eigentlich gerade auf Diät?«
    »Idiot!« Lena guckt sauer zu mir herüber. »Sehe ich so aus, als wenn ich das nötig hätte?«
    »Gar nicht. Kein Stück«, erwidere ich schnell. »Ich frage nur, weil ich dich einladen wollte. Und da wäre es ja doof gewesen, wenn du nichts essen könntest, weil du gerade auf Diät bist ... völlig unnötigerweise selbstverständlich.«
    Da habe ich gerade noch mal die Kurve bekommen und als Belohnung verändert sich ihr Gesichtsausdruck. Sie lächelt.
    »Der kleine Lord hat mich noch nie zum Essen eingeladen. Ich glaube, er ist ein bisschen knauserig.«
    Bingo!, jubele ich innerlich, lasse mir das aber natürlich nicht anmerken. Das ist ein Beweis mehr, dass der Hochstapler pleite ist und sich mit der Versicherungssumme für Nelsons Hut sanieren will.
    »Ich mag Sushi«, sagt Lena. »Du auch?«
    »Schon, nur bin ich leider allergisch gegen rohen Fisch«, schwindele ich, weil Sushi noch viel teurer ist als Pizza. »Aber wie ist es mit dem Laden da vorne?«
    Ich deute auf eine »Fish and Chips«-Bude auf der anderen Straßenseite, die zwar ziemlich schäbig, dafür aber auch nicht so teuer aussieht.
    Lena verzieht das Gesicht. Vielleicht auch, weil man den Gestank des alten Frittenfetts bis zu uns riechen kann.
    Die Bude heißt
Chez Gourmet
, und das ist ein gutes Zeichen, weil da das Wort »Schlemmer« nicht drin vorkommt.

    Das hätte COOLMAN mir auch früher sagen können. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Ich stehe mit Lena schon vor der Bude und versuche, in Zeichensprache zwei Portionen Fish and Chips zu bestellen. Das sind frittierte Fischstücke mit Fritten und ist in England so verbreitet wie bei uns Döner.
    Der Verkäufer fragt etwas, was ich nicht verstehe.
    Ich nicke einfach.
    Lena schüttelt den Kopf.
    Auch wenn das Öl so ranzig riecht, als wäre es seit zehn Jahren nicht mehr gewechselt worden, freue ich mich wahnsinnig auf die Fritten. Das ist besser als Hummer oder Froschschenkel und mein erstes richtiges Essen nach knapp zwei Wochen Schwarzbrot.
    Der Verkäufer reicht Lena ihre Portion in einer fettigen Papiertüte. Dann macht er meine Fritten fertig. Ehe er sie mir über den Tresen reicht, holt er eine Plastikflasche hervor und kippt eine säuerlich riechende Flüssigkeit darüber.
    Es riecht wie ... wie ... wie ... Essig!!!
    »Ich finde das toll, dass du deine Fritten mit Essig isst, genau wie ein richtiger Engländer. Ich mag es, wenn man sich den Sitten des Gastlandes anpasst. Leider mag ich keinen Essig, sonst hätte ich auch welchen genommen«, sagt Lena, und da kann ich schlecht sagen, dass das nur ein unglückseliges Missverständnis war.
    Mit dem Essig schmecken die Fritten schlimmer als Margarets Katzendosenfutterfleischpastete.

    Als wir den Hyde Park erreichen, ist mir von den Essig-Fritten schlecht. Daran ändern auch die bewundernden Blicke von Lena nichts.

    Am Eingang zum Park ist ein Andenkenkiosk. Ein paar Meter weiter stehen ein paar Menschen auf Kisten und halten Reden.
    »Guck mal, da ist Speakers’ Corner«, erklärt Lena. »Das stand bei uns im Englischbuch. Jeder, der möchte, kann dort eine Rede halten.«
    Lena geht zu dem Kiosk. Ich habe kein Geld mehr für Andenken. Meine letzten Pfund sind für Fish and Chips draufgegangen. Also schlendere ich neugierig zu den Rednern. Unter den vielen alten Männern ist auch eine ganz junge Frau. Sie ist barfuß, hat ein langes, buntes Kleid an und trägt eine Blumenkette in ihren hennaroten Haaren. Sie spricht Deutsch, und es scheint sie überhaupt nicht zu stören, dass außer mir niemand auch nur ein Wort versteht. Ihre Rede ist etwas wirr und handelt von Liebe und Friede und so.
    Irgendwie kommt mir das Mädchen bekannt vor. Ich ihr scheinbar auch, denn sie
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