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Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)

Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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Bürgermeister und trommelt dabei mit beiden Fäusten gegen die Tür. Für einen kurzen Moment bin ich der kleinen Kröte sogar dankbar, dass sie den Schlüssel abgezogen hat. Im nächsten Augenblick aber wird mir klar, dass das meine Leidenszeit nur noch verlängert und so zu der langen Schadensliste auch noch eine eingetretene Tür hinzukommt.
    »Papa! Lass Kai doch erst mal erzählen, was passiert ist«, versucht Lena ihren Vater zu beruhigen.
    »Wenn ich mit dem fertig bin, wird er nicht mehr in der Lage sein, irgendjemandem irgendetwas zu erzählen!«, brüllt der Bürgermeister, während er erfolglos versucht, die Tür einzutreten. »Hör gut zu, Sportsfreund! Ich hole jetzt eine Axt, und dann komm ich da rein, und dann ...«
    »Papa! Gib Kai wenigstens die Chance, sich zu verteidigen!« Das ist wieder Lenas Stimme.
    »Die kann er haben. Aber erst, wenn ich mit ihm fertig bin. Ich bin der Bürgermeister! Ich kann in dieser Stadt umbringen, wen immer ich will! Mir hat niemand was zu sagen. Niemand.«

    In einer Tiersendung habe ich mal gehört, dass Gazellen in Todesangst viel, viel schneller laufen können als normalerweise.
    Mir geht es ähnlich. Die Drohungen des Bürgermeisters wecken in mir Kräfte, von denen ich nicht einmal geahnt habe, dass ich sie besitze. Mit einem letzten, verzweifelten Ruck gelingt es mir, mich endlich zu befreien. Kopfüber falle ich drei Meter in die Tiefe und lande in einem Rosenstrauch. Das ist nicht schön, und auch mein Bein tut nach dem Sturz höllisch weh.
    Wahrscheinlich ist es gebrochen, aber darum kümmere ich mich, wenn ich in Sicherheit bin.
    So schnell ich kann – und das ist nicht besonders schnell, eher langsam –, humple ich über den kurz geschorenen Rasen, klettere über einen Zaun und fliehe im Schutz der Dunkelheit durch die benachbarten Gärten, bis ich auf eine Querstraße stoße.
    In der Ferne höre ich das Bersten von Holz, weil es dem Bürgermeister anscheinend endlich gelungen ist, die Tür aufzubrechen.
    Seine Rache scheint ihm wichtiger zu sein als seine Wiederwahl. Aber ich würde ihn sowieso nicht wählen, selbst wenn ich dürfte.
    »Ich bring ihn um! Ich bring ihn um!«, tönen seine Rufe bis zu mir, und dazwischen immer wieder Lena: »Papa! Du übertreibst mal wieder total!«
    Als ich in die nächste größere Straße einbiege, verstummen die Schreie. Dafür werden meine Schmerzen schlimmer.
    Man kann eben nicht alles haben.
    Ich muss dringend mein Bein untersuchen lassen. In ein Krankenhaus kann ich aber nicht, weil die Pfleger oder Ärzte mich hundertprozentig sofort beim Bürgermeister melden. Der hat mich bestimmt schon zur Fahndung ausgeschrieben und alle Krankenhäuser alarmiert. Würde mich gar nicht wundern, wenn Keinklagenstadt in ein paar Stunden voll ist mit »Wanted: Dead or Alive«-Plakaten mit meinem Foto drauf. In dieser Stadt kriege ich nie wieder einen Fuß auf den Boden, nicht, solange Lenas Vater hier Bürgermeister ist.
    Zu einem Arzt muss ich trotzdem. Mein Unterschenkel ist unter Garantie gebrochen, und wenn der nicht sofort behandelt wird, muss man den vielleicht amputieren. Dagegen ist ein linker kleiner Finger, der nicht mehr da ist, ein Witz.
    Die Weißrussen! An die hatte ich schon lange nicht mehr gedacht. Morgen muss ich das Geld zusammenhaben, oder zumindest eine stattliche Anzahlung, wenn ich Igor nicht enttäuschen will.

    In meiner Jackentasche finde ich die Visitenkarte von der Ärztin aus dem Altenheim. Ihre Praxis hat sie direkt im Heim, und die ist von 18 Uhr bis 24 Uhr geöffnet.
    Das heißt, ich kann sofort bei ihr vorbeischauen, ohne das Risiko eingehen zu müssen, im Foyer Adele, Püppi oder Adolf Schmitz zu begegnen. Mittlerweile ist es schon nach neun, und da sind die bestimmt schon alle vor dem Fernseher eingeschlafen
    Als ich durch das verlassene Foyer schleiche, entdecke ich noch etwa ein Dutzend Zahnstocher, die auf dem Boden verstreut liegen. Die Praxis liegt in einem dunklen Nebenflur. Die Ärztin ist noch da, das kann ich sehen, weil unter der Tür Licht durchscheint. Als ich eintrete, sieht sie mich an, als hätte sie längst auf mich gewartet. Sie wirkt überhaupt nicht überrascht oder so.
    Sie sagt einfach nur »Setz dich da hin!« und fängt an, mein verletztes Bein zu untersuchen.

10. Kapitel
    Pille mit Nebenwirkungen

    »Das ist nur eine leichte Prellung, halb so schlimm«, erklärt die Ärztin, nachdem sie meinen Unterschenkel abgetastet hat.
    »Müssen Sie das nicht röntgen?«, frage ich
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