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Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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Rio. Die ganze Zeit quatscht sie auf Dominique ein, der ihren Redeschwall stumm leidend erträgt.
    Es wird höchste Zeit, den armen Kerl von der lästigen Quasselstrippe zu befreien.
    Also steige ich aus und gehe auf ihn zu.
    »Bonjour, du musst Dominique sein. Ich bin Kai«, begrüße ich ihn und strecke ihm die Hand entgegen.
    Der Junge sieht mich verwundert an, aber ehe er etwas sagen kann, quatscht auch schon das Mädchen dazwischen.
    »Das ist doch nicht Dominique, das ist Mahmoud«, sagt sie kichernd mit einem leichten französischen Akzent und gibt mir dazu zwei Küsse rechts und links auf die Wange. »Je m ’ appelle Dominique! Ich bin Dominique! Aber du kannst mich auch Niki nennen. Alle meine Freunde nennen mich Niki! Darf ich Chéri zu dir sagen? So heißt mein Pferd. Es ist drei viertel Araber und ein viertel Mustang. Genauso wie Mahmoud, aber noch viel süßer!« Lächelnd wendet sie sich Mahmoud zu. »War nur ein Scherz!« Dann sieht sie wieder mich an. »Ich hab schon viele Preise mit ihm gewonnen! Also, mit Chéri, nicht mit Mahmoud.« Sie kichert wieder. »Wenn ich dich Chéri nenne, vermisse ich mein Pferd nicht so schrecklich. Du hast doch nichts dagegen, Chéri, oder? Und kämm dich mal! Du siehst exactement aus wie ein Holländer!«

2. Kapitel
    Zimmertausch
    Ich hatte bisher nicht gewusst, dass Dominique in Frankreich nicht nur ein Jungenname ist, sondern genauso gut auch der Name für ein Mädchen sein kann. Ich hatte ja auch keine Ahnung, dass Mädchen so lange reden können, ohne Luft zu holen. Aber jetzt verstehe ich auch, warum Meerjungfrauen so lange tauchen können, ohne dabei zu ertrinken.

    Niki redet immer noch. Die Wörter fließen aus ihrem Mund wie aus einem Wasserhahn, den man vergessen hat zuzudrehen. Es wird nicht lange dauern, und der ganze Schulhof ist von ihrem Wortschwall überflutet.
    Mahmoud sitzt die ganze Zeit regungslos auf seinem Seesack und sagt kein Wort, was ihn mir noch sympathischer macht.
    Wer den kriegt, hat echt Glück gehabt.
    Da kommt auch schon ein dicker Mercedes auf den Schulhof gerast. Mit quietschenden Bremsen hält er direkt neben uns. Ich kenne den Wagen. Er gehört dem Bürgermeister von Keinklagenstadt. Aber der hat keine Zeit, selbst zu kommen, weil er schließlich gerade mitten im Wahlkampf steckt. Hinter dem Steuer sitzt sein Chauffeur und auf der luxuriösen Rückbank Lena, die Tochter des Bürgermeisters, meine Ex.
    Das »Ex« muss ich erklären. Eigentlich hat das Schicksal Lena und mich füreinander bestimmt. Weil das Schicksal jedoch etwas entscheidungsschwach ist, ändert es manchmal seine Meinung. Dann sind Lena und ich auseinander und reden wochenlang nicht miteinander. Das ist auch der augenblickliche Status unserer Beziehung, und wenn ich ehrlich sein soll, ist das nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel. Das heißt, ich würde ja schon mir ihr reden. Aber sie nicht mit mir. Das hat mit einem Ring zu tun, den ich ihr erst geschenkt hatte und dann zurückverlangen musste, um Schulden zu bezahlen, aber das ist eine andere Geschichte.
    Während Niki meine Eltern zuquatscht, steigt Lena aus dem Wagen und kommt auf mich zu. Ich gehe ein paar Schritte zurück. Sicherheitshalber. Vielleicht will sie mir eine scheuern, weil sie mir das mit dem Ring immer noch übel nimmt. Oder auch einfach nur so.
    Bei Lena weiß man nie.
    Erst als sie schon fast vor mir steht, sehe ich, dass ihre Augen ganz rot verheult sind. Ich hatte gar nicht gewusst, dass ihr unsere Trennung so nahegeht, und eigentlich ist das ja ein gutes Zeichen. Ich meine, sie würde doch nicht wegen mir weinen, wenn ich ihr völlig gleichgültig wäre.

    Lena steht vor mir, und eine Träne läuft ihr die Wange hinunter. Sie wischt sie mit dem Ärmel ihrer Jacke weg. Wenn ich gewusst hätte, dass sie sich wegen mir seit Wochen die Augen ausheult, hätte ich sie vielleicht mal angerufen.
    COOLMAN hat recht. Ich muss sie trösten. Das ist quasi meine Pflicht, wo ich doch für das ganze Elend verantwortlich bin.
    »Ich schenk dir einen neuen Ring, aber bitte, bitte hör auf zu weinen!«, sage ich und traue mich sogar, ihr dabei meine Hand tröstend auf die Schulter zu legen.
    Lena starrt mich verständnislos an.
    »Klar ist es hart für dich, dass wir nicht mehr zusammen sind. Aber das kann man ja ändern. An mir soll es nicht liegen. Ich kann verzeihen«, erkläre ich und komme mir sehr großmütig vor.
    »Du bist der letzte Idiot, Kai«, schnieft Lena und schlägt meine Hand von ihrer
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