Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coole Geschichten für clevere Leser

Coole Geschichten für clevere Leser

Titel: Coole Geschichten für clevere Leser
Autoren: Henry Slesar
Vom Netzwerk:
Vernon feierlich. »Er hat sie in weniger als einer Woche kuriert, Mary, wirklich und wahrhaftig.«
    »Und was wurde aus Tony?« fragte Mary.
    »Nun.« Onkel Vernon lachte leise. »Tony brannte mit einem Mädchen aus der Jongleurtruppe durch, aber das war etwas, das nicht einmal ein Hypnotiseur verhindern konnte.« Er stand auf und umfaßte Marys Hände. »Aber ich spreche im vollen Ernst, Mary. Es tut mir weh, dich leiden zu sehen.«
    »Das ist sehr nett von dir, Onkel Vernon. Aber – na ja, ich bin nicht sicher, ob ich überhaupt hypnotisierbar bin. Dafür eignet sich doch nicht jeder.«
    »Bei den meisten Leuten geht es, mein Liebling. Vielleicht sind nur zwei oder drei Konsultationen erforderlich, um dein Problem zu lösen. Darf ich mich mal darum kümmern, Püppchen?«
    »Na schön«, sagte Mary. »Schaden kann es ja nicht, oder?«
    Einige Stunden später dachte sie gerade leicht amüsiert über Onkel Vernons Ratschläge nach, als das Telefon klingelte.
    »Hier Bart Hazelton«, sagte die Stimme. »Ich rufe wegen eines Termins an. Hätten Sie heute abend Zeit?«
    Sie lachte. »Soll’s ein Hausbesuch werden?«
    »Ja. Ich hole Sie um sieben Uhr ab. An der Marleybone Road gibt es ein Lokal, das Anton heißt. Ich verschreibe Ihnen eine Portion von dem Steak.«
    »Sie sind der Arzt«, antwortete Mary.
    Das Rezept erwies sich als gut, und Mary machte sich mit erstaunlichem Appetit darüber her. Bart wartete bis nach dem Hauptgericht, ehe er sich nach dem anderen Rezept erkundigte, dem weniger wirksamen Mittel.
    »Schlaftabletten schlagen natürlich nicht immer an«, sagte er. »Das hängt von der Widerstandskraft des einzelnen gegenüber Betäubungsmitteln ab. Trotzdem verstehe ich die Reaktion nicht.«
    »Vielleicht bin ich ja nur mit den Nerven völlig herunter«, sagte Mary. »Vielleicht sollte ich einen Psychiater aufsuchen oder dem Rat meines Onkels folgen.«
    »Und wozu rät Ihnen der Onkel?«
    »Sie halten es sicher für Unsinn, aber er war so begeistert davon …« Sie trank einen Schluck Wasser. »Er wollte, daß ich zu einem Hypnotiseur gehe.«
    Im ersten Augenblick schien Bart überhaupt nicht zu reagieren.
    »Na, ich habe schon verrücktere Vorschläge gehört«, sagte er dann. »Die Hypnotherapie setzt sich als vollwertige Behandlungsmethode immer mehr durch. Ich will ehrlich sein, ich habe selbst schon damit gearbeitet.«
    »Ach wirklich?«
    »Auf der Universität. Es gab eine Zeit, da spielte ich mit dem Gedanken, in die Psychiatrie zu gehen, und hielt es für interessant, mich näher mit der Methode zu befassen. Dabei stellte ich mich gar nicht so ungeschickt an.«
    »Und Sie meinen, Hypnose könnte mir helfen?«
    »Möglich wäre es.« Er lächelte sie schief an. »Nur bitten Sie mich nicht, Ihr Svengali zu sein, werte Dame. Wenn ich Sie in meiner Macht hätte, wüßte ich nicht, ob ich mir noch trauen könnte.«
    »Aber Sie können einen Menschen mit Hypnose doch nicht dazu bringen, etwas zu tun, das er gar nicht tun will, oder?«
    »Das«, sagte Bart und hob den Finger, »ist ein gefährlicher Trugschluß. Gewiß, wenn der Hypnotiseur Ihnen einen Befehl gibt, der Ihrer moralischen oder religiösen Grundhaltung entgegensteht, gehorchen Sie nicht. Aber dieses Hindernis läßt sich umschiffen, meine Hübsche.«
    »Wie denn?«
    »Nun, mein Beispiel ist einigermaßen kraß – aber sagen wir, ich gäbe Ihnen ein geladenes Gewehr und forderte Sie auf, die Katze zu erschießen.« Mit einer Kopfbewegung deutete er auf eine Tigerkatze, die in der Nähe des Kamins schlummerte. »Würden Sie es tun?«
    »Nein!«
    »Natürlich nicht«, sagte Bart. »Aber was ist, wenn ich Ihnen sagte, das wäre keine Katze, sondern eine gefährliche Klapperschlange? Da würden Sie wahrscheinlich doch schießen, ohne zu zögern.«
    »Wenn Sie mir angst machen wollen, gelingt Ihnen das ganz gut.«
    »Nichts liegt mir ferner. Zufällig beurteile ich die Hypnotherapie durchaus positiv. Achten Sie nur darauf, daß Sie sich einen guten Arzt aussuchen.«
    Nach dem Abendessen machten sie eine Spazierfahrt. Für einen neu Zugezogenen schien Bart die Gegend recht gut zu kennen. Er zeigte ihr einen Weg, der einen atemberaubenden Blick auf den See bot.
    »Sie sind schon einmal hier gewesen«, sagte Mary vorwurfsvoll.
    »Ein- oder zweimal.«
    »Ich will ja nicht fragen, mit wem.«
    Schweigend genossen sie eine Zeitlang das Panorama, dann fragte Mary: »Bart, glauben Sie, daß mit mir etwas nicht stimmt? Geistig, meine ich.«
    »Ich weiß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher