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Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Titel: Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See
Autoren: Elke Schwab
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Schnur. Schweiß lief ihm über die Stirn.
    Â»Auch er wird die Katharsis, die Reinigung von der Menschlichkeit, durch mich erfahren.«
    Schnur befürchtete, er würde sich vollends in seinen Satansfantasien verlieren. Das durfte nicht passieren, also ließ er ihn nicht weiter aus der Realität abdriften, indem er ihn unterbrach: »Abaddon ist mächtig. Aber Du bist es nicht. Sonst hättest Du den dritten Mann schon lange erwischt.«
    Â»Ich bin Abaddon!«
    Â»Dann ist Abaddons Gegner schlauer als Du!«
    Â»Eine unappetitliche menschliche Hülle, immer voller Bier und Rauch, soll schlauer sein als der Geisterfürst, das Symbol für Angst und Schrecken, der finstere Schatten, der immer drohend über Euch steht? Er ist so wertlos, dass selbst sein Blut gewaschen werden muss, damit es eine Bedeutung bekommt.«
    Schnur ahnte, wen er meinte.
    Â»Bald wird er Abaddon zum Opfer fallen. Beim nächsten Mal wird ihm niemand mehr zu Hilfe eilen. Sein vermeintlicher Retter ist schon geschwächt. Auch er wird versagen.«
    Nun wusste Schnur Bescheid. Moritz Siebert sprach von Rolf West. Eine Erkenntnis, die ihn schockierte.
    Aber damit war Esther noch nicht befreit.
    Seine Taktik hatte bis jetzt funktioniert. Aber wie sollte er weitermachen, um an sie heranzukommen?
    Hinter den Gitterstäben bewegte sich etwas.
    Es war so schwach zu erkennen, dass Schnur seinen Augen nicht traute.
    Da sah er es wieder.
    Ein Beamter hatte einen Zugang zu Moritz Sieberts Reich gefunden. Er hielt sich hinter ihm auf, um den richtigen Moment abzupassen.
    Gleichzeitig hatte Schnur einen Einfall. Er fragte: »Warum hat Eure Mutter Euch in Eurer schwersten Not verlassen?«
    Â»Erwähne niemals meine Mutter, Unwürdiger!«, kreischte Moritz Siebert plötzlich wie von Sinnen. »Meine Mutter war ein Juwel, ein Engel mit einem Herzen aus Gold. Mein Vater war der Spiegel, der ihre Seele zu einer Wüste werden ließ.«
    Â»War Abaddon nicht mächtig genug, sie in seine schützende Aura aufzunehmen?« Schnur wollte provozieren.
    Plötzlich brach der Mann in sich zusammen und ließ sich auf den Boden sinken.
    Schnurs Plan ging auf. Moritz Siebert saß schutzlos und verwundbar auf dem Boden.
    Esther richtete ihren Kopf auf, das Einzige, was sie bewegen konnte. Aber er nahm es nicht mehr zur Kenntnis.
    Das war der richtige Augenblick für die Beamten des Sondereinsatzkommandos, ihn zu fassen.
    Ohne Gegenwehr ließ Moritz Siebert sich die Handschellen anlegen und durch einen hinteren Ausgang abführen, den Schnur von seinem Standpunkt aus nicht einsehen konnte. Einige maskierte Polizisten befreiten Esther von den Fesseln und verschwanden mit ihr auf einer Trage ebenfalls in der Dunkelheit. Ein weiterer Vermummter nahm die Schusswaffe an sich. Es war die Repetierbüchse Blaser 93, die lang gesuchte Waffe von Eduard Zimmer.

    Draußen fanden sie sich auf einer Pferdekoppel wieder. Die großen Tiere standen dicht gedrängt in einer entfernten Ecke der großen Weide und behielten das Treiben wachsam im Auge.
    Wortlos standen die Beamten da.
    Regen setzte ein.
    Der Wirt der Hessmühle eilte herbei. Unter seinem geschäftsmäßigen Arbeitskittel trug er einen Morgenmantel. Seine Haare standen zerzaust vom Kopf ab. Er bot den Polizeibeamten an, in sein Lokal einzukehren. Gerne nahmen sie sein Angebot an.
    Im Kachelofen brannte Feuer, was die Polizisten dazu veranlasste, sämtliche Stühle um den wärmenden Kamin zu stellen. Trotz der nächtlichen Stunde gelang es dem Wirt, alle Wünsche der Polizisten zu erfüllen, die von Bier, Weinbrand über Kaffee und Baileys bis hin zum Chardonnay reichten.
    Â»Jürgen Schnur«, rief der Leiter des Sondereinsatzkommandos laut über die Köpfe seiner Beamten. »Wir brauchen noch einen Polizeipsychologen. Sie wären der geeignete Mann.«
    Schnur wehrte lachend ab. »Man muss selbst nur ein bisschen wahnsinnig sein, dann klappt die Verständigung. Wenn es das ist, was Sie wollen, komme ich sofort!«
    Zustimmendes Gemurmel und Zuprosten von allen Seiten lautete die Antwort darauf.

Kapitel 49
    Harald Steiner traute seinen Augen nicht, als er sah, wie Helmut Brack zielstrebig den Donze ansteuerte. Was hatte das zu bedeuten? Stand dieser Mann nicht unter Verdacht?
    Kurz entschlossen folgte er ihm.
    Die Kneipe war an diesem Abend weniger besucht als sonst. Rolf West saß nicht wie immer an der
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