Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Conan-Saga 45 - Conan der Grosse

Conan-Saga 45 - Conan der Grosse

Titel: Conan-Saga 45 - Conan der Grosse
Autoren: Leonard Carpenter
Vom Netzwerk:
Es war ein Bild aus grauer Vorzeit: Ein Hüne – wohl ein Krieger, vielleicht aber auch ein müder Gott oder ein Schlachtendämon, ging mit gesenkten Schultern dahin. Ab und zu taumelte er – Erschöpfung? Wunden? Doch unbeirrt ging er weiter nach Westen. Man ahnte die Kraftreserve, die ihn vorwärtstrieb.
    Der nächtliche Wanderer war mit Blut und Schmutz bedeckt. An einigen Stellen quoll noch der dunkle Lebenssaft aus dem geschundenen Körper. Von der schwarzen Rüstung, die der breite Schwertgurt zusammenhielt, war kaum noch etwas übrig. Die lange Mähne war verfilzt. Der halbnackte Hüne marschierte ohne Helm dahin. Doch in der Hand hielt er ein kostbares Langschwert. Es war die Klinge eines Königs, voller Scharten und von Blutkrusten bedeckt. Der Mann ließ die Schwertspitze nachlässig durchs blutverschmierte, in der Schlacht niedergetrampelte Gras schleifen, wenn er im Schein des teilweise verdeckten Monds, Leichen ausweichen mußte.
    Plötzlich blieb er stehen und lauschte. Ein menschlicher Laut war aus einem Leichenhaufen entronnen. Da, wieder! Es war ein tiefes, heiseres Stöhnen und schien aus dem Bauch eines Pferdes zu kommen, der sich in der Frühlingswärme bereits gebläht hatte. Schnell ging der dunkle Fremde näher. Dann sah er den stöhnenden Soldaten. Der Farbe des Umhangs nach kam der Mann aus Ophir.
    Eine abgebrochene Reiterlanze heftete den Unglücklichen mit dem Gesicht nach unten auf die Erde. Die Lanze hatte seine Eingeweide durchbohrt und war danach tief in den Boden eingedrungen. Der zersplitterte Schaft ragte aus dem Rücken. Der Helm des Soldaten lag neben ihm. Die Haare waren zerzaust. Soweit die Arme reichten, hatte er in seinem langen Überlebenskampf die Grasbüschel ausgerissen oder flach gedroschen. Jetzt hob er mit letzter Kraft den Kopf und rief um Hilfe. Im fahlen Licht des Monds sah man, daß der blonde Bart mit Blut verschmiert war, das aus Mund und Nase quoll.
    »Bei allen Göttern, Barmherzigkeit, bitte! In Mitras Namen ... Balsam ... iik!« Das Schwert des Hünen schnitt ihm das Wort ab, als es ihn tief in die Kehle traf. Der Streich war nicht sehr sauber, beendete aber gnädig die Qual des Unglücklichen. Als der Leichnam zusammensank, zog der große Fremde das Schwert heraus und ging langsamen Schritts müde weiter.
    Weit war er nicht gegangen, als er wieder eine schwache Bewegung inmitten der Leichen wahrnahm. Zögernd kam er näher. Hier lag ein riesiger Gunderman, todwund, aber noch am Leben. Das Gesicht war aschfahl, Augen und Zähne schimmerten im Mondschein gelblich. Er sprach nicht. Sein Atem ging rasselnd. Mühsam zog er sich auf der Seite durchs Gras. Seine Bauchwunde war tödlich und mußte grauenvolle Schmerzen bereiten. Doch zeigte die Blutspur, wie die Schleimspur einer Schnecke, daß der Mann eine beträchtliche Strecke dahingerobbt war.
    Das Langschwert sauste in hohem Bogen durch die Luft, ehe er den Kopf des Mannes durch den Bronzehelm traf. Die schartige Klinge blieb in den Schädelknochen hängen und ging nur mit großer Mühe wieder heraus. Der einsame Krieger fluchte und stieß finstere Verwünschungen mit Blut und Feuer aus. Dann holte er tief Luft und betrachtete das Schlachtfeld. Beim Anblick der Leichenberge beschlich ihn eine düstere Vorahnung. Wahrscheinlich lebte der eine oder andere seiner Getreuen oder ein Feind noch und lag jetzt in der Dunkelheit, unter Toten begraben, und hauchte den letzten Atemzug aus. Würden alle in dieser Nacht wieder lebendig werden – Freund und Feind – und die rachedurstigen, klauengleichen Hände nach ihm ausstrecken ...
    Er riß sein mächtiges Schwert aus dem Schädel und lief in Panik weiter über die Leichen, die wie Mikadostäbe dalagen. Mehrmals stolperte er sogar. Als er an einem umgestürzten Streitwagen vorbeikam, rief ihm eine scharfe Stimme zu:
    »Nein, Töter der Hilflosen, laß mich leben! Verschone mich im Namen Croms, Manannans, Mitras oder des Gedärmgottes, für den dieses Seelenfest gefeiert wird!«
    Erschrocken spähte der geheimnisvolle Hüne in die Dunkelheit. Dann sah er Gesicht und Gestalt des Sprechers: ein kräftiger, untersetzter Mann lag kaum zwei Schritte entfernt vor ihm auf dem Rücken. Der Mann war keine Gefahr. Der schwere Streitwagen preßte seinen Unterleib in die Erde. Ein Bronzerad hatte sich tief in den Boden gegraben und den Soldaten in der Mitte zerquetscht. Die Deichsel wurde von zwei Pferden festgehalten, die auch bereits tot zusammengebrochen waren.
    Doch die Stimme
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher