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Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche

Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche

Titel: Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche
Autoren: Robert Jordan
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noch rührte sich nichts.
    Wie
ein Dschungeltier rannte Conan das Dach hoch, seine Füße fanden sicheren Halt
auf der Schräge der Ziegel. Er kletterte an granitenen Wasserspeiern höher,
sprang von einem Balkon aus schwarzem und weißem Marmor zu einem spitzen
Giebel, drückte sich flach an die Wand, während er sich auf einem Sims, das
gerade seinen Ballen Halt bot, weitertastete. Dann kletterte er wieder vorbei
an Fenstern mit Ziergittern, bis er sich schließlich durch eine Abzugsöffnung
wand und aus großer Höhe in den riesigen Thronsaal hinunterschaute.
    Riesige
goldene Lampen hingen an dicken, ebenfalls goldenen Ketten von der Kuppeldecke.
Ihr heller Schein beleuchtete den Mosaikboden tief unten, auf dem in gewaltiger
Größe Leoparden und Adler – die königlichen Wahrzeichen Ophirs – abgebildet
waren. In der Mitte des Saales stand ein schwarzverhangener Sarkophag, in dem
Valdrics Leichnam im königlichen Staat aus goldbesticktem und mit Perlen
besetztem Purpurstoff lag. Niemand hielt Totenwache für den verstorbenen König.
    Conans
Blick suchte den Thron. Ähnlich dem schweren Sessel, in dem Antimides gesessen
hatte, wies er Leoparden- und Adlerverzierung auf, doch war er weit größer und
ganz aus Gold. Die Augen der Wappentiere waren Rubine, die Krallen und Klauen
aus Smaragden von der Größe eines menschlichen Daumenglieds. Die Krone war
nicht zu sehen. Ob nun altes Gesetz oder nicht, Valentius hatte es offenbar
nicht fertiggebracht, sich auch nur neun Tage von dem Königsreifen zu trennen,
nachdem er ihn endlich für sich gewonnen hatte. Doch was der Cimmerier suchte,
lag quer über den Armlehnen des Thrones und glitzerte in seiner ganzen
vergoldeten Länge in allen Farben der unzähligen Edelsteine jeder Art, mit
denen er verziert war.
    Vorsichtig
kletterte Conan an den Reliefs der Marmorwände hinunter bis zu ihrem Ende, etwa
zwanzig Fuß über dem Boden. Von dieser Höhe hingen Wandteppiche hinab. Er riß
die Ecke von einem los – er stellte eine Jagdszene dar: ein gekrönter König,
der aus dem Sattel ein Rotwild erlegte – und ließ sich daran wie an einem Seil
hinunter. Als seine Füße den Boden streiften, löste er die Hände vom Teppich
und rannte zum Thron.
    Fast
zögernd griff er nach dem Zepter. So viel hatte er auf das Wort eines Trinkers
hin gewagt, und so viel hing davon ab. Hastig löste er mit seinem Dolch weiches
Gold und funkelnde Steine, die er achtlos auf das purpurne Samtkissen des
Thrones fallen ließ. Beim Anblick des Holzes darunter atmete er erleichtert
auf, setzte jedoch seine Arbeit fort, bis er das blanke Holz – einen Stab von
der Länge seines ausgestreckten Armes und so dick wie seine zwei Daumen
zusammen – vor sich hatte.
    Doch
war es tatsächlich Avanrakashs Stab? fragte er sich. Er fühlte nichts Magisches
von ihm ausgehen, und er sah auch keineswegs so alt aus, wie er angeblich sein
müßte. Tatsächlich erweckte er eher den Anschein, erst vor wenigen Tagen
zurechtgeschnitten worden zu sein.
    Aber
er hatte sich unter der Zepterkruste befunden, und Conan bot sich keine
Alternative. Ohne sich darum zu kümmern, welcher Art sie waren, klaubte er eine
Handvoll Edelsteine vom Kissen auf und schob sie in seinen Beutel.
    »Ein
gemeiner Dieb!« sagte Taramenon von der Tür zum Thronsaal. »Es dürfte Synelle
erstaunen, wenn sie zurückkehrt und deinen Kopf aufgespießt über dem Flußtor
sieht!«
    Conan
griff über die Schulter und zog mühelos sein Schwert. Mit dem Stab in der
Linken schritt er auf den hochgewachsenen Edlen zu. Er schwieg – er hatte keine
Zeit für Worte, aber in einem Winkel seines Gehirns flammte bei der Erwähnung
des Namens der Frau das Verlangen nach ihr auf. Synelle! Wie war es nur
möglich, daß er so lange nicht einmal mehr an sie gedacht hatte? Der Grimm, der
ihn bei seinen jüngsten Erlebnissen erfüllte, hatte alle anderen Gedanken
erstickt.
    Taramenon
warf seinen pelzverbrämten scharlachroten Umhang von sich und zog seine Klinge.
»Ich kam nur hierher, um Valdric ins Gesicht zu spucken. Ehre einem Toten zu
erweisen, der schon halb verrottet war, ehe er starb, drehte mir den Magen um.
Dich hier zu finden, ist eine angenehme Überraschung, mit der ich nicht
gerechnet hatte.« Plötzlich verzerrte Wut sein Gesicht zu einer häßlichen
Maske. »Ich werde ihr von deinem Tod erzählen, wenn ich sie später sehe. Deine
schmutzigen Hände werden sie nie wieder berühren, du Barbarenschwein!«
Zähnefletschend stürmte er vorwärts und
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