Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger

Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger

Titel: Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Bällen, Ringen, Keulen und blitzenden Messern ihre Kunststücke vor armseligen Freudenmädchen, die halbnackt in knappen Seidengewändern oder hauchdünnen Schleiern, mit brünierten Messingarmreifen und auf hochhackigen Sandalen durch die Straßen trippelten und sich um die Gunst eines möglichen Freiers stritten. Am aufregendsten aber wiegten sie die Hüften und stellten ihre Reize zur Schau, wenn prächtig gewandete Besucher aus der Oberstadt – die sich aus der bunten Menge hervorhoben, als trügen sie Schilder – hierherkamen, um sich einmal anzusehen, was sie für ein Beispiel der Verruchtheit hielten.
    Der ›Ochse am Spieß‹ war genauso, wie Conan eine Schenke in einer solchen Straße erwartet hatte. Am hinteren Ende der Gaststube, in der es nach abgestandenem Wein roch, gab es ein Podium, auf dem sich drei Frauen mit üppigen Rundungen in durchsichtigen Seidengewändern zu hellen Flötentönen drehten und mit Hüften und Busen wackelten. Doch der Großteil der Gäste achtete überhaupt nicht auf sie, dazu waren sie viel zu sehr mit Karten- und Würfelspielen und ihrem Wein beschäftigt. Ein Freudenmädchen, das als Kleidung einen langen breiten Streifen blauen Seidenstoffs auf eine Weise um sich gewickelt hatte, daß er viel des prallen Fleisches unbedeckt ließ, behielt ihr starres Lächeln bei, während ein feister Corinthier in gestreiftem Gewand sie betastete, als versuche er ihren Preis nach Gewicht abzuschätzen.
    Eine andere Frau desselben Gewerbes, mit Haar von unwahrscheinlichem Rot, beäugte die breiten Schultern des Cimmeriers und zupfte die vergoldeten Brustschalen zurecht. Mit einem verführerischen Lächeln schwebte sie auf ihn zu und runzelte enttäuscht die Stirn, als er abweisend den Kopf schüttelte. Für Frauen war noch Zeit, wenn er mit Hordo in Erinnerungen geschwelgt hatte, aber bis jetzt war sein Freund noch nicht hier.
    Eine Frau in der Schenke hob sich vom Rest ab. Sie saß an der Wand, den Weinbecher unberührt vor sich. Sie schien die einzige zu sein, die den Tänzerinnen ihre Aufmerksamkeit widmete. Langes schwarzes Haar fiel in sanften Wellen weit über die Schultern, und große, haselnußbraune Augen und volle Lippen verliehen ihr eine Schönheit, vor der die aller anderen verblaßte. Sie gehörte nicht zur Schwesternschaft der Nacht. Das verriet allein schon ihr einfaches Gewand aus weißer Baumwolle, das sie vom Hals bis zu den Fersen verhüllte. Es war hier so fehl am Platz wie sie selbst, dieses Gewand, das für eine Bürgerin dieser Straße viel zuwenig zeigte, und keinerlei Zier aufwies, wie man es bei einer Dame der Oberstadt erwartete, von denen so manche hierherkamen, um die Verruchtheit zu versuchen, indem sie unter einem schwitzten, der sehr wohl ein Mörder oder Schlimmeres sein mochte.
    Für Frauen war erst später Zeit, erinnerte sich Conan. Er klemmte das umwickelte Schwert fester unter den Arm und schaute sich nach einem freien Tisch um.
    Von etwas, das eher wie ein Lumpenbündel aussah denn ein Mann, streckte sich eine Hand aus und zupfte ihn am Wams. Eine dünne, raspelnde Stimme quälte sich aus einem zahnlosen Mund. »Ho, Cimmerier, wohin mit dem seltsamen Mordschwert?«
    Conan spürte, wie sich ihm die Härchen im Nacken aufstellten. Der ausgemergelte Alte hatte an der Stelle, wo die Augen hätten sein sollen, einen schmutzigen Fetzen um den Kopf gewunden. Doch selbst wenn er Augen besäße, wie hätte er wissen können, was sich im Umhang befand? Oder daß er von Cimmerien stammte?
    »Was weißt du von mir, Alter?« fragte Conan. »Und woher weißt du es, ohne Augenlicht?«
    Der Mann kicherte schrill und berührte die Binde um die Augen mit einem gebogenen Stock. »Als die Götter mir sie nahmen, gaben sie mir andere Möglichkeiten zu sehen. Da ich nicht mit den Augen sehe, sehe ich auch nicht, was Augen sehen, sondern – anderes.«
    »Von dergleichen hörte ich«, murmelte Conan, »und sah Seltsameres. Was kannst du mir noch über mich sagen?«
    »O viel, sehr viel, junger Mann. Viele Frauen werden dir ihre Liebe schenken, Königinnen und Mägde gleichermaßen, und solche von allen Ständen dazwischen. Du wirst lange leben und dir eine Krone erringen, und dein Tod wird legendenumwittert sein.«
    »Ha!« brummte Hordo und schob den Kopf an Conans Schulter vorbei.
    »Ich habe mich schon gefragt, wo du so lange bleibst«, sagte Conan. »Der alte Mann wußte, daß ich von Cimmerien bin.«
    »Er brauchte nur deine barbarische Sprache zu hören, um es zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher