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Conan-Saga 14 - Conan der Schwertkämpfer

Conan-Saga 14 - Conan der Schwertkämpfer

Titel: Conan-Saga 14 - Conan der Schwertkämpfer
Autoren: L. Sprague de Camp
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oder sich niedermetzeln zu lassen.
    Jedesmal wenn sie die Kuppe eines niedrigen Hügels erreichten, der in sein mondversilbertes Wintergewand gehüllt war, konnten sie die schweigende Masse ihrer Verfolger, fast das Doppelte ihrer eigenen Anzahl, wieder ein Stück näher sehen. Etwas an ihnen war seltsam, doch weder Njal noch Gorm, noch sonst einer von ihnen wurde sich klar, was mit ihnen nicht stimmte.
    Als die Jäger nahe genug heran waren, bemerkten die Gejagten, daß nicht alle des gewaltigen Trupps Hexenmänner waren, denn die Angehörigen dieser Rasse waren im Durchschnitt größer und hagerer als die Nordmänner. Viele der Verfolger hatten breite Schultern, kräftige Statur und trugen die gehörnten Helme der Æsir und Vanir. Eine unheimliche Vorahnung, ein Gefühl der Verzweiflung, ließ Njal unwillkürlich erschauern.
    Das andere Ungewöhnliche an diesen Verfolgern war ihre Art zu marschieren ...
    Gerade voraus erspähte Njal einen Hügel, der höher war als die meisten Erhebungen dieses verhältnismäßig flachen Landes. Seine Augen leuchteten auf. Der Kamm würde eine gute Verteidigungsstellung abgeben, obgleich der Häuptling sich wünschte, der Hang wäre höher und steiler, um den Gegner zu zwingen, in seinem Sturm geradewegs in die Waffen der Æsir zu laufen. Doch wie dem auch war, die Verfolger befanden sich ihnen schon so knapp auf den Fersen, daß sie sich ihnen sehr bald stellen mußten.
    Njal hob das Mädchen jetzt auf seine Schulter und drehte sich um. Aus heiserer Kehle brüllte er: »Auf jenen Berg, Männer! Lauft! Dort werden wir es ihnen zeigen!«
    Die Æsir stapften den nebligen Hang empor und sammelten sich auf seiner Kuppe. Jeder einzelne freute sich, nicht länger einen des Marsches müden Fuß vor den anderen setzen zu müssen. Und wie bei jedem echten Krieger gab der Gedanke an den bevorstehenden Kampf ihnen neuen Mut.
    Thror Eisenhand und die anderen Unterhäuptlinge ließen Lederflaschen mit Wein und Wasser herumgehen, obgleich von beidem nur noch wenig vorhanden war. Die Nordmänner rasteten, schöpften Atem und legten ihre Bogen zurecht. Die Langschilde aus Weidenrohr und Fell, die sie über ihre Rücken geschlungen hatten, bauten sie nun als Schildwall rings um den Hügelkamm auf. Der einäugige Gorm nahm seine Harfe aus der Hülle und sang mit melodischer Stimme ein altes Schlachtlied:
     
    Unsere Klingen, geschmiedet in Flammen so heiß,
    die um die Gluten der Hölle spielen,
    sind erkaltet in tiefen Flüssen aus Eis,
    wo der Männer Gebeine liegen so weiß,
    die im Kampf mit unsern Vätern fielen.
     
    Doch die Rast war ihnen nur eine kurze Weile vergönnt. Aus dem Nebel tauchte eine Schar finsterer Gestalten auf und stieg gleichmäßigen, rhythmischen Schrittes den Hang empor, Männern gleich, die schlafwandeln, oder auch Marionetten, die an Fäden bewegt werden. Der Speerhagel, der ihnen vom Kamm entgegenprasselte, hielt sie nicht im geringsten auf. Sie warfen sich ungeachtet der Geschosse gegen den Schildwall. Blanker Stahl blitzte im schwachen Mondschein. Die Angreifer hieben mit Schwertern, Äxten und Streithämmern auf die Nordmänner ein und durchtrennten und zerschmetterten Fleisch und Knochen.
    Njal, in vorderster Reihe, stieß den alten Schlachtruf der Æsir aus, und hieb mächtig auf seinen Gegner ein. Dann hielt er blinzelnd inne, während er glaubte, das Herz müßte ihm stillstehen. Denn der Mann, gegen den er kämpfte, war kein anderer als sein eigener Unterhäuptling, Egil der Jäger, der am Morgen dieses selben Tages am Ende eines baumelnden Stricks an den Mauern Halogas einen grauenvollen Tod gefunden hatte. Der Schein des bleichen Mondes fiel unverkennbar auf die vertrauten Züge, und alles in Jarl Njal verkrampfte sich.
     
     
    5
     
    »MENSCHEN KÖNNEN NICHT ZWEIMAL STERBEN!«
     
    Ja, das Gesicht, das unbewegt in sein eigenes starrte, war zweifellos sein alter Kamerad. Das bewies unter anderem auch die weiße Narbe über Egils Brauen, die er sich vor fünf Sommern bei einem Kampf gegen die Vanir zugezogen hatte. Doch die blauen Augen Egils erkannten seinen Jarl nicht. Diese Augen waren so kalt und leer wie der Himmel der Sternenlosen Nebelnacht.
    Njal faßte sich und bemerkte die ungeheure Wunde in der nackten Brust, wo vor noch gar nicht so vielen Stunden das lebende Herz viel zu früh herausgerissen worden war. So sehr ihn auch Abscheu vor dem erfüllte, was er vor sich sah, wurde Njal nun doch klar, daß, wie viele Wunden er seinem Gegner auch zufügen
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