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Conan-Saga 09 - Conan und die Strasse der Könige

Conan-Saga 09 - Conan und die Strasse der Könige

Titel: Conan-Saga 09 - Conan und die Strasse der Könige
Autoren: Karl Edward Wagner
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»Leichenfett für Kerzen! Wer sucht verborgene Schätze? Hier ist der Glücksbringer, der euch helfen wird, sie zu finden! Wer zahlt mir Silber, um zu Gold zu kommen?«
    »Der Samen eines Toten!« rief ein dritter und schwenkte eine winzige Flasche. »Die Hinterlassenschaft Vulosis' des berüchtigten Mörders und Frauenschänders! Männer, die Liebeskraft eines Zuchthengsts ist euer! Meine Damen, schenkt euren Gatten die Leidenschaftlichkeit eines jungen Stieres! Der Samen eines Gehenkten! Wer ersteht ihn?«
    Durch dieses Geschrei und Gedränge schlurften die Hauptdarsteller dieses Morgens. Die Hellebarden der Wächter bahnten ihnen eine Gasse. Tausend Hälse verrenkten sich, Augen traten schier aus den Höhlen, um besser zu sehen, und betrachteten die sieben Verurteilten in ihren Lumpenkostümen. Eltern hoben ihre Kinder auf die Schultern, damit ihnen nichts entginge. Mit Schultern, Ellbogen und Knien kämpften sich Neuankömmlinge einen Weg durch das Gedränge. Viele Wartende kauten an gegrillten Fleischstücken, Brot und Früchten. Andere drückten ihre auf dem Markt gekaufte Ware fest an sich und umklammerten ihre Marktkörbe. Als die Verurteilten den Galgen erreichten, hüpften die jubelnden Kinder im Ringelreigen um sie herum. Die Marktschreier unterbrachen ihr Gebrüll, um sich nur ja das bevorstehende Schauspiel nicht entgehen zu lassen, das, so oft sie es auch sahen, immer wieder spannend war.
    Auf die Galgenplattform zu steigen, war mit den Ketten zwischen den Fußgelenken nicht so einfach, aber die Hellebarden trugen eifrig das Ihre dazu bei, daß es schnell ging. Der Mann vor Conan stolperte und konnte, da seine Hände auf dem Rücken gebunden waren, sein Gleichgewicht nicht zurückgewinnen. Eine Hellebardenspitze stieß schmerzhaft in sein Fleisch, als er sich wieder aufzurichten versuchte. Conan, dessen Hände vorne gekettet waren, streckte die Arme aus, soweit es ging, packte das Wams seines Mitgefangenen und half ihm auf die Beine. Ohne auf die Verwünschungen der Wächter und das Gelächter der Menge zu achten, stellten sie sich unter dem Galgen auf.
    »Danke«, murmelte der kleine Mann, dem Conan geholfen hatte. Er schien nicht älter als der Cimmerier zu sein und war ein schlanker Jüngling mit edlen Zügen und fiebrig dunklen Augen.
    »Ist wohl kaum einen Dank wert«, brummte Conan.
    »Nun, man sollte wohl auch mit Würde zu sterben wissen«, erwiderte der andere und drückte so Conans Gedanken aus. Er deutete mit dem Kopf voll Verachtung auf einige ihrer Mitgefangenen weiter vorn in der Reihe. Einer war ohnmächtig geworden und mußte von den Wächtern gestützt werden, ein anderer war auf die Knie gesunken und flehte wimmernd um Gnade.
    »Jene, die unseren Kampf weiterführen, sollen sehen, daß wir nicht davor zurückscheuen, unser Leben für die gute Sache zu opfern«, fuhr er fort. Conan fragte sich, an wen diese tapferen Worte gerichtet waren, und schloß, daß der Jüngling zu sich selbst sprach.
    Sie standen nebeneinander auf der langen Galgenplattform. Die Gesichter der Menge waren etwa in der Höhe ihrer Füße. Stabile Pfosten trugen den Querbalken des Galgens, der kräftig genug war, das Gewicht von sieben Männern zu halten. In der Plattform befanden sich keine Falltüren, statt dessen war das Henkersseil oben durch einen Eisenhaken gezogen und das untere Ende um eine Winde mit einer Zahnradkurbel geschlungen. Hier gab es keinen schnellen Tod durch einen gebrochenen Hals! Nein, das hier war der Tanzboden, wo die zingaranische Gerichtsbarkeit ihre Verurteilten langsam von der Plattform hob und sie baumeln und um sich schlagen und treten ließ, bis sie erstickt waren.
    Einer der Wächter schritt gesetzt von Gefangenem zu Gefangenem und hängte einem jeden von ihnen ein Schild um den Hals. Bei Conan achtete er darauf, sich den geketteten Händen möglichst fernzuhalten.
    Finster funkelte der Cimmerier auf die Brust hinunter, um zu entziffern, was auf seinem Schild stand, aber in Zingaranisch war er nicht sehr bewandert, und so bereiteten die kopfstehenden Lettern ihm Schwierigkeiten. »Was steht darauf?« fragte er seinen Nachbarn.
    Der schlanke Jüngling betrachtete die Schrift mit ironischem Interesse: »Conan, Rebell«, las er laut. »Meinen Glückwunsch.«
    »Und was steht auf deinem?« wollte Conan wissen.
    » Santiddio, Aufrührer. Unsere Mitgefangenen sind Diebe, Mörder und ein Drucker.«
    »Drückeberger?«
    »Nein, ein Drucker. Der Bursche dort am Ende war so unvorsichtig,
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