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Con molto sentimento (German Edition)

Con molto sentimento (German Edition)

Titel: Con molto sentimento (German Edition)
Autoren: Tanya T. Heinrich
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Teams zu konzentrieren als die Stimme seiner Mitstreiter durch die Lautsprecher des Headsets dröhnte.
     
    »Tauche in der Menge unter und bewege mich nach Norden«, teilte er den beiden anderen Jungs mit und beobachtete wie sein Status von ›auffällig‹ zu ›unauffällig‹ wechselte und er damit für das gegnerische Team nicht mehr sichtbar war, wenn er denn nicht durch irgendeine Aktion ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.
     
    So bewegte er sich geduldig für weitere fünf Minuten im Schutz der Deckung fort, während die Lautsprecher die immer gleichen Samples von Musikstücken vor sich hin trällerten. Doch gerade bei diesem Spiel war es notwendig geduldig zu sein. Man bekam erheblich mehr Erfahrungspunkte wenn die Zielpersonen im unauffälligen Status getötet wurden. Nur beherzigten die wenigsten Player diese Maxime und die meisten rannten wie Freiwild durch die Spielumgebung. Meistens musste man dann nur mit der Pistole im Anschlag warten bis einer dieser Noobs vorbeirannte und sie dann wie bei diesem uralten Moorhuhnspiel, das eine Zeit lang das Kartenspiel Solitär von den Rechnern der Büros verdrängt hatte, erledigen.
     
    Patrices Taktik ging auch dieses Mal wieder auf und nach einer weiteren Viertelstunde hatte sein Team alle Gegner ausgeschaltet. Zufrieden checkte er seine Erfahrungspunkte auf dem Konto des Servers. Sollte er die mühsam verdienten Punkte gleich in das neue Upgrade investieren, das seit letzten Donnerstag auf dem Markt war? Bis jetzt hatte in seiner Gilde noch niemand diese nette Neuigkeit, es wäre geradezu verlockend.
     
    Doch alle Gedanken an seine Spiele und Onlinecharaktere wurden jäh durch das Reallife unterbrochen, als sich erneut die Haustür öffnete und niemand anderer als Claude zusammen mit einem zweiten Mann das Treppenhaus betrat. Patrice vermochte diesen Begleiter sofort einzuordnen: Er war vor etwa einem Jahr öfters bei Claude zu Besuch gewesen. Nein, es war ganz und gar nicht so, dass er ein besonderes Interesse an den Freunden und Bekannten des Musikers hegte, oder dass er Claudes Stalker wäre.
     
    Patrice wusste ebenfalls, dass Madame Philipp vom dritten Stock seit zwei Jahren jeden Montag ins Fitnessstudio ging oder ihr Nachbar im fünften jeden Tag um Punkt neunzehn Uhr das Fenster in seinem Schlafzimmer öffnete, weil er sich um diese Uhrzeit seine tägliche Zigarette gönnte.
     
    Er war eben ein aufmerksamer Beobachter, nichts weiter.
     
    Weder Claude noch sein Begleiter schienen ihn entdeckt zu haben und Patrice klappte den Laptop zu. Er hörte wie Claudes Schlüssel aus der Tasche genommen und der Briefkasten geöffnet wurde. Verstohlen beobachtete er sie von seiner kleinen Kammer aus. Irgendetwas an dem Gesichtsausdruck des Besuchers rief in Patrice den Wunsch hervor, genau wissen zu wollen, was da jetzt abgehen würde. Die beiden gingen nun die Treppe nach oben und er folgte ihnen.
     
    Wie dieser Mann Claude gemusterte hatte, als sie an den Briefkästen gestanden hatten. Regelrecht verschlungen hatte er die schlanke Gestalt des Musikers. Und dann das nachsichtige Lächeln von Claude, der dies natürlich bemerkt zu haben schien und dem anderen etwas ins Ohr geflüstert hatte.
     
    So leise wie sein bester Onlinecharakter schlich er ihnen nach. Leider vermochte er nicht die gemurmelten Worte der Unterhaltung auszumachen. Aber warum interessierte ihn das überhaupt was die beiden besprachen? Warum machte er sich überhaupt hier zum Affen und schlich zwei Schwulen, mit Sicherheit war der andere Mann ebenfalls schwul, nach. Was erhoffte er denn zu erfahren? Wahrscheinlich würden sich die beiden das Hirn wegvögeln und...
     
    »Ups«, verdattert trat er einen Schritt nach hinten und stolperte prompt zwei Stufen weiter nach unten bevor er sich am Geländer der Treppe festhalten konnte.
     
    Da oben auf dem Treppenabsatz lehnte Claude im Halbschatten, die Lampe war auf diesem Stockwerk gerade durchgebrannt, an der Wand und grinste breit als der andere ihn flüchtig auf die Lippen küsste, dann kam der Hals dran.
     
    Patrice sah von seinem Standort ziemlich genau, trotz mangelhafter Beleuchtung, wie die Hand des Besuchers unter Claudes Hemd wanderte und in die Jeans, wo sie jedoch brüsk abgewiesen wurde. »Das reicht«, befand Claude nach einer weiteren Minute heißer Küsse.
     
    Für Patrice war es eine halbe Ewigkeit gewesen und mittlerweile hatte sich die Beleuchtung im Treppenhaus ganz abgeschalten. Noch immer stand er da, wie fest verwurzelt, auf
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