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Con molto sentimento (German Edition)

Con molto sentimento (German Edition)

Titel: Con molto sentimento (German Edition)
Autoren: Tanya T. Heinrich
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Leiter der Geigen gewesen und da er nun nicht mehr da war, wollte zunächst auch niemand die Leitung über die heutige Probe übernehmen. Schließlich nahm Claude das Heft in die Hand. Nach drei Stunden des harten Übens und Wiederholens, unterbrochen von einer halben Stunde für eine gemütliche Pizzapause, war das Ergebnis schon ganz zufriedenstellend. Zumindest was das Schumannsche Klavierkonzert anging, das sie sich heute zur Brust genommen hatten. Die meisten hatten in ihren Ferien ausgiebig geübt und die Früchte dieser Arbeit kamen nun voll zum Tragen.
     
    In besagter Pizzapause hatte Claude auch die Mailbox von seinem Handy abgehört und darauf überraschenderweise eine Nachricht von Stéphane gefunden.
     
    »Ich denke, wir haben heute Abend so einiges zu feiern. Außerdem fliege ich übermorgen nach Berlin. Ich treffe dich an der Bushaltestelle.« Was sollte das denn bitteschön heißen? Claude rätselte darüber während der gesamten Pause. Er wusste ja, dass Stéphane bald weggehen würde und dass es dann heute Abend auf Sex hinauslaufen würde, dass konnte er sich auch denken. Und nein, er hätte nichts dagegen. Der Sex mit Stéphane war immer gut gewesen und würde es auch heute sein. Aber was hätten sie denn zu feiern?
     
    Claude war so in seinen Gedanken versunken gewesen, dass er den Disput zwischen den ersten und zweiten Geigen schweigend mitangehört hatte. Es ging um eine gewisse Stelle im dritten Satz des Konzerts.
     
    Es hatte keinen Zweck weiter über Stéphanes Nachricht nachzudenken. Er musste sich wohl bis zum Abend gedulden.
     
    »Ich sags dir heute schon, Izumi. Wenn du es so spielst, wirst du nicht mehr den Rhythmus aufnehmen können«, sprach Claude sein Machtwort, um die Streitfrage zu klären, und konnte schon förmlich den Widerspruch sehen, der in Izumis Gesicht geschrieben war.
     
    »Wie kommen Sie mit den Proben voran?« Claude wandte sich um, Professor Noblet hatte den Übungsraum betreten und betrachtete missbilligend die Pizzakartons, die alle in der Ecke neben dem Mülleimer gestapelt standen. Anscheinend dachte der Professor, sie hätten sich nur an den Pizzen gütlich getan und ihre Arbeit vergessen.
     
    »Wir kommen gut voran«, Claude stand noch immer vor den Streichern und es war wohl weiter an ihm, die Rolle des Sprechers zu übernehmen. »Wir wären bereit für die Gesamtprobe, allerdings wüssten wir gerne welcher Solopianist engagiert wurde und wann die ersten Proben mit ihm stattfinden. Immerhin ist die Saisoneröffnung schon in sechs Wochen.«
     
    Claude sah einige der Studenten nicken, ja auch ihnen brannte diese Frage auf den Nägeln. Nur hätte sich niemand getraut sie so offen gegenüber ihrem Dirigenten zu stellen.
     
    »Es gibt noch nichts Offizielles.« Noblet hob in einer beschwichtigenden Geste die Hände. »Ich finde das ebenso unbefriedigend wie sie. Ich kann ihnen lediglich sagen, dass ursprünglich Liu Ang hätte spielen sollen. Er hat einen Rückzieher gemacht, bedauerlicherweise sehr kurzfristig. Wir sitzen quasi auf dem Trockenen und es wird recht schwierig einen adäquaten Ersatz zu finden. Sie wissen ja alle, wie ausgebucht die richtig guten Pianisten heutzutage sind. Deshalb würde ich Sie auch bitten Monsieur Debière, dass Sie mit Ihren Geigen zunächst die anderen Stücke üben. Sorgen Sie auch dafür, dass die anderen Register dies wissen... und haben Sie ein Auge auf die Blechbläser, mir scheint, die haben mit ihrer neuen Zusammensetzung noch erhebliche Probleme.«
     
    »In Ordnung.« Das war ja durchaus sinnvoll, wie Claude befand. Erst mit Verzögerung begriff er jedoch erst die Tragweite der soeben gesagten Worte: Er sollte die Proben der Geigen leiten und sich um die anderen Gruppen kümmern! Das hieße ja...
     
    »Aber Monsieur Noblet!«
     
    »Sie haben schon richtig verstanden.« Jetzt war es sogar an Professor Noblet zu lächeln über Claudes offenkundiges Erstaunen. »Herzlichen Glückwunsch.«
     
    »Danke«, erwiderte Claude schwach und sah regungslos zu wie sich die Tür hinter dem Mann schloss.
     
    Er war zum Konzertmeister befördert worden!
     
    Die übrigen Musiker schienen da weniger überrascht zu sein, sie klopften mit ihren Bögen gegen die Notenpulte. Das Pendant zu einem Applaus für Geigenspieler. Für sie war es wohl eine klare Sache gewesen, dass Claude die Nachfolge von Stéphane übernehmen würde. Immer noch sprachlos nahm er ihre Glückwünsche entgegen und er hatte Mühe seine Geigen danach noch zu
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