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Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers
Autoren: Andrea Camilleri
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Liste.
    »Glauben Sie, Peruzzo hat das Zeitungspapier selbst in die Tasche getan?«
    »Glaubst du das nicht?«
    Francesco versuchte zu lächeln, aber es gelang ihm nicht, er verzog den Mund zu einer Grimasse.
    »Beantworten Sie eine Frage nicht mit einer Frage.«
    Schlau war er, der junge Mann, pfiffig und klug. Ein Vergnügen, sich mit ihm zu unterhalten.
    »Warum sollte ich es nicht glauben?«, sagte Montalbano.
    »Wie man mittlerweile weiß, hat der Ingegnere wenig Skrupel und einen Hang zu riskanten Unternehmungen. Kann sein, dass er es sich eine Weile überlegt hat. Er wollte auf keinen Fall in die Geschichte hineingezogen werden, denn dann hätte er in jedem Fall Federn gelassen. Warum also nicht noch ein Risiko eingehen und sechs Milliarden sparen?«
    »Und wenn sie Susanna getötet hätten?«
    »Dann hätte er lauthals verkündet, dass er das Lösegeld gezahlt habe und dass nicht er, sondern die Kidnapper ihr Wort gebrochen hätten. Dass Susanna wahrscheinlich einen der Täter erkannt habe und deshalb getötet worden sei. Peruzzo wäre vor den Kameras in großes Wehgeschrei ausgebrochen, und der eine oder andere hätte ihm am Ende schon geglaubt.«
    »Wären Sie auch einer von denen gewesen, Commissario?«
    »Ich berufe mich auf mein Zeugnisverweigerungsrecht«, sagte Montalbano.
    »Montalbano? Ich bin’s, Minutolo. Ich habe mit dem Questore gesprochen.«
    »Was sagt er?«
    »Dass er deine freundliche Unterstützung nicht weiter in Anspruch nehmen möchte.«
    »Was durch die Blume gesprochen heißt, dass ich mich schleunigst verpissen soll?«
    »Genau.«
    »Tja, was soll man dazu sagen, mein Freund. Dann kuriere ich mich eben weiter zu Hause aus und wünsche dir alles Gute.«
    »Aber falls ich mich mit dir austauschen möchte, kann ich dann …«
    »Jederzeit.«
    »Weißt du, dass die Steuerfahndung in Peruzzos Büros jede Menge Material gefunden hat? Jetzt kann er endgültig einpacken, das sagen alle.«
    Montalbano nahm die Vergrößerungen, die Cicco Ce Cicco angefertigt hatte, und schob sie in einen Umschlag, den er mit Mühe in die Jackentasche stopfte.
    »Catarella!«
    »Jawohl! Dottori!«
    »Ist Dottor Augello da?«
    »Nein, Dottori. Er ist in Montelusa, weil der Signori Questori wollte ihn sprechen, weil der Dottori Augello doch von Ihnen der Vertreter ist.«
    Der Signori Questori hatte ihn endlich an den Rand gedrängt, er hatte ihn ausgeschlossen und redete nur noch mit Mimì, dem Vertreter.
    »Und Fazio?«
    »Der ist auch weg, Dottori. Der ist in der Via Palazzolo gegenüber von der Grundschule.«
    »Wie das?«
    »Da hat ein Ladeninhaber sein Schutzgeld nicht gezahlt und dann hat er auf den Mann geschossen, der das Geld von ihm wollte, aber er hat daneben geschossen.«
    »Gut so.«
    »Gut so, Dottori. Aber dafür hat er einen am Arm erwischt, der gerade zufällig da war.«
    »Catarella, ich fahre jetzt nach Marinella ich bin ja noch krankgeschrieben.«
    »Jetzt gleich sofort?«
    »Ja.«
    »Darf ich Sie mal besuchen, wenn ich Sie gern persönlich selber sehen täte?«
    »Klar, jederzeit.«
    Unterwegs machte er an dem Laden Halt, in dem er manchmal einkaufte. Er besorgte sich grüne und schwarze Oliven, Caciocavallo-Käse, mit Sesam bestreutes frisches Brot und ein Glas Pesto trapanese – Pesto aus reifen Tomaten, Basilikum, Knoblauch und Olivenöl.
    Während die Nudeln kochten, deckte er den Tisch auf der Veranda. Nach anfänglichem Hin und Her hatte der Tag sich einer Sonne wie im Spätfrühling ergeben, kein Wölkchen war zu sehen, kein Windhauch zu spüren. Der Commissario goss die Nudeln ab, mischte sie mit dem Pesto, nahm den Teller mit hinaus und begann zu essen. Jemand ging am Strand entlang und blieb kurz stehen, den Blick fest auf die Veranda gerichtet. Was war so seltsam an ihm, dass ihn der Mann beäugte wie ein Gemälde? Vielleicht war er ja wirklich ein Bild, das man »Das Mahl des einsamen Rentners« hätte betiteln können. Bei dem Gedanken verging ihm der Appetit. Er aß weiter, wenn auch lustlos.
    Das Telefon klingelte. Es war Livia, sie sei gut angekommen, alles sei in Ordnung, sie putze gerade ihre Wohnung und riefe abends noch mal an. Das kurze Gespräch war lang genug, um die Nudeln kalt werden zu lassen.
    Er wollte sie nicht mehr essen und war mit einem Mal so schlechter Laune, dass er nur noch Lust auf ein Glas Wein und ein bisschen Sesambrot verspürte. Er rupfte ein Stück Brot ab, steckte es sich in den Mund, kaute lange und nippte dann am Wein, während er mit dem
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