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Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde

Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde

Titel: Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde
Autoren: Andrea Camilleri
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war bei einem Verkehrsunfall ins Pa­radies gezogen. Er war das einzige Kind und wurde darauf­hin von einem unverheirateten Bruder des Vaters, einem Bankdirektor, sozusagen adoptiert. Mithilfe des Onkels kommt Gargano nach seinem Diplom in dessen Bank unter. Etwa zehn Jahre später, als er nach dem Tod seines Förderers auf sich gestellt ist, wechselt er zu einer Agen­tur für Vermögensverwaltung und erweist sich als sehr fähig. Vor drei Jahren verlässt er die Agentur und eröffnet in Bologna die >König Midas<, deren Inhaber er ist. Und da gibt es zum ersten Mal etwas Merkwürdiges. Zumindest wurde mir das so berichtet, denn für den Bereich waren wir nicht zuständig.«
    »Was war das Merkwürdige?«
    »Erstens bestand das komplette Personal der >König Midas< in Bologna aus einer einzigen Angestellten, so was wie hier unsere Signorina Cosentino, und dann betrug der ge­samte Umsatz der Firma in drei Jahren etwa zwei Milliar­den. Ein Witz.«
    »Eine Tarnung.«
    »Klar. Aber eine prophylaktische Tarnung, mit Blick auf den groß angelegten Betrug, den er in unserer Gegend vor­hatte.«
    »Kannst du mir das mit dem Betrug genauer erklären?«
    »Das ist ganz simpel. Angenommen, du überlässt mir eine Million, damit ich sie gewinnbringend anlege. Nach einem halben Jahr gebe ich dir zweihunderttausend Lire Ren­dite, zwanzig Prozent. Das ist ein sehr hoher Satz, und es spricht sich herum. Es kommt ein Freund von dir und überlässt mir auch eine Million. Am Ende des zweiten Halbjahres gebe ich dir weitere Zweihunderttausend und deinem Freund ebenso viel. Dann beschließe ich zu ver­ schwinden. Und habe eine Million und vierhunderttau­send Lire verdient. Zieh vierhunderttausend an Unkosten ab, dann schiebe ich am Ende eine Million netto ein. Kurz und gut, laut Guarnotta soll Gargano gute zwanzig Milliar­den eingesackt haben.«
    »Abartig. Und das Fernsehen ist schuld dran«, sagte Montalbano.
    »Was hat denn das Fernsehen damit zu tun?«
    »Viel. Es gibt doch keine Nachrichten, in denen sie dir nicht die Börse, den Nasdaq, den Dow Jones, den Mibtel, den Scheißtel um die Ohren hauen… Die Leute sind be­eindruckt, haben keine Ahnung davon, sie wissen, es ist riskant, aber man kann dabei verdienen, und werfen sich dem erstbesten Betrüger in die Arme: Ich will auch spie­len, lass mich mitspielen. Vergiss es. Was hast du dir denn überlegt?«
    »Ich denke, und Guarnotta denkt das auch, dass unter den größeren Kunden irgendein Mafioso war, der ihm auf den Leim gegangen ist und ihn daraufhin ausgeschaltet hat.«
    »Du, Mimi, bist also kein Anhänger der Theorie, derzufolge Gargano glücklich und zufrieden auf einer Südsee­insel sitzt?«
    »Nein. Und was glaubst du?«
    »Ich glaube, dass ihr beide, du und Guarnotta, saudumm seid.«
    »Wieso denn?«
    »Ich will's dir erklären. Erst mal musst du mir einen Mafi­oso zeigen, der so blöd ist und nicht kapiert, dass Gargano einen billigen Schwindel veranstaltet. Allenfalls hätte der Mafioso Gargano gezwungen, ihn als mehrheitlich betei­ligten Sozius aufzunehmen. Und dann: Wie soll dieser hypothetische Mafioso geahnt haben, dass Gargano ihn betrügen wollte?«
    »Das hab ich jetzt nicht verstanden.«
    »Wir sind wohl ein bisschen langsam, ja, Mimi? Überleg doch mal. Wie kann der Mafioso darauf kommen, dass Gargano nicht erscheinen würde, um die Rendite zu zah­len? Wann ist er zum letzten Mal gesehen worden?«
    »Genau weiß ich das jetzt nicht mehr, etwa vor einem Monat, in Bologna. Er hat zu seiner Sekretärin gesagt, dass er am nächsten Tag nach Sizilien reisen wollte.«
    »Wie?«
    »Dass er nach Sizilien reisen wollte«, wiederholte Mimi Augello.
    Montalbano schlug heftig mit der Hand auf den Tisch. »Catarella ist inzwischen wohl ansteckend? Verblödest du jetzt auch schon? Ich habe gefragt, mit welchem Verkehrs­mittel er nach Sizilien reisen wollte. Mit dem Flugzeug? Mit dem Zug? Zu Fuß?«
    »Das wusste die Sekretärin nicht. Aber wenn er hier in Vigàta war, fuhr er immer einen Alfa 166 mit allem Schnick­schnack, so einen mit Computer im Armaturenbrett.«
    »Hat man ihn gefunden?«
    »Nein.«
    »Er hatte einen Computer im Auto, aber im Büro habe ich keinen einzigen gesehen. Seltsam.«
    »Er hatte zwei. Guarnotta hat sie beschlagnahmen las­sen.«
    »Und was hat er herausgefunden?«
    »Sie arbeiten noch dran.«
    »Wie viele Angestellte gab es hier in der Filiale außer der Cosentino?«
    »Zwei junge Leute, die, wie das heute so ist, alles über
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