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Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde

Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde

Titel: Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde
Autoren: Andrea Camilleri
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dann rang er sich schließlich durch und machte den Mund auf.
    »Ich war gerade wieder zu Hause. Ich war vier Monate im Krankenhaus in Palermo, dort hab ich erfahren, dass der Ragioniere mit meinem Geld abgehauen ist, mit allem, was ich hatte, nachdem ich ein Leben lang gearbeitet habe!«
    »Sie haben gestern spät abends also nicht ferngesehen?«
    »Ich hatte keine Lust, mich mit Schwachsinn zulabern zu lassen.«
    »Deswegen wissen Sie also nichts!«, rief Montalbano tri­umphierend.
    »Was sollte ich denn wissen?«, fragte Garzullo verwirrt. »Dass Ragioniere Gargano festgenommen wurde.« Aus dem Augenwinkel beobachtete der Commissario Ma­riastella. Er erwartete einen Aufschrei, irgendeine Reak­tion, aber die Frau rührte sich nicht und wirkte eher verwirrt als überzeugt.
    »Dauern? Wirklich?«, fragte der Geometra. »Mein Ehrenwort«, sagte Montalbano, der große Schau­spieler. »Er wurde festgenommen, und zwölf dicke Koffer wurden beschlagnahmt, randvoll mit Geld. In Montelusa wird noch heute Vormittag in der Präfektur mit der Rück­gabe an die rechtmäßigen Besitzer begonnen. Haben Sie eine Empfangsbestätigung über das, was Sie Gargano ge­geben haben?«
    »Natürlich!«, antwortete der Alte und schlug sich mit der freien Hand auf die Jackett-Tasche, wo man den Geldbeu­tel hat.
    »Dann ist ja alles klar, alles wieder in Ordnung«, sagte Montalbano.
    Er trat zu dem Alten, nahm ihm die Waffe aus der Hand und legte sie auf den Tresen.
    »Kann ich auch morgen in die Präfektur gehen?«, fragte Garzullo. »Ich fühl mich schlecht.«
    Er wäre umgekippt, wenn der Commissario ihn nicht auf­gefangen hätte.
    »Fazio und Galluzzo, schnell, bringt ihn ins Krankenhaus.« Die beiden stützten den alten Mann. Als er an Montalbano vorbeiging, brachte er ein »Grazii di tuttu« heraus, danke für alles.
    »Aber wofür denn«, sagte Montalbano und fühlte sich hundsmiserabel.

Zwei
    Inzwischen war Mimi Signorina Mariastella, die zwar noch immer saß, aber wie ein Baum im Wind schwankte, zu Hilfe geeilt.
    »Soll ich Ihnen etwas aus der Bar holen?«
    »Ein Glas Wasser, danke.«
    In diesem Augenblick hörten sie draußen einen Beifalls­sturm und lautes Geschrei: »Bravo! Es lebe Geometra Garzullo!« Anscheinend gab es in der Menge viele Leute, die von Gargano betrogen worden waren. »Was haben die nur alle gegen ihn?«, fragte die Frau, als Mimi hinausging.
    Sie rang in einem fort die Hände und war mittlerweile nicht mehr blass, sondern rot wie eine Tomate. »Na ja, irgendeinen Grund werden sie schon haben«, ant­wortete der Commissario diplomatisch. »Sie wissen doch genauso gut wie ich, dass der Ragioniere verschwunden ist.«
    »Ja schon, aber warum muss man gleich an etwas Böses denken? Er kann doch sein Gedächtnis verloren haben, bei einem Autounfall oder einem Sturz oder so… Ich habe mir erlaubt, bei…«
    Sie unterbrach sich und schüttelte betrübt den Kopf. »Ach nichts«, sagte sie, einen Gedanken fallen lassend. »Was haben Sie sich erlaubt?«
    »Sehen Sie fern?«
    »Manchmal. Wieso?«
    »Ich hatte von einer Sendung mit dem Titel >Bitte melde dich!< gehört, in der es um Vermisste geht. Ich ließ mir die Telefonnummer geben und.«
    »Ich verstehe. Was hat man Ihnen geantwortet?«
    »Dass sie nichts tun könnten, weil ich nicht in der Lage sei, die notwendigen Angaben zu liefern, Alter, Ort des Verschwindens, Foto, all so was.«
    Schweigen trat ein. Mariastellas Hände waren inzwischen ein einziger unentwirrbarer Knoten. Montalbanos vor sich hin dösender verflixter Bulleninstinkt wurde, weiß der Himmel, warum, plötzlich für einen Moment wach. »Signorina, Sie müssen schon auch die Geschichte mit dem Geld bedenken, das mit dem Ragioniere verschwun­den ist. Es geht um viele Milliarden, wussten Sie das?«
    »Ich weiß.«
    »Haben Sie denn irgendeine Ahnung, wo.?«
    »Ich weiß nur, dass er das Geld investierte. In was und wo, weiß ich nicht.«
    »Und hat er mit Ihnen…?«
    Mariastella schoss die Röte ins Gesicht. »Was… was meinen Sie?«
    »Hat er nach seinem Verschwinden auf irgendeine Weise Kontakt mit Ihnen aufgenommen?«
    »Hätte er das getan, dann hätte ich es Dottor Augello be­richtet. Er hat mich befragt. Ich kann Ihnen nur wieder­holen, was ich Ihrem Vice schon gesagt habe: Emanuele Gargano ist ein Mann, der nur ein Ziel im Leben hat: an­dere glücklich zu machen.«
    »Das glaube ich gern«, sagte Montalbano. Und meinte es auch so. Denn er war überzeugt, dass Ragioniere Gargano auf
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