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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)
Autoren: Jean Bagnol
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hinabging, kam ihm Rocky entgegen. Genau an dieser Stelle hatten sie gekämpft.
    »Hey Commissaire«, rief Rocky nun freundlich, »was geht?«
    »Alles ruhig.«
    »Ja, verdammt. Ist schwer, nach all der Action noch etwas zu finden, was Spaß macht.«
    »Wird schon wieder.«
    »Na, wenn du es sagst.«
    Als er kurze Zeit später am Haus von Jeffrey vorbeikam und in den Garten spähte, entdeckte er Oscar, der sich auf einem Sessel lümmelte.
    »Hachchen, da ist ja unser Killer. Wohin des Weges, Commissaire?«
    »Die Runde drehen«, sagte Mazan.
    Als Nächstes begegnete er Louise. Die Siam saß aufrecht, schlank und streng vor der Hecke, hinter der die verängstigte Manon sich einst versteckt hatte. Er sah, wie ihre Nüstern den Geruch der Paarung an ihm wahrnahmen.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll«, gestand er ihr auf einmal.
    »Das geht allen Helden so«, erwiderte sie nach einer Weile ruhig.
    Helden?
    Als ihn kurz darauf ein fauchendes, angsteinflößendes Ungeheuer mit einem schrecklichen Dingeling und dem Ruf »Ich bin ein großer, böser Kater« ansprang, blieb er einfach nur stehen.
    »Bist du schon wieder ausgebüxt?«, fragte er gutmütig, als Tin-Tin sich in seinem Hals verbiss.
    »Freibein ift niff fu Haufe.«
    Nach und nach begegneten ihm auch alle anderen Katzen der Stadt. Und alle hatten ein paar Worte für ihn. Luden ihn ein, ihr Futter mit ihm zu teilen, oder fauchten ihn wenigstens an. Als er sich dem hohen Tor näherte, auf dessen anderer Seite die Freiheit wartete, war er immer noch unentschieden.
    Herrje, er mochte diesen verrückten, liebenswerten, nervigen, warmherzigen und einzigartigen Haufen herrlicher Katzen.
    Aber reichte das, um zu bleiben?
    Als er durch das Tor schaute, fiel ihm die Gestalt auf, die mit raschen Schritten über die Straße geeilt kam. Und mit einem Mal wusste er die Antwort.
    Commissaire Mazan hatte doch noch eine Aufgabe zu erfüllen.

    »Danke« war das Einzige gewesen, das Zadira noch herausgebracht hatte. Dann war sie aus dem Haus geeilt. Mehr noch: Sie war regelrecht weggelaufen.
    Mein Commissaire Mazan.
    Während sie mit der Tasche über der Schulter und dem Bücherkarton in den Armen ein letztes Mal die Straße zu ihrem Auto hinabging, dachte sie an den Moment, in dem sie beinah auf dem Folterstuhl der Wahrheit gestorben war. Ihre Erinnerung daran war verschwommen. Doch sie sah ganz deutlich Mazans kleines Katzengesicht vor dem ihren und hörte immerzu die Schreie, mit denen er Jules herbeigerufen hatte.
    Niemand hatte ihr erklären können, warum André Ugo alias Mattia Bertani auf der Treppe gestürzt war. Zadira allerdings hatte da so eine Ahnung. Sie erinnerte sich schlagartig, dass immer Katzen in der Nähe waren, wenn etwas Wichtiges passierte. Am Tatort. Im Hotelgarten. Und schließlich: als Ugo sie beinahe getötet hatte.
    »Das, was wir nicht glauben wollen, ist oft das, was wir am meisten ersehnen«, hatte ihr Vater einst erklärt.
    Liebe. Eine bessere Welt in dieser Welt. Wunder.
    Oder eben eine Rettung durch eine geliebte Katze.
    »Vielleicht warst du mein einziges Wunder«, sagte sie leise, als sie ihre Sachen in den Lancia lud. Zadira wünschte, sie hätte es Mazan vorhin gesagt, als er sie mit seinen schönen, klugen Augen angeschaut hatte.
    Sie verschloss das Auto wieder und schaute sich noch einmal um. War er ihr vielleicht gefolgt?
    Nein.
    Jules und Jeffrey hatten sie im Krankenhaus besucht und ihr erzählt, wie sie den Weg ins Haus gefunden hatten.
    »Oscar hat Atos dahin gelockt«, versicherte ihr Jeffrey.
    »Und wir sind hinter Atos her«, ergänzte Jules.
    »Im Garten waren schon die anderen Katzen und machten Radau.«
    »Sie hauten ab, als wir eintrafen. Ich schätze wegen Atos.«
    »Oder weil sie ihre Aufgabe erfüllt hatten«, mutmaßte Jeffrey.
    »Na ja«, sagte Jules dann, »und im Haus, da hat Mazan mich zu dir gerufen.«
    »Natürlich. Und alle Katzen zusammen haben auch das Internet erfunden?«, hatte Zadira gefragt.
    Jules! Sie hatte ihn geküsst, aber das war aus Todesangst geschehen. Und aus der unendlichen Erleichterung heraus, dass sie doch nicht hatte sterben müssen.
    Das Dumme war nur: Sie erinnerte sich nicht daran, ob es ihr gefallen hatte.
    Noch einmal warf sie einen Blick Richtung Altstadt.
    Kein Commissaire Mazan.
    Dann eben nicht, dachte Zadira. Ist eh besser so.
    Zadira Matéo winkte Blandine zu, die auf der gegenüberliegenden Seite im Café auf sie wartete, um Abschied zu nehmen.

    »Gemordet aus Liebe« prangte auf
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