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Columbus

Titel: Columbus
Autoren: Waldtraut Lewin
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belogen, betrogen und schließlich umgebracht. Die Spanier erobern Mexiko, sie bemächtigen sich der Länder Mittelamerikas und dringen schließlich über Peru bis nach Chile und Feuerland vor - bis ans Ende der bewohnten Welt.
    Riesige Summen stehen auf dem Spiel. Columbus’ Sohn Diego verklagt die Krone auf Einhaltung der Verträge, die sein Vater 1492 in Santa Fé geschlossen hat. Er will seinen Anteil.
    In diesen Prozessen, die sich über Jahrzehnte hinziehen, versucht der Anwalt der Majestäten, Martín Pinzón als den eigentlichen Entdecker der Neuen Welt hinzustellen. Unzählige Zeugen werden befragt - und mit jeder Zeugenaussage wird alles nur noch verworrener, denn jede Seite versucht zu manipulieren.
    Columbus, der so erfolgreich versucht hat, den Schleier des Geheimnisses über seine Herkunft und über seinen Seeweg nach den neuen Ländern auszubreiten, hätte eigentlich zufrieden sein können. Nun war überhaupt nichts mehr klar. Der Mönch Las Casas, ein Bewunderer des Admirals, hatte zudem das Logbuch, das nun als Beweismittel hinzugezogen wurde, auseinander gerissen und neu zusammengestellt und überarbeitet, um eine für Columbus besonders vorteilhafte Version herzustellen und die Fehler des Entdeckers zu vertuschen - was die Verwirrung steigerte.
    Der realistische Visionär, der sehr wohl wusste, dass seine Reise keine Fahrt ins Blaue war, sondern der seine Informationen klug unter Verschluss hielt und nur hier und da gerade genug vorzeigte, um die Zweifelnden von seinem Unternehmen zu überzeugen, der Mann, der aufgrund der fanatischen Verfolgung des Volkes, in dem seine Wurzeln verankert waren, stets auf der Hut sein musste, der Emporkömmling, der sich selbst erfinden musste - er zerbrach an den Grenzen, die eine eng gezimmerte Gesellschaft ihm setzte. Und er zerbrach an sich selbst - an seinem blinden Eifer, an seiner Gier nach Anerkennung, an seiner Gier nach Gold.
    Dass ihm über Zeiten eine Frau zur Seite stand, die auf ihre Weise genauso kühn und außergewöhnlich war wie er selbst und für die Zeitgenossen mit dem Makel behaftet war, nicht dem Rollenklischee der tugendhaften und weitgehend passiven Frau zu entsprechen, war für ihn ein großes Glück - genau wie für sie, Beatriz, die Jägerin, die sich den ungewöhnlichsten Mann ihres Jahrhunderts »erjagt« hatte.
    Â 
    Das Rätsel um Columbus bleibt auch im Tode bestehen. Der große Reisende kommt nicht zur Ruhe.
    Erst sieben Jahre später, 1513, besinnt man sich auf den Mann und exhumiert, wie es heißt, seine Gebeine aus dem kleinen Friedhof des Klosters in Valladolid. Er wird in der Kathedrale von Sevilla beigesetzt, aber bereits 1636 nach Santo Domingo auf Hispaniola, jetzt Dominikanische Republik, gebracht. Es heißt, irgendwie seien die sterblichen Überreste dann nach Kuba gelangt und von dort wieder zurück nach Sevilla.
    In Santo Domingo allerdings behauptet man steif und fest, die berühmten Knochen hätten die Stadt nie verlassen. Es gibt also zwei prunkvolle Monumente für unseren Admiral! Wo er nun wirklich ruht, das wird wohl schwer zu entschlüsseln sein. Denn weder die Regierung von Spanien noch die der Dominikanischen Republik wollen sich ihren Mythos von ein paar eifrigen Gerichtsmedizinern kaputtmachen lassen, die DNS-Proben von den Gebeinen nehmen könnten...
    Und wer weiß: Vielleicht ruht ja der große Entdecker immer noch dort, wo damals der Friedhof von Valladolid war. Heute befindet sich dort ein Café mit einem Billardsaal.

Zeittafel
    1451
wird Isabella (Isabel) von Kastilien geboren. Das Jahr ist auch das vermutliche Geburtsjahr von Columbus. Er ist wahrscheinlich auf Mallorca der Sohn eines zum Christentum übergetretenen jüdischen Kartenzeichners und trägt den katalanischen Namen Cristovao Colom.
1462
wird Beatriz de Bobadilla, La Cazadora (die Jägerin) geboren.
1465
geht Columbus zur See.
1478
kommt die Inquisition nach Kastilien, angeführt von dem 1420 geborenen Dominikanermönch und Großinquisitor Tomás de Torquemada.
1479
gelangen die Kanaren in alleinigen spanischen Besitz. Columbus heiratet Felipa Muñóz Perestrillo und siedelt mit ihr nach Porto Santo über.
1480
wird Columbus’ Sohn Diego geboren.
1481
wird durch päpstlichen Erlass die Demarkationslinie zwischen spanischem und portugiesischem Einflussgebiet zur See festgelegt.
1484
(?) stirbt Felipa.
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