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Columbus

Titel: Columbus
Autoren: Waldtraut Lewin
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es ja die Ratschläge von Santangel, die Majestäten zu einer neuen Entdeckungsfahrt »christlich zu motivieren«. Wir wissen es nicht. Jedenfalls verfasst unser Mann ein wirres und von Frömmigkeit triefendes Traktat, genannt »Die Prophezeiungen«. Es ist eine Mischung von flammendem Aufruf zum »Heiligen Krieg« gegen die Heiden und mysteriöser Rechtfertigung aus der Bibel, die er ja sehr genau kennt.
    Die Majestäten nehmen dies Schriftstück mit höflichem Dank entgegen und legen es beiseite - wenn überhaupt, wurde es wohl nur mit Kopfschütteln gelesen.
    Inzwischen ist Isabella krank. Sie hat wohl weder die Kraft noch das Interesse, sich weiter um ihren Schützling zu kümmern.
    Zutiefst gekränkt muss Columbus erleben, dass ein anderer Statthalter in Hispaniola wird - das geht gegen die Verträge! Dass er als Vizekönig schlichtweg versagt hat, will er nicht wahrhaben. Er beginnt, gegen die Könige zu prozessieren, als wäre er tatsächlich ein Monarch auf Augenhöhe mit den katholischen Majestäten. Diese bleiben bei ihrer Entscheidung, die ausnahmsweise einmal das einzig Vernünftige war - kein »Heiliger Krieg«! Indessen werden die von Columbus in der Neuen Welt eingeführte Ausbeutung und Abschlachtung der Urbevölkerung im großen Stil fortgesetzt...
    Brennend vor Ungeduld, liegt der inzwischen schwerkranke Admiral nun den Majestäten in den Ohren: Schickt mich noch einmal los, auf eine »Hohe Reise«, um endlich die Passage zum Festland zu finden - noch immer glaubt er, nur Inseln entdeckt zu haben; Südamerika als Kontinent ist weiter unbekannt. Er zeichnet Karten, legt Pläne vor. Als das Argument »kein Geld« einmal wieder auftaucht, erbietet er sich, die Fahrt aus eigener Tasche zu bezahlen.
    Es ist anzunehmen, dass man Querulanten endlich loswerden will. Und zwar gründlich. Der Verdacht liegt nahe, wenn man erfährt, dass dem Entdecker der Neuen Welt vier winzige Karavellen für seine Expedition zur Verfügung gestellt werden, wahre Seelenverkäufer, die zu versenken es nicht einmal einen Sturm braucht. König Ferdinand, der dem einstigen Rivalen nie gewogen war, ist ein Mann nicht ohne Heimtücke. Er sieht endlich die Möglichkeit gekommen, sich den lästigen Fanatiker vom Hals zu schaffen...
    Die »Hohe Reise«, angetreten am 3. April 1502, wird zu einem einzigen Höllentrip. Sie hat schon immer die Aufmerksamkeit der Romanschreiber und Historiker auf sich gezogen, weil auf ihr alles Negative, was man sich nur vorstellen kann, eintritt. Columbus übersteht einen Hurrikan, der einer spanischen Flotte, die gerade von Hispaniola aus unterwegs zum Mutterland ist, zum Verderben wird. Bei dem gewaltigen Schiffbruch kommt unter anderem sein Widersacher Francisco de Bobadilla, der Bruder unserer Jägerin, ums Leben. Und was für ein Triumph muss es für Columbus gewesen sein, zu erfahren, dass sich nur ein einziges Schiff dieser Armada retten kann: das, in dem sein wieder freigegebenes Vermögen nach Haus transportiert wird. Dass dies ein Werk des Höchsten ist, steht für ihn außer Zweifel.
    Columbus ist 51 Jahre alt - für damalige Begriffe ein alter Mann. Gicht und heftige Malariaanfälle quälen ihn, er ist halb blind und sein Geist ist nicht mehr klar. Die Berichte, die er von dieser Überfahrt gibt, sind wirr und unverständlich.
    Und alles geht schief. Keine Meeresstraße, kein Gold. Schließlich verliert er alle vier Karavellen.
    1504 kehrt er schließlich von Hispaniola, wo man ihn ohne jede Achtung behandelt hat, mit dem schlechtesten Schiff, das aufzutreiben ist, nach Spanien zurück, ein armseliger Havarist, ein gescheiterter Mann.
    Noch immer kämpft er mit Nägeln und Zähnen um seine Privilegien, um die versprochenen Einnahmen aus den neuen Ländern. Aber er hat keine Freunde mehr. Verarmt und verbittert, stirbt der Entdecker der Neuen Welt am 20. Mai 1506 in Valladolid.

Nachspiel
    Nicht lange nach Columbus’ Tod beginnen die Schätze der Neuen Welt zu fließen. Konquistadoren, die noch brutaler und skrupelloser vorgehen als der Entdecker, dringen vor aufs lateinamerikanische Festland. Sie bringen Gewalt, Folter, Mord und Krankheiten, von denen die Urbevölkerung dahingerafft wird, und schleppen Gold, Gold, Gold nach Spanien. Die Großreiche der Inka und der Azteken vergehen in Blut und Feuer, ihre Herrscher werden hemmungslos
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