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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack
Autoren: Mario Giordano
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Mitte zwanzig, ein üppiger, fester Körper mit großen Brüsten, die im Rhythmus ihrer Angst bebten. Man hatte sie an Händen und Füßen mit schweren Ketten gefesselt und mit einem Lappen geknebelt. Die junge Frau wand sich mit weit aufgerissenen Augen, als sie den Papst erkannte. Petrus II. konnte ihren Schweiß riechen, ihre Todesangst. Schweigend trat er an den Stein und sah auf die Frau hinab. Mit einem Ruck riss er ihr den Knebel vom Mund. Ein unmenschlicher, gurgelnder Schrei entrang sich ihrer Kehle, den außer den vierzehn Männern um sie herum niemand hören konnte. Auf ein Zeichen des Papstes reichte ihm einer der Männer ein kleines Holzkreuz. Petrus II. reckte es der Frau entgegen und schlug ihr kurz mit der flachen Hand auf die Stirn, wie er es immer bei Exorzismen tat.
    »Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Sag mir die Namen.«
    Die Frau hielt für einen Moment keuchend inne, starrte den Papst nur an.
    »Die Namen! Sag mir die Namen!«
    Die Frau schüttelte heftig den Kopf, grunzte und knurrte jetzt wie ein gefesseltes Tier.
    Ungerührt trat der Papst einen Schritt zurück – und spuckte auf das Kreuz. Drei Mal. Warf es zu Boden und trat mit dem Fuß darauf. Die junge Frau wand sich in Agonie.
    »Soba iisononu cahisa!«, rief der Papst laut. »Saitan bajile caosagi.« In der gleichen Sprache hoben die Männer in den Mönchsroben wieder ihren monotonen Singsang an, während Petrus II. der Frau mit dem Blut einer frisch getöteten Ratte das doppelte Kreissymbol auf den Bauch malte.
    »Basajime! Micama ox cynuxire faboanu. Vaunala cahisa conusata ox Oanio ol yazoda! Ohyo! Ohyo! Noco Mada, hoathahe Saitan! Die Namen will ich hören! Sag mir die Namen!«
    Wieder schlug er ihr dabei auf die Stirn. Die gefesselte Frau krümmte sich wie unter unerträglichen Schmerzen, röchelte etwas Unverständliches und spie schließlich ein Wort aus.
    »URIEL!«
    Der Papst nickte zufrieden. »Ja, Uriel. Ich wusste, du bist es. Das Licht Gottes. Der Engel des Jüngsten Gerichts. Hörst du mich, Uriel? Du weißt, was ich will. Sag mir die Namen. Sag sie mir!«
    Da die Frau wieder schwieg, malte Petrus II. ihr Zeichen auf den Leib, die in keinem Alphabet der Welt enthalten waren, und sprach dabei weiter auf sie ein.
    »Die Namen, Uriel! Babaje od cahisa ob hubaio tibibipe. Uriel yolaci! Die Namen! Aalalare ataraahe! Micama Saitan. Micama cahisa. Ohyo! ohyo! Noco Mada, hoathahe Saitan!”
    Die gespenstische Zeremonie dauerte noch über zwei Stunden. Bis die Frau auf dem Stein über und über mit blutigen Symbolen und Zeichen bedeckt war und röchelnd zusammenbrach. Das Letzte, was sie flüsterte, kaum noch bei Bewusstsein und längst wahnsinnig geworden, waren die Namen.
    »Shimon Kohn … Francesca Corelli … Maggie Win … Felipe Galán … Lhakpa Gyaltsen Samudri … Marina Bihari … Frank Babcock … Nafuna Matube … Peter Adam.«
    Die Frau sprach nicht mehr weiter, lag jetzt nur noch leblos auf dem Stein, an dem Simon Petrus die erste Messe der Christenheit gelesen hatte. Monsignore Cardona notierte die Namen säuberlich in ein Notizbuch.
    »Haben Sie alle?«, fragte Petrus II.
    »Ja, Heiliger Vater.«
    Petrus II. nickte. Er zog einen schweren mittelalterlichen Dolch aus der Soutane, auf dessen Klinge das doppelte Kreissymbol, das Zeichen des Lichts, eingraviert war, küsste ihn und stieß ihn der Frau ins Herz.
    »Das Licht sei mit dir«, sagte der Papst, als die Frau mit einem Seufzer tiefster Erlösung starb. Die Männer in den Mönchsroben brachen ihren Singsang ab. Monsignore Cardona sah auf seine Armbanduhr.
    »Sie haben in einer halben Stunde einen Termin mit dem Präfekten der Glaubenskongregation, Heiliger Vater. Gehen wir?«

V
    2. Juli 2011, Nordatlantik
    D on Luigi wird gute Gründe für die Namenswahl gehabt haben«, sagte Peter und goss sich Tee nach. Er hatte Nakashima bisher schweigend und essend zugehört und fühlte sich nach der leichten Mahlzeit schon viel besser. »Und auch für alle anderen Entscheidungen. Ohne ihn hätten wir die Apokalypse nicht verhindern können.«
    Nakashima faltete seine gut manikürten und beinahe zarten Hände auf dem Konferenztisch. »Natürlich. Don Luigi ist eine ganz und gar außergewöhnliche Persönlichkeit. Ihre Kirche und die ganze Welt verdanken ihm sehr viel. Genauso wie Ihnen, Mr. Adam. Aber deswegen tragen Sie auch Verantwortung. Die ›Träger des Lichts‹ sind immer noch nicht besiegt.«
    »Es ist nicht meine Kirche«,
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